Bei einem Bandnamen wie VANAHEIM weiß man gleich, was einen erwartet – und dennoch, oder gerade deswegen, ist „Een Verloren Verhaal“ eine große Überraschung. Die niederländisch-belgisch-deutsche Combo verarbeitet auf ihrem Debütalbum bekannte Folk-/Pagan-Elemente und erschafft daraus durch einen ganz eigenen Touch etwas Einzigartiges und Eigenständiges. Mit Bassist Mike Seidel sprechen wir über die Entstehung des Albums, das stets aktuelle Konzept sowie unterschiedliche Einflüsse und ungewöhnliche Klänge.
Hallo Mike, vielen Dank dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wie ergeht es dir dieser Tage?
Moin an dich und natürlich an alle Leser. Erst einmal vielen Dank, dass du mich zu einem Interview eingeladen hast. Ich freue mich drauf!
Mir geht es zurzeit einfach fantastisch. Wir haben vor etwa einem Monat unser VANAHEIM-Debütalbum “Een Verloren Verhaal“ nach vier Jahren sehr harter Arbeit veröffentlicht und die Rückmeldungen, die wir seit der Veröffentlichung bekommen, sind für uns einfach unfassbar! Viele vergleichen unser Album mit denen von Bands, die uns zum Musikmachen inspiriert haben und zu denen wir seit unseren Jugendjahren aufschauen und deren Alben nach wie vor zu unseren absoluten Favoriten gehören.
Das zeigt uns ganz klar, dass jeder Umweg, den wir gegangen sind, jede Hürde die wir auf uns genommen haben und jede Minute, die wir in die Realisierung dieses Konzeptalbums gesteckt haben, es absolut Wert waren, um das Album zur besten Veröffentlichung zu machen, die wir zur Zeit leisten können.
VANAHEIM ist in der germanischen Mythologie eine der neuen Welten und Sitz der Götter. Warum habt ihr euch danach benannt und welchen Bezug habt ihr persönlich zur germanischen Mythologie?
Eigentlich war die Namenswahl der Band gar nicht so spektakulär, wie manche sich das vielleicht vorstellen. Folk/Pagan Metal hat viel mit Mythologie, Naturverbundenheit und Tradition zu tun. Daher passt es optimal, einen Namen aus diesem Feld zu wählen, da die zukünftigen Hörer ja auch gleich beim Lesen des Namens eine grobe Ahnung bekommen sollen, welche Musik wir wohl spielen. Ist der Name VANAHEIM klischeeverbunden? Ja, absolut, zumindest wie ich finde. Ist das schlecht? Nicht unbedingt! Er bleibt einfach im Kopf, vermittelt eine Zugehörigkeit zu einem bestimmten Genre und ermöglicht eine leichte Einordnung in das Genre. Natürlich haben wir nichts anderes gemacht als viele andere Bands auch. „Lass uns einen Namen wählen, der cooooool klingt“. Das zieht immer! (lacht)
„Een Verloren Verhaal“ ist zwar euer Debütalbum, wirkt aber vom Songwriting bis zur Produktion schon sehr professionell. Da stellt sich direkt die Frage, warum ihr noch kein Label habt. Seid ihr auf der Suche?
Vielen Dank für deine positiven Worte bezüglich des Songwritings und der Produktion des Albums. Wir haben nicht wirklich nach einem Label zur Veröffentlichung des Albums gesucht, weil uns eigentlich von Anfang an klar war, dass ein Independent-Release bei der Größe, die die Band momentan hat, sehr wahrscheinlich das Beste wäre. Außerdem hätte die Suche nach einem Label die Veröffentlichung des Albums bestimmt noch um ein weiteres Jahr verzögert. Unsere erste EP “The House Spirit“ haben wir im Jahr 2017 veröffentlicht und seitdem sind inzwischen auch schon fünf Jahre vergangen. Für eine eher kleinere Band wie uns ist das ein sehr langer Zeitraum und dessen sind wir uns durchaus bewusst.
Die zweite Sache ist, dass der Status von einem Vertrag mit einem Label heutzutage lange nicht mehr so attraktiv ist, wie es mal war. Mit den heutigen Mitteln und durch das Internet ist man als Band in vielen Dingen einfach fähig, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
Dies ist selbstverständlich mit sehr viel Arbeit verbunden, da dir keiner die Arbeit abnehmen kann. Das Schreiben von neuer Musik, das Produzieren der Songs, das Planen der Veröffentlichung, das Erstellen von Social Media Content, das Buchen von Konzerten, die Distribution, Promotion, die Verwaltung des Webshops und das Verschicken der Merchandise Bestellungen. Das sind alles Dinge, die sehr zeitaufwendig sind und damit wird die Band, die mal als ein Hobbyprojekt angefangen hat, ganz schnell zum zweiten Vollzeitjob, der im momentanen Status der Band noch nicht genug Geld einspielt, um in unseren Vollzeitjobs etwas kürzer zu treten, um sich mehr auf die Band zu konzentrieren.
Das hat natürlich den positiven Aspekt, dass man eine direkte Verbindung zum Ergebnis hat, da man ja schließlich selbst dafür verantwortlich war. Man kann also alles ganz nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen lenken. Dabei bleibt nur zu beachten, dass man daran nicht zugrunde geht und auch wir sind während der Produktion des Albums an unsere persönlichen Grenzen gestoßen und haben sie sogar weit überschritten.
Das heißt, für die Zukunft müssen wir uns auf jeden Fall überlegen, ob wir uns etwas Unterstützung holen, um viele Dinge einfacher für uns zu gestalten und die Arbeit mehr aufteilen können. Das würde also für ein Label sprechen. Je nachdem, wie der Vertrag dann aussehen würde, versteht sich.
Euer Folk/Pagan Metal auf „Een Verloren Verhaal“ bedient sich zwar den typischen Elementen der Genres, wirkt aber dennoch eigenständig und frisch. Was denkst du, woran das liegt und was macht ihr anders als andere Bands des Genres?
Das könnte daran liegen, dass wir sehr viele unterschiedliche Einflüsse in der Band haben. Wir ziehen viel Inspiration von ganz unterschiedlichen Dingen. Zino, der hauptsächlich für den Gesang und die Orchestrationen und einige Folkinstrumente zuständig ist, lässt sich z.B. oft von World-Music, traditioneller Folk-Musik aus der ganzen Welt aber auch kulturellen Einflüssen inspirieren. Andere Bandmitglieder, wie unter anderem Michael, haben eher einen Death- oder Tech-Death-Metal-Hintergrund und kommen eigentlich aus einem anderen Genre.
Mit “Een Verloren Verhaal“ haben wir wirklich versucht, etwas komplett Einzigartiges zu erschaffen, dass es in dieser Art vorher noch nicht gegeben hat. Ich persönlich denke, dass es auf die richtige Mischung ankommt. Merkmale, die man bei anderen Bands schon gehört hat, erleichtern es dem Hörer eine schnelle Verbindung zur Musik zu schaffen. Dabei muss man natürlich aufpassen, dass man andere nicht kopiert und in Allem seinen eigenen Twist einbringt. Wir haben z.B. eine für das Genre eher untypisch tiefe Gitarrenstimmung (Drop A), die einige Parts sehr heavy und aggressiv/böse oder wuchtig klingen lässt und bringen auch den einen oder anderen Part ein, den man eher bei anderen Musikgenres vermutet hätte.
Es ist also altes und bekanntes gepaart mit neuem und frischem. So in etwa würde ich das beschreiben.
Welche Pagan-Folk-Bands haben euch beim Songwriting besonders beeinflusst? Ich meine, Einflüsse von Moonsorrow, Wintersun, Týr und Heidevolk herauszuhören. In manchen Momenten bei etwa „Reuzenspraak“ klingen dazu auch ein paar Power-Metal-Elemente durch, wie Chorgesänge, die etwas an Powerwolf erinnern.
Das ist wirklich schwer zu sagen und ich denke, ich kann dir gar keine bestimmten Bands des Genres nennen, die einen besonderen Einfluss auf das Album hatten. Wie du selbst schon gesagt hast, sind in unserer Musik einige Vergleiche zu anderen Bands zu ziehen und das ist auch absolut nicht von der Hand zu weisen. Auch wir erfinden das Rad nicht neu. Auf die ein oder andere Art hat es alles irgendwann schon einmal gegeben. Wir versuchen allerdings, die Dinge etwas anders zu verpacken.
Einige von uns sind absolute Moonsorrow-Fans und auch Wintersun gehört zu der Musik, die wir gerne hören. Als direkten Einfluss würde ich sie aber trotzdem nicht benennen. Im Allgemeinen sind wir, wie viele andere auch, große Fans von finnischen Metalbands.
Beim Songwriting seid ihr alle vier beteiligt. Wie läuft das bei euch ab, wie fügt ihr eure Ideen zusammen und wie lange dauert es etwa von den ersten Parts bis zu einem fertigen Song?
Inzwischen sind wir eine sehr internationale Band geworden, da die Bandmitglieder über die Niederlande, Belgien und Deutschland verteilt wohnen. Dies allein ist natürlich in Bezug auf das Songwriting und die Corona-Situation eine ganz andere Herausforderung. Ich würde sagen, dass unser Debütalbum zu 75% online entstanden ist. Wir haben Ideen über das Internet ausgetauscht und uns regelmäßig neue Riffs oder Parts zugeschickt und Skypemeetings im Brainstorm-Style durchgeführt. Jeder von uns war zum Glück in der Lage, Ideen bei sich zuhause aufzunehmen und an die anderen zu verschicken, denn es gab wirklich eine Zeit, in der wir uns anderthalb bis zwei Jahre nicht persönlich gesehen haben!
Das kann man sich gar nicht vorstellen. Wir sind über die Jahre beste Freunde geworden und wenn man seine besten Freunde für so eine lange Zeit nicht sehen kann, dann ist das wirklich hart, gerade wenn man daran ist ein Debütalbum zu schreiben. Vereinzelt gab es auch persönliche Treffen, bei denen der Fokus 100% auf der Musik lag, aber das war eher eine Seltenheit.
Generell kann ich dir leider nicht sagen, wie lange die Entstehung einer unserer Songs dauert. Es können Wochen sein, in anderen Fällen sind es eher Monate oder Jahre. Dabei kommt es ganz darauf an, worauf wir unsere Prioritäten zu diesem Zeitpunkt legen und wann man die Ideen für den nächsten Part oder die gesuchte Melodie bekommt. Manchmal haben wir Wochen, in denen wir super produktiv sind und gefühlt ein halbes Album in die Pre-Production-Phase bringen und dann kann es wieder lange Durststrecken geben, in denen wir einfach mit anderen Sachen beschäftigt sind oder keine Inspiration für neue Musik haben.
Auf dem Album passiert musikalisch unglaublich viel, so viele Instrumente sind zu hören und die Songstrukturen sind meist auch ungewöhnlich und dadurch spannend. Wolltet ihr so viel Abwechslung wie möglich auf „Een Verloren Verhaal“ packen und alles reinstecken, was ihr euch vorgestellt habt?
Manche von uns hatten, bevor die Songs entstanden sind, schon eine klare Vision davon, wie die Songs am Ende werden und wie manche Parts klingen sollen. Dazu kommt auch, dass “Een Verloren Verhaal“ ein Konzeptalbum ist, mit dem wir eine zusammenhängende Geschichte erzählen. Auch die Musik nimmt darauf einen Einfluss. Daraus sind auch die abwechslungsreichen und ungewöhnlichen Songstrukturen entstanden. Die Lieder wandeln sich praktisch zusammen mit der Geschichte. Dies kann man z.B. sehr gut in dem zweiten Song des Albums “Onbevangen“ hören. Hierbei ist das Ende des Songs völlig losgelöst von all dem, was vorher im Song zu hören war.
Bezüglich der Instrumentierung ist zu sagen, dass wir große Fans von ungewöhnlichen oder außergewöhnlichen Instrumenten im Metal sind. Jedes Instrument hat einen anderen Klang, andere Möglichkeiten und kann damit auch andere Gefühle oder Emotionen entstehen lassen. Beim Schreiben der Songs haben wir sehr darauf geachtet, welche Instrumente zu welchem Part passen würden, um ein bestimmtes Gefühl oder eine bestimmte Klangfarbe zu vermitteln. Dies ist natürlich ein großer Aspekt der kompletten Orchestrierung des Albums.
„Een Verloren Verhaal“ ist ein Konzeptalbum, in dessen Geschichte die Menschen und die Natur gegeneinanderstehen. Kannst du die Story kurz umreißen?
Ja, ganz genau! Ein Menschenstamm entdeckt ein vorher unbekanntes Land und beginnt dort eine Siedlung zu errichten. Dafür brauchen die Menschen Ressourcen, die sie aus der nahgelegenen Umgebung nehmen, ohne sich darum zu kümmern, in wessen Reich sie da eigentlich eingedrungen sind… nämlich das Reich der Riesen. Sie berauben praktisch die Natur um ihre Schätze, holzen Teile des Waldes ab, jagen Tiere, um Nahrung zu bekommen und bemerken dabei nicht, dass sie die ganze Zeit unter Beobachtung der Matriarchin Mutter Natur stehen.
Nach einer gewissen Zeit mobilisiert diese ihre Kräfte, um den Menschen Einhalt zu gebieten und es entbrennt ein furchtbarer Kampf zwischen Mensch und Natur. Dabei spielt eine bestimmte Person des Menschenstammes eine wichtige Rolle, die später auch den Wendepunkt der Geschichte darstellt. Ein kleiner Tipp an dieser Stelle, es lohnt sich beim Hören des Albums nicht nur die Texte zu verfolgen, sondern auch das Artwork zu betrachten, denn die Geschichte spiegelt sich im Artwork wider!
Wie bedeutend ist das Thema Klimawandel und -schutz für euch und was müsste passieren, um weitere Schäden an der Natur und Umwelt zu verhindern?
Das Thema Klimaschutz ist auch ein wichtiges Thema für uns. So wichtig, wie es für alle Menschen sein sollte. Es lassen sich auch deutliche Parallelen zwischen Albumstory und der heutigen Situation ziehen, obwohl wir nicht im direkten Einfluss darunter gestanden haben und nicht vorhatten, eine “versteckte Nachricht“ an alle Hörer zu vermitteln. Wir haben die Story sehr offen für Interpretationen gelassen, so dass jeder eine eigene Interpretation der Albumstory und der Lyrics machen kann.
Klimaschutz und Klimawandel sind auf jeden Fall Themen, die mehr Aufmerksamkeit verdienen und die leider bei vielen Menschen noch nicht in den Köpfen angekommen sind. Auf deine Frage, was man verändern müsste, um weitere Schäden an der Natur und Umwelt zu verhindern, gibt es für mich persönlich nur eine richtige Antwort: Unser ganzes Lebenssystem in allen Aspekten müsste komplett umgestellt und verändert werden. Es müsste eine Veränderung in allen Gesellschaftsschichten stattfinden. Egal ob arm oder reich, ob einflussreich oder nicht. Jeder müsste seinen Teil dazu beitragen und dies an jeden Menschen zu vermitteln, stelle ich mich sehr schwierig, aber nicht unmöglich vor. So wie ich das sehe, wird momentan auch noch an falschen Stellen geforscht und einige der größten Umweltverschmutzer bleiben nach wie vor unberührt. Hier ist es nötig, an den richtigen Schrauben zu drehen.
Das Album ist in vier lange Metaltracks mit zwei akustischen Zwischenspielen aufgeteilt. Sind die einzelnen Songs abgeschlossene Parts der Geschichte? Vor allem der bombastische Anfang von „Gevallen in de Nacht“ lässt einen filmreifen, von der Erzählung getriebenen Aufbau erahnen.
Ja und nein. Man könnte es so sehen, dass jeder Song ein abgeschlossener Part der Geschichte des Albums ist, wenn man es aber anders betrachtet, dann handelt der erste Song “Uit Steen Geslagen“ von der Geschichte, Entstehung und Herkunft der Riesen, die das Land seit sehr vielen Jahren bewohnen.
