TROLLFEST waren schon immer anders und eine Nummer für sich. Mit „Flamingo Overlord“ gehen die Norweger nun noch einen Schritt weiter und veröffentlichen ihr wohl extravagantestes Album. Mit „Dance Like A Pink Flamingo“ haben die Spaßvögel zudem am norwegischen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest teilgenommen und konnten sich dabei einem größeren Publikum präsentieren. Mit Sänger Trollmannen sprachen wir über die ESC-Erfahrung, Feel-good-Orte und was Flamingos so Metal macht.
Lass uns mit dem Eurovision Song Contest anfangen. Wie kam es dazu, dass ihr mit “Dance Like A Pink Flamingo” für Norwegen beim Melodi Grand Prix angetreten seid und wie war die Erfahrung für euch?
Es war eine tolle Erfahrung, die wir sehr genossen haben. Anfangen hat es tatsächlich damit, dass die Leute hinter ESC Norway auf uns zugekommen sind, weil sie „Dance Like A Pink Flamingo“ echt gerne mochten und gefragt haben, ob wir mit dem Song mitmachen wollen. Nach reiflicher Überlegung kamen wir zu dem Schluss, dass es ein großer Spaß wäre und der Rest ist (obskure) Geschichte.
Habt ihr euch große Chancen auf die Teilnahme am ESC ausgerechnet und wart enttäuscht, dass es nicht geklappt hat? Hier in Deutschland wollten viele Leute Electric Callboy mit „Pump It!“ sehen, aber leider scheint Metal in diesem Wettbewerb weiterhin eher ein Außenseiter zu sein.
Nun, wir hatten natürlich schon Hoffnungen, haben aber keinerlei Art von Erfolg erwartet. Wir waren uns sehr bewusst, dass Metal viele Menschen verschreckt und um sicherzugehen, haben wir uns pink angezogen, um die Wenigen abzuschrecken, die nicht von den Metal-Elementen abgeschreckt wurden.
Welchen Einfluss hatte der Melodi Grand Prix auf eure Reputation in eurem Heimatland, wie wurdet ihr vom Publikum aufgenommen?
Wir sind tatsächlich besser angekommen, als wir erwartet hatten, aber es ist noch viel zu früh, um sagen zu können, wie sich das auf unsere Reputation ausgewirkt hat. Hoffentlich ist sie etwas gewachsen, die Daumen sind gedrückt.
Habt ihr den weiteren Verlauf und die Bands des ESC verfolgt? Wie findet ihr den norwegischen Beitrag von Subwoolfer?
Manche von uns sind das ganze Spektakel über regelrecht am Fernseher geklebt und haben Subwoolfer geliebt, andere waren ein wenig gelangweilt und sind kurz nach unserem Ausscheiden ausgestiegen. Da wir sieben Leute in der Band sind, gibt es über die meisten Themen unterschiedliche Meinungen und darüber sind wir auch froh. Das hält alles interessant.
Kommen wir zu „Flamingo Overlord“. Wie empfindest du das Album und was hat sich bei euch seit „Norwegian Fairytales“ getan und verändert?
Wir sind sehr glücklich mit unserem neuen Album, gemäß der Tradition denke ich, dass es unser bisher bestes Album ist. Seit dem letzten Album haben wir die Pandemie genutzt, um an unseren Gesängen zu arbeiten, ich habe angefangen Saxophon zu spielen, wir haben einen Rapper kennen gelernt und wir haben unsere Texte zum ersten mal auf Englisch geschrieben.
Wie kamt ihr auf das Flamingo-Konzept und wie lange habt ihr daran gearbeitet? Was ist so besonders an Flamingos und was macht sie so Metal?
Wie viele unsere Ideen wurde der Flamingo Overlord auf Tour geboren, als wir eines Abends Backstage herumgewitzelt haben. Insgesamt haben wir von der Idee zum fertigen Album wohl fast vier Jahre daran gearbeitet. Es gibt viele Dinge, die den Flamingo besonders machen. Sie sind Filtrierer und fressen keine Garnelen, sie leben in alkalischen Einöden, die für die meisten anderen Tiere unbewohnbar sind und die Tatsache, die sie komplett Metal macht, ist ihr Paarungsritual: Sie machen einen Moshpit und schubsen sich in ihrem Gebiet herum.
Ihr wart schon immer sehr ausgefallen und experimentell, aber könnte „Flamingo Overlord“ jetzt euer extravagantestes Album sein?
Das hoffen wir natürlich, denn das ist es, was wir versucht haben, und wir sind sehr zufrieden, wenn wir es tatsächlich geschafft haben.
„Piña Colada“ ist vielleicht schon jetzt mein Sommerhit 2022. Es ist ein echter Feel-good-Song und verbreitet so viel gute Laune. Wie kam der Song zustande und hört ihr selbst gerne Sommerhits mit spanischem Flair?
