„I’m back from the dead!“ schreit Lzzy Hale direkt zu Beginn von „Back From The Dead“, voller Inbrust, Kraft und Aggressivität. HALESTORM waren glücklicherweise nie tot, für eine derart aktive und arbeitswütige Band aber muss die Pandemie und die damit einhergehende konzertfreie Zeit umso schlimmer gewesen sein. 2022 jedenfalls scheinen die Amerikaner viel nachholen zu wollen und haben einen dichten Tourkalender mit US- und Europa-Shows vor sich.
„Back From The Dead“ gibt mit seinem eröffnenden Titeltrack bereits die Ausrichtung des Albums vor: Sehr dynamisch und mit überraschender Härte gehen HALESTORM kompromisslos nach vorne und liefern modernen Hard Rock der Extraklasse ab. Im Vergleich zum teilweise zu poppigen und zahmen Vorgängeralbum „Vicious“ (2018) ist das eine bemerkenswerte Kurskorrektur hin zu wuchtigeren Nummern. Das macht sich sowohl bei den aggressiven Riffs als auch bei den krachenden Drums bemerkbar, das Quartett aus Pennsylvania geht keine Kompromisse ein.
Ein großes Herausstellungsmerkmal ist Frontfrau Lzzy Hale selbst: Ihre Bandbreite reicht von kraftvollen, kratzigen Schreien bis hin zu zarten, zerbrechlichen Gesängen. Sowohl ihre Power als auch ihre sanfte Seite sind gleichermaßen ausdrucksstark wie beeindruckend und machen sie zu einer der besten Sängerinnen der modernen Rockmusik – was für eine Stimme! Über die Jahre und vor allem seit „Into The Wild Life“ (2015) zeigte sich Hale verbessert und erwachsener, auf „Back From The Dead“ präsnetiert sie sich nun aber in der Form ihres Lebens. Diese aggressiven, kraftvollen Gesänge gehen zum Beispiel beim angehenden Megahit „Wicked Ways“ in Mark und Bein. „Brightside“ zeigt durch den häufigen Wechsel zwischen kratzigen Vocals und Klargesang wunderbar die Variabilität in ihrer Stimme.
Poppige Momente hat auch „Back From The Dead“ noch, diese sind nun aber, wie bei „Brightside“, gekonnt in das erfreulich harte Grundkonstrukt eingewoben. Tracks wie „My Redemption“ zeigen dazu eine leichte Alternative-Metal-Schlagseite und ab und an kommt trotz des insgesamt wesentlich reiferen Sounds auch noch diese nette Avril-Lavigne-Rotzigkeit durch, die vor allem auf „The Strange Case Of…“ (2012) präsent war.
„Psycho Crazy“ gibt dem Album nochmal weitere Tiefe: Wie ein Mantra wiederholt Lzzy Hale immer wieder die Zeilen „If you want crazy, i give you psycho.“ Mit den Texten von „Back From The Dead“ verarbeitet sie ihre psychischen Probleme und Depression der letzten Jahre. Der darauffolgende und abschließende Track „Raise Your Horns“ wirkt wie das erfolgreiche Ergebnis dieses Selbsttherapie- und Selbstfindungsprozesses und passt eben genau auf HALESTORM – Konzerte, die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten und die Rückkehr zur Normalität tut vielen von uns mehr als nur gut. Wenn Hale bei dieser Akustikballade erst sanft und klar singt, um später kratzig und voller Energie allen Frust, alle Last und alle Negativität aus sich herausschreit, sorgt das unweigerlich für enorme Gänsehaut.
„Back From The Dead“ ist ein starkes, vielschichtiges und wuchtiges Hard-Rock-Album und die bislang härteste HALESTORM-Scheibe. Die satte Produktion drückt gewaltig, Lzzy Hale hat sich nochmal verbessert und das Songwriting sorgt für schnörkellose, direkte Songs mit tollen Refrains. „Back From The Dead“ ist von vorne bis hinten ein überzeugendes Album mit großen Songs für große Bühnen mit großem Publikum und damit Pflichtprogramm für jeden Hörer moderner, qualitativ guter Rockmusik.
Wertung: 9 / 10