Der zweite Song “Onbevangen“ erzählt einen Teil der Geschichte aus der Sicht der Menschen und des Stammes, der sich gerade im neu entdeckten Land ansiedelt und lässt erahnen welche Ambitionen die Menschen dort haben und welche Werte ihnen am wichtigsten sind.
Der dritte Song “Rusteloos“ ist ein akustischer instrumentaler Song, der dem Hörer eine Verschnaufpause gönnen soll, denn in den Metalsongs passiert wirklich sehr viel und es klingt alles sehr bombastisch. Das kann auf Dauer sehr anstrengend und konzentrationsraubend sein. Da kommt ein sehr minimalistischer Song gerade recht.
In dem vierten Song “Reuzenspraak“ gibt es den Wendepunkt der Geschichte, der durch eine bestimmte Person des Menschenstamms hervorgerufen wird.
Als fünften Song gibt es den nächsten akustischen Song, der den Namen “Verloren“ trägt und der dieses Mal mit Lyrics und Gesang geschmückt ist. Hier wird die Geschichte wieder aus der Sicht der Menschen erzählt, denen es inzwischen gar nicht mehr so gut geht.
Der letzte und längste Song des Albums ist “Gevallen in de Nacht“, welcher den erbitterten Kampf zwischen Mensch und Natur im Fokus hat. Hier kommen die großen Mächte der Natur zum Einsatz, um den Menschen einen finalen Schlag zu verpassen und der Natur den Freiraum zur Erholung zurückzubringen. Wie das Ganze dann letzten Endes ausgeht, könnt ihr euch ja dann selbst anhören und euch dazu eine eigene Interpretation der Geschichte ausmalen.
Die Lyrics sind alle auf Niederländisch gesungen, wieso habt ihr euch dafür entschieden? Dass ihr offizielle Übersetzungen für Deutsch, Englisch und Französisch anbietet, finde ich sehr gut, vor allem da es um ein Konzeptalbum geht.
Drei Viertel der Band sind Niederländer und es ist natürlich immer einfacher sich in seiner Muttersprache auszudrücken und Geschichten zu erzählen als in einer nachträglich erlernten Sprache, die man nicht auf dem gleichen Level beherrscht wie die Muttersprache. Es ist einfach mit mehr Emotionen und Gefühl verbunden. Im Folk/Pagan Metal ist es außerdem nichts Außergewöhnliches, in seiner Muttersprache zu singen. Es ist sogar ein typisches Merkmal des Genres, denn der Folk/Pagan Metal hat auch viele Berührungspunkte in Kultur, Mythologie und Tradition. Dabei identifiziert man sich umso mehr mit der eigenen Sprache und dem Herkunftsland. Auch wenn viele Menschen die Texte nicht auf Anhieb verstehen, schwingen doch immer die sehr ausdrucksstarken Emotionen mit, die etwas vermitteln, das über die Kommunikation mit Sprache und Wörtern hinaus geht.
Wie wir schon besprochen haben, handelt es sich bei uns um ein Konzeptalbum und da möchten wir auf jeden Fall, dass auch die Geschichte genügend Aufmerksamkeit bekommt. Deswegen haben wir uns dazu entschlossen, die Texte in die Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch zu übersetzen. Auf diese Weise können auch Menschen, die kein Niederländisch verstehen, die Story des Albums beim Hören verfolgen. Dabei haben wir Hilfe von Personen in Anspruch genommen, die jeweils Niederländisch und eine andere Sprache fließend beherrschen. Entweder haben sie die zweite Sprache studiert oder beherrschen sie ebenfalls durch z.B. eine zweisprachige Erziehung der Eltern auf einem hohen Niveau. Trotzdem sind manche Zeilen schwer zu übersetzen und es war ein bisschen Kreativität gefragt, um die richtige Bedeutung der Texte in anderen Sprachen zu bekommen.