Trollbank hat den Song geschrieben, er steht voll auf Reaggeton und wir alle lieben spanisches Flair. Der Track ist entstanden, als Trollbank das ultimative Rezept für Piña Colada gefunden und sich dafür entschieden hat, nie wieder etwas anders trinken zu wollen.
Geht ihr zum Entspannen an den Strand oder habt ihr andere Feel-good-Orte, an denen ihr lieber Urlaub macht?
Auch hier gibt es wieder sieben verschiedene Antworten, da wir zu siebt in der Band sind. Einer liebt den Strand in der Tat, ein anderer aber den Wald, der dritte mag Luxus und der vierte den Schnee, der fünfte mag das Stadtleben und städtische Straßen, während es Nummer sechs zu Hause am besten gefällt und der siebte mag vor allem Boote.
Ihr seid immer für etwas Neues zu haben, so habt ihr dieses Mal etwas Rap zu „Twenty Miles An Hour“ hinzugefügt. Wie kam es dazu und denkt ihr immer darüber nach, eurem Sound neue Sachen hinzuzufügen?
Wir lieben es wirklich, neue Sachen auszuprobieren, das hält uns auf Trab und vertreibt die Langeweile. Wir haben tatsächlich ein paar Rapper ausprobiert, bevor wir unseren Mann gefunden haben, er hat mit seiner Art unserer Meinung nach aber den Nagel auf den Kopf getroffen.
Der nächste logische Gegner für den „Flamingorilla“ im Flamingoverse könnte der Flamingodzilla sein. Wie würde ein Kampf zwischen diesen beiden Abnormalitäten ablaufen und wer würde obsiegen?
Das ist eine harte Nummer. In einem Face-to-face-Kampf würde wohl Flamingodzilla gewinnen, da er wahrscheinlich viel größer wäre. Auf der anderen Seite ist der Flamingorilla mehr als nur ein gewöhnlicher Muskelprotz und kann sehr wohl schmutzig kämpfen. Er kann seinen giftigen Hodentritt einsetzen oder ein paar strategische Lügen in den Kopf von Flamingorillas Freundin einpflanzen und Sprengfallen in seinem Haus auslegen. Ich denke, das Ergebnis hängt davon auf, wer als erstes von der Auseinandersetzung weiß.
„Flamingo Libre“ klingt wie ein Drink für echte Haudegen und tapfere Trinker. Habt ihr ihn selbst probiert und wenn ja, was hat er mit euch und eurer Sicht auf das Leben gemacht?
Wir haben ihn probiert, wir haben ihn geliebt und er hat unser Lebens unendlich viel besser gemacht. Es ist leider echt schwer, da ranzukommen, aber zum Glück haben wir einige der positiven Effekte herausdestilliert und in unseren Song gesteckt, wenn du ihn also oft genug hörst, könnte dir eventuell das gleiche passieren.
Eure Videos sind sehr speziell und haben vor allem immer euren typischen Humor, auch wenn sie grundlegend verschieden sind. Wie wichtig sind Videoclips für eine Band wie euch, um zusätzliche Aufmerksamkeit und Identifikation zu erreichen und wie viel Arbeit und Planung steckt ihr in die Videos?
Es steckt viel Arbeit in unseren Videos, aber wenig Planung oder Vorbereitung. Videos sind für Bands wie uns ziemlich wichtig und können Wunder wirken, wenn man Glück hat.
Ich bin sicher nicht der Einzige, der mehr über den Aufstieg, die Herrschaft und den Untergang des mächtigen Flamingo Overlords wissen will! Wie sieht es aus mit Büchern, Comics, Animationsserien und so weiter?
Momentan sind unsere Finanzen weit davon entfernt, uns mehr als ein leeres Frühstück zu ermöglichen, aber wenn das Album okay ankommt, würden wir liebend gerne alles machen, was du erwähnt hast.
Lasst uns das Interview mit unserem traditionellen Brainstorming abschließen. Was kommt dir bei den folgenden Begriffen als erstes in den Sinn?
Aktuelles Lieblingsalbum: „A Dada” von Ruby My Dear.
Deutschland: Gutes Bier.
Bestes Film-/Serien-/Buch-Universum: Die kanadische Edition von “Last One Laughing”.
Das Beste am live spielen: Glückliche Gesichter.
Das Schlechteste am live spielen: Traurige Gesichter.
Etwas, das jeden schlechten Tag besser macht: Die richtige Art von Musik.
Das macht den Flamingo zum besten aller Vögel: Er macht fantastische Witze.
Danke nochmal für deine Zeit und bitte macht weiter seltsame, lustige und einzigartige Musik! Die letzten Worte gehören dir.
Danke vielmals, dass du mit uns gesprochen hast, dass ihr über uns lest und uns folgt. Ihr rockt!
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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