Mit NEW HORIZON präsentieren Frontiers Music ein Projekt zweier schwedischer Musiker, die bereits durch ihre Arbeit mit den Hard-Rockern H.E.A.T. einige Bekanntheit erlangen konnten: Sänger Erik Grönwall und Multi-Instrumentalist Jona Tee. So weit, so gewöhnlich, schließlich erblicken derlei „Bands“ bei der italienischen Plattenfirma gefühlt im Stundentakt das Licht der Welt. Im Falle von NEW HORIZON besteht allerdings ein maßgeblicher Unterschied, denn es gibt allen Grund zur Annahme, dass die beiden Schweden ihre neue Zusammenarbeit völlig ohne das Zutun des Labels aus Neapel begonnen haben – egal, wie genau man das Booklet studiert, weder ist hier der fatale Zusatz „A project by Serafino Perugino“ auszumachen noch taucht der Name von Frontiers-Chefsongwriter Alessandro Del Vecchio irgendwo auf.
Mit der Ankündigung von „Gate Of The Gods“ versprachen NEW HORIZON traditionellen Power Metal im Stile der Bands, mit denen die Herren Grönwall und Tee nach eigener Aussage aufgewachsen sind. Das war nicht gelogen, denn auf seinem ersten Album huldigt das schwedische Duo mit jeder Note dem Power Metal der späten 90er und frühen 2000er und macht seine Sache dabei ausgesprochen gut. Die zehn Songs ihres Debüts verbinden allesamt kernige Riffs mit hymnischen Refrains und dezenten Keyboards, was durchweg authentisch nach den großen skandinavischen Bands der Sparte klingt.
Wie das so ist, wenn man „Musik im Stile von …“ macht, ist dabei nichts großartig Neues zu erwarten und so sind die Einflüsse von NEW HORIZON auf „Gate Of The Gods“ stets deutlich hörbar. Die treibenden Power-Metal-Hymnen „We Unite“, „Stronger Than Steel“ und „Event Horizon“ erinnern dank der Kombination aus Riff-Wänden und Keyboard-Teppich auf angenehmste Art und Weise an die Frühphase der Genre-Kollegen Bloodbound und auch ansonsten wird hier ein Querschnitt durch das Who-is-Who des melodischen Metal geboten: „Call Of The Underground“ oder „Fearless“ stecken tief im Fahrwasser von Bands wie Thaurorod, die zuckrigen Harmonien des schnellen „Stardust“ könnten auch von Dragonforce stammen und insgesamt enthält diese Platte viel von frühen Sonata Arctica und Stratovarius.
Wie gesagt, das alles ist nicht neu und NEW HORIZON agieren absolut genrekonform, das macht die Musik auf „Gate Of The Gods“ aber keinesfalls schlechter, weil die Bauteile stimmen. Sänger Erik Grönwall überzeugt mit phänomenalem Gesang und dank namhafter Gastmusiker wie Dragonforce-Flitzefinger Sam Totman oder Dynazty-Gitarrist Love Magnusson gibt es in jedem Song großartige Gitarrensoli. Überhaupt haben NEW HORIZON verstanden, wie klassischer Power Metal funktioniert, weshalb das Material stets absolut glaubwürdig ist – große Refrains, ausgefeilte Instrumentalparts und viel Spielfreude nehmen den Hörer von Anfang an mit und lassen vergessen, dass man vieles davon vielleicht auch schon anderswo gehört hat.
Bei aller Kritik, die man an Frontiers Music und ihrem Hang zur austauschbaren Meterware üben kann, ist das Label exzellent vernetzt und professionell geführt. Somit bietet es abseits der Geldmacherei ein solides Vehikel für Musiker, Ambitionen zu verwirklichen, für die ihnen sonst die Ressourcen fehlen würden. NEW HORIZON liefern dafür das beste Beispiel, denn Erik Grönwall und Jona Tee haben mit „Gate Of The Gods“ ein großartiges Power-Metal-Album der alten Schule geschaffen, das ohne das Marketing-Arsenal von Frontiers im Rücken vermutlich weitaus weniger Aufmerksamkeit generieren würde. Das wäre schade gewesen, denn NEW HORIZON bieten zwar nichts Neues, aber dafür eine ehrliche Liebeserklärung an den traditionellen Power Metal, die von Anfang bis Ende mitreißt – hoffentlich bleibt „Gate Of The Gods“ nicht ihr einziges Album.
Wertung: 8 / 10