Interview mit Marius Vold von Mortem

Read the English version

MORTEM waren in den 1980er-Jahren Teil des im ”Inner Circle” in Oslo, später gründeten die MORTEM-Musiker Thorns und Arcturus. Mit anderen Worten: Mit etwas mehr Beständigkeit hätte ihr Demo-Tape ”Slow Death” der Grundstein für eine große Karriere im Black Metal sein können – und blieb doch fast 30 Jahre lang der einzige Release der Band.

Seit 2018 sind MORTEM zurück – und nach ihrem Debüt-Album ”Ravnsvart” haben sie nun auch ihr Demo von 1989 neu herausgebracht. Wie es zu diesem späten Comeback kam, warum Black-Metal-Demos manchmal eben doch neu eingespielt werden müssen und wie es mit der Allstar-Truppe nun weitergeht, berichtet Sänger Marius Vold.

Fangen wir bei eurer Auflösung 1990 an: Was ist damals schief gelaufen?
Das Demo „Slow Death“ war eines der ersten Death/Black Metal-Demos, die in Norwegen veröffentlicht wurden. Zu dieser Zeit war im extremen Metal nur Mayhem bekannt. Erst später wurden alle anderen Bands berühmt und legendär. MORTEM existierte einfach nicht lange genug, um berühmt zu werden. Aber diejenigen, die die Metalszene von Anfang an verfolgt haben, kennen MORTEM sehr gut. Es ist also nichts wirklich schief gelaufen – es ist nur eine Wendung der Ereignisse, die uns dazu gebracht hat, MORTEM aufzugeben. Tatsächlich existierte MORTEM sogar noch ein Jahr ohne die Originalmitglieder …

Ihr habt dann alle bald in anderen Projekten weitergemacht. Aber warum habt ihr MORTEM aufgelöst?
Nachdem das Demotape erschienen war, wurde es auch auf einer 7″ von einem französischen Label veröffentlicht. Wir hatten also das Gefühl, dass es sich nicht mehr nur um ein Demo handelte. Ich traf dann Snorre Ruch und wir gründeten Stigma Diabolicum, die später zu Thorns wurden. Später gründeten alle ursprünglichen MORTEM-Mitglieder eine neue Band, Arcturus.

Mehr oder weniger aus dem Nichts kamen MORTEM dann 2018 zurück, 2019 erschien euer erstes Album, „Ravnsvart“. Wann hattet ihr die Idee, die Band zu reformieren, und was war eure Motivation, das zu tun … 30 Jahre nach eurer ersten und einzigen Veröffentlichung?
Nun, eigentlich haben wir bereits 2017 angefangen, mit dem alten Material zu proben. Der Grund war das Interesse von Peaceville, „Slow Death“ neu herauszubringen – aber sie wollten einen besseren Sound, was nicht möglich war, da wir keine DAT- oder Digitalkopien von „Slow Death“ hatten. Die einzige Möglichkeit, einen besseren Sound zu bekommen, war, das Material neu aufzunehmen. Gleichzeitig war es 30 Jahre später, ein Jubiläum, was irgendwie cool ist.  Wir haben in diesen 30 Jahren auch einige Anfragen zu MORTEM bekommen …

Waren alle drei von euch sofort überzeugt, dass es eine gute Idee ist, MORTEM wiederzubeleben … oder musste der eine oder andere davon überzeugt werden?
Eigentlich musste niemand überzeugt werden. Sverd wollte wieder härtere Musik spielen als bei Arcturus und Hellhammer hat sofort zugesagt, als er gefragt wurde. Ich brauchte etwas Zeit, weil ich ja seit fast 30 Jahren raus war aus dem Spiel.

Das Material neu aufzunehmen, dürfte ein zeitaufwändiges Projekt gewesen sein. Warum habt ihr euch trotzdem dafür entschieden,  anstatt die Zeit in neues Material zu stecken?
Ja, es war ein zeitaufwändiges Projekt. Wie gesagt haben wir damit 2017 begonnen und es 2021 abgeschlossen. Da wir in der Zwischenzeit ein neues Album gemacht haben, war dieses Projekt aber zweitrangig.

