Interview mit Henrik “Henkka” Klingenberg von Sonata Arctica

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Nach 20 Jahren und zehn Studioalben haben SONATA ARCTICA mehrfach bewiesen, dass sie großartige Songwriter sind. Nach einigen Verschiebungen erscheint nun mit „Acoustic Adventures – Volume One“ ein besonderes Album, auf dem die Finnen ihre eigenen Songs in ein akustisches Gewand stecken. Mit Keyboarder Henrik “Henkka” Klingenberg sprachen wir über persönliche Erfahrungen mit der Pandemie, die spannende Umarbeitung der Lieder und darüber, dass die Platte gar nicht wirklich akustisch ist.

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Nach einigen Verschiebungen könnt ihr endlich „Acoustic Adventures – Volume One“ veröffentlichen. Wie fühlt es sich an, nun endlich die Studioversionen teilen zu können?
Wir haben lange gewartet, um diese Songs sozusagen endlich mit der Welt teilen zu können. Das Album war 2020 eigentlich schon fast fertig, es ist also schon einige Zeit vergangen. Es ist eine große Erleichterung, dass es nun endlich rauskommt.

Leider musste eure Tour auf September / Oktober 2022 verschoben werden. Wie ist die Corona-Situation momentan in Finnland und wie siehst du die Aussichten auf Besserung in 2022?
Nun, ich bin kein Experte, was also Vorhersagen für das nächste Jahr angeht, habe ich keine Ahnung. Im Moment verschlechtert sich die Situation bei uns, aber selbst, wenn die Dinge in Finnland in Ordnung wären, bleibt es immer noch ein globales Problem, und ich denke, es wird leider einige Zeit dauern, bis wir wieder zur Normalität zurückkehren, was auch immer das bedeutet.

Wie hast du die Pandemie erlebt? Haben sich deine Prioritäten verschoben, hast du etwas dazugelernt?
Ich fand es emotional sehr stressig, an einem Tag bucht man Shows und am nächsten Tag verschiebt man sie oder sagt sie ab, also war es bezogen auf die Arbeit wirklich furchtbar… und ist es immer noch. Auf persönlicher Ebene ist meine Familie das Wichtigste, also war es schön, Zeit zu Hause verbringen zu können. Abgesehen davon vermisse ich es sehr, live zu spielen…. und natürlich mit den Jungs abzuhängen, was wir in letzter Zeit nicht wirklich tun konnten.

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Wann und wie hattet ihr zuerst die Idee, eure Songs auf akustische Weise umzuschreiben?
Wir haben 2016 und 2019 ein paar Akustik-Touren gespielt und die Leute fragten nach einer Platte. Uns haben diese Shows auch sehr gefallen, also wussten wir, dass es irgendwann eine Aufnahme geben musste… und da wir keine Konzerte spielen durften, war jetzt ein guter Zeitpunkt, um einen ganzen Haufen Musik aufzunehmen.

„The Rest Of The Sun Belongs To Me“ war der erste Track, den ihr akustisch umgeschrieben habt, richtig? Warum hat alles mit diesem Song angefangen?
Ich weiß nicht, ob es wirklich mit diesem Song angefangen hat, aber er war einer der vielen Songs, die nicht wie das Original klangen, und er funktionierte auch live sehr gut. Masi Hukari, unser lieber Freund und zusätzliches Mitglied auf den Touren 2016 und 2019, hat auch bei dieser Version viel beigetragen…. und da es so toll geworden ist, haben wir beschlossen, das Live-Arrangement so aufzunehmen, wie wir es auf der Tour 2019 gespielt haben.

sonata-arctica-acoustic-adventures-volume-oneWürdest du sagen, dass die Tracklist auf den „Acoustic Adventure“-Alben eine Art Best-of darstellen? Auf welche Weise habt ihr die Songs ausgewählt?
Wir haben mit der Setlist der Tour angefangen und die Songs ausgewählt, von denen wir dachten, dass sie live gut funktionieren. Danach haben wir angefangen, unseren Backkatalog durchzugehen und verschiedene Tracks auszuprobieren. Einige haben funktioniert, andere nicht, also war es eine Trial-and-Error-Methode, was natürlich einige Zeit in Anspruch nahm.

Warum haben einige Tracks als akustische Versionen nicht funktioniert? Haben sie einfach nicht in das akustische Gewand gepasst?
Nun, einige der Sachen, die wir ausprobiert haben, klangen einfach nicht gut, so wie wir versucht haben, sie zu spielen…. vielleicht können wir beim nächsten Mal etwas anderes ausprobieren und dann funktioniert es, wer weiß.

Ein Track wie „Tallulah“ ist schon in der Originalversion mit vielen akustischen Gitarren eher ruhig. Ist das Umarrangieren einer Ballade schwieriger als bei härteren Songs, weil man in der akustischen Version eine gewisse Abgrenzung zum Original braucht?
Bei „Tallulah“ gab es eigentlich nicht so viel Arrangementarbeit, die Version ist meiner Meinung nach ziemlich nah am Original. Ich denke, einige Songs erfordern mehr Arbeit als andere, aber ich würde nicht sagen, dass Balladen einfacher sind als harte Songs…. „For The Sake Of Revenge“ zum Beispiel hat eine Menge Arbeit benötigt, obwohl der Song nicht wirklich heavy ist.

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Das Album ist sehr abwechslungsreich und die Songs haben alle einen ganz eigenen Charakter bekommen. „Paid In Full“ macht mit seiner Country-Note sehr viel Spaß, während „For The Sake Of Revenge“ sehr traurig ist und „Tonight I Dance Alone“ eine intime, melancholische Atmosphäre hat. Habt ihr verschiedene Tracks in unterschiedlichen Versionen ausprobiert?
Wir haben an den Tracks solange herumprobiert, bis sie sich gut angehört haben. Meistens aber hatten wir direkt eine gute Vorstellung davon, ob es funktionieren würde oder nicht, sobald wir mit einem Song angefangen hatten. Wenn es nicht funktioniert hat, haben wir die Idee fallen gelassen und wenn es okay klang, haben wir solange weiter daran gearbeitet, bis es gut war.

Hast du selbst ein Lieblingslied auf der Platte?
„For The Sake Of Revenge”, zumindest momentan. Ich denke, mit dem Song haben wir wirklich etwas Besonderes geschaffen.

Im Gegensatz zum Albumtitel ist das Album nicht komplett akustisch, ich höre zum Beispiel einige E-Gitarren oder verzerrte Bässe und natürlich spielt dein Keyboard eine große Rolle. Würdest du sagen, dass die Songs eher Neuinterpretationen von akustischen Stücken sind als wirklich akustische Versionen?
Das ist auch der Grund, warum wir es „Acoustic Adventures“ nennen, da es nicht komplett akustisch ist. (lacht) Wir haben uns wirklich Mühe gegeben, als wir entschieden haben, welche Art von Sounds wir verwenden wollten und haben mit unserem Produzenten Mikko Tegelman viele verschiedene Dinge ausprobiert. Was die Keyboardsounds angeht, haben wir ein akustisches Klavier, ein elektrisches Klavier, eine Hammond-Orgel, ein bisschen Mellotron und ein analoges Synthesizer-Pad verwendet, also gibt es nicht wirklich viele „moderne“ Sounds, auch wenn das einzige wirklich akustische Instrument das Klavier ist…. Was die Gitarren betrifft, so ist es ziemlich dasselbe, die meisten sind akustisch mit ein paar zusätzlichen Sachen hier und da.

Welche Bands, Platten, Musiker oder Genres haben euch beim Erstellen der akustischen Versionen beeinflusst?
Wir hatten nicht wirklich direkte Einflüsse, aber ich bin mir sicher, dass jeder seine eigenen „akustischen Favoriten“ hatte. Ich glaube, wir haben etwas geschaffen, dass sich von bisher gemachten Verschmelzungen von akustischen Versionen mit elektrischen Einflüssen ein wenig unterscheidet. Es liegt aber nicht an mir, das zu beurteilen.

Wie unterscheiden sich die Studioversionen von den Liveversionen der „Acoustic Adventure“-Touren?
Ich glaube, bei den Studioversionen gibt es mehr Gesang, für die nächste Tour müssen wir also unseren Hintergrundgesang ausbauen. (lacht) Abgesehen davon wurden manche der Songs noch gar nicht live gespielt, da wird sich also erst noch rausstellen, wie sie live klingen werden.

Ist es für euch auch eine Option, ein eigenständiges Akustikalbum mit komplett neuen akustischen Songs aufzunehmen?
Natürlich ist das eine Option, aber aktuell wird das nicht passieren. Für uns sind die „Acoustic Adventures“ ein Konzept, mit dem wir bekannte SONATA-ARCTICA-Songs mehr oder weniger akustisch spielen können. Ein originäres Album in diesem Stil wäre etwas ganz anderes. Der momentane Plan ist, dass die nächste Platte wieder ein Heavy-Metal-Album wird!

Kannst du über das nächste Metal-Album schon mehr erzählen?
Nach dem zweiten „Acoustic Adventures“-Album, das im Herbst 2022 erscheinen wird, wird das nächste Album wieder ein „normales“ Heavy-Studioalbum wie zuvor… Ich habe keine Ahnung, was danach passieren wird, hoffentlich können wir dann wieder wie gewohnt auf Tour gehen.

Sonata