Als Bonus-CD gibt es das Album in der „Folkestral“-Version – nicht nur ohne Gesang, sondern sogar mit neuen Arrangements. In diesen Versionen erinnern die Songs sehr an epische Filmscores. Wie kam es dazu, warum war es euch wichtig, diese Versionen auch zu veröffentlichen?
Wir haben während der Produktion des Albums gemerkt, dass viele der orchestrierten Elemente durch das donnernde Schlagzeug, die verzerrten Gitarren und den harschen Gesang wenig oder sogar unhörbar werden, weil sie zu sehr im Hintergrund stehen oder im Frequenzgemisch einfach untergehen. Wir haben wirklich sehr viel Zeit mit der Orchestrierung gebraucht, da sie eben auch sehr detailliert und feinfühlig ist und deswegen fanden wir es sehr schade, dass vieles davon am Ende nicht zu hören ist.
Wir hatten daraufhin die Idee, dass Album ebenfalls als „Folkestral“-Version zu veröffentlichen, um den Orchestrierungen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Weil wir uns nicht sicher waren, wie die zweite Version des Albums bei den Fans ankommen würde, haben wir ein Online-Voting durchgeführt, bei dem sich ganz klar gezeigt hat, dass unsere Fans auf jeden Fall die „Folkestral“-Version des Albums hören wollen, auch wenn die “normale“ CD-Version dadurch ein Upgrade mit der zweiten CD bekommt und dadurch etwas teurer wird.
Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum: „Vanagandr“ von Thyrfing, „Halo“ von Amorphis oder „Zerfall“ von Finsterforst. Ist ja auch schon wieder etwas älter.
Eurovision Song Contest: Gut, um mehr Aufmerksamkeit auf die Musik als Hauptmedium zu lenken, da bei Filmen oder Spielen die Musik trotz ihrer Wichtigkeit eher eine Hintergrundrolle spielt. Ansonsten ist der ESC ja stark umstritten. Und das natürlich auch zu Recht! Wir sehen ja, wie es dieses Jahr mit Eskimo Callboy lief… da braucht es keinen weiteren Kommentar mehr.
Bestes Buch-/Film-/Serien-Universum: „Star Wars“ – auch nach der Übernahme von Disney, ihr Halunken!
Zu diesem Film / dieser Serie würden wir gerne den Soundtrack schreiben: „The Witcher“.
Entspannung: Gibt es leider viel zu selten und muss man sich ab und zu einfach nehmen, auch wenn die Zeit drängt und andere Aufgaben darauf warten erledigt zu werden.
Etwas, das einen schlechten Tag besser macht: Musik natürlich!
VANAHEIM in zehn Jahren: Unterwegs auf den größten Bühnen dieser Welt mit hoffentlich zwei neuen Alben, einer Menge neuer Fans und noch immer viel Spaß innerhalb der Band, mit vielen schlechten Witzen und den gleichen Bandmitgliedern. Diese Jungs sind einfach pures Gold!
Nochmals vielen Dank für deine Zeit und viel Erfolg für „Een Verloren Verhaal“! Die letzten Worte gehören dir.
Ich möchte mich bei dir, Stefan, und Metal1.info bedanken für dieses tolle Interview und diese sehr vielfältigen Fragen. Natürlich auch ein großes Dankeschön an alle Leser und Hörer, die VANAHEIM bereits kennen oder vielleicht neue Interessierte sind, die noch nie von unserer Band gehört haben. Wenn ihr die Gelegenheit habt, dann kommt auf jeden Fall mal zu einem unserer Konzerte. Wir bieten viel Epik, Melodie, harte Nackenbrecher und das alles gepaart mit jeder Menge Spaß!
Zum Schluss noch einmal ein riesiges Dankeschön an alle, die Blut, Schweiß, Tränen, Kraft und Energie in “Een Verloren Verhaal“ gesteckt haben. An diesem Album, wie ihr es jetzt sehen und hören könnt, waren insgesamt über 30 Personen beteiligt, ohne deren Hilfe dieses Album ganz anders geworden wäre. Mit diesem Debütalbum ist uns wirklich ein Traum in Erfüllung gegangen und wir sind unglaublich dankbar dafür!
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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