Re-Recordings haben in der Black-Metal-Szene nicht den besten Ruf, vor allem, wenn es um Oldschool-Veröffentlichungen und Klassiker geht. Dimmu Borgir zum Beispiel bekamen sehr gemischte Reaktionen auf ihre „Stormblast“-Wiederveröffentlichung. Warum bist du davon überzeugt, dass es eine gute Idee ist, euer erstes Demo neu zu veröffentlichen?
Ich bin nicht davon überzeugt, dass es eine gute Idee ist, das alte Demo neu zu veröffentlichen. Aber so hatten wir die Gelegenheit, einen alten MORTEM-Song, „Satanas“, zu veröffentlichen, der 1989/1990 auf einer belgischen Platte erscheinen sollte, und Mayhems „Funeral Fog“ zu spielen, das ein altes MORTEM-Riff enthält. Ich wollte diesen Song schon immer spielen, aber ich hatte das Gefühl, dass er auf Norwegisch besser ist. Also haben wir fast alles veröffentlicht, was MORTEM damals produziert hat.

Habt ihr schon irgendein Feedback bekommen, also gab es Kommentare von Fans, die die Idee der Neuaufnahme von „Slow Death“ lieben oder auch hassen?
Tatsächlich habe ich bis jetzt noch keine Reaktionen erhalten, aber das ist wirklich egal. Es ist ja schon fertig.

Was denkst du über Re-Releases im Allgemeinen, etwa über das erwähnte Dimmu-Album oder auch die neue Version von Mayhems „Grand Declaration Of War“, um nur zwei berühmte Beispiele zu nennen? Ist ein „moderner“ Sound oder eine bessere Aufnahme immer ein Vorteil, oder siehst Du hier auch die Gefahr, dass die Einstellung verloren geht?
Ich habe da keine Präferenz. Es kommt ganz auf die Band an.

Ich war ziemlich überrascht, wie authentisch „retro“ das neue Material klingt. Wer hat den Sound gemacht und warum warst du dir sicher, dass er der richtige für dieses Projekt ist?
Alle Credits gehen an den talentierten Mr. Sverd. Sverd und Børge Finstad haben den Sound gemacht. Sie haben auch den Sound für unser Album „Ravnsvart“ gemacht. Ich persönlich weiß nur, wie man alten ’90er-Metal spielt.

Mortem - Slow Death CoverDas Original-Demo wurde von einem frischen Tape neu übertragen und auf der Bonus-CD veröffentlicht. Wo habt ihr nach all den Jahren ein gutes Tape dafür gefunden und wie seid ihr dabei vorgegangen?
Ich glaube, Sverd hatte das Originalband der ersten Kopie. Es war ein qualitativ hochwertiges Band, das all die Jahre überlebt hatte. Ich weiß, dass er das Band an Børge geschickt hat. Der hat es digitalisiert und den Ton verbessert.

Jetzt, wo Corona zumindest nicht mehr die weltbeherrschende Pandemie zu sein scheint … denkt ihr darüber nach, irgendwann mal mit MORTEM live zu spielen?
Ja, MORTEM haben bereits einige Shows gespielt … sogar während der Pandemie. In Zukunft wird es mehr davon geben!

Habt ihr im Moment irgendwelche anderen Pläne, arbeitet ihr zum Beispiel schon an neuem Material für ein neues Album?
Ja, wir arbeiten gerade an unserem zweiten Album. Das wird dann hoffentlich irgendwann 2022/2023 erscheinen.

Kannst du uns zum Abschluss noch etwas zum Stand der Dinge bei euren anderen Bands berichten?
Sverd und Arcturus arbeiten auch an einem neuen Album. Seideman hat gerade ein Full-Length-Album mit Svart Lotus fertiggestellt. Was Hellhammer betrifft, so hat er wahrscheinlich mehrere Projekte …

Danke für deine Zeit – jetzt fehlt nur noch unser traditionelles Brainstorming:
Das letzte Album, das du gehört hast:
MORTEM – Ravnsvart
Abbath:
Er ist ein „Nahsprecher“ … wenn du zu nah dran stehst, wirst du nass.
Black Metal im Jahr 2022:
Nicht konkretes
Frühling in Norwegen:
Das Inferno Festival
Wenn „Slow Death“ ein Auto wäre, wäre es …
 Ein alter amerikanischer Ford Bronco Pick Up
MORTEM in zehn Jahren:
Hoffentlich immer noch lebendig und munter.

Nochmals vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir!
Hörner hoch, bleibt true!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Publiziert am von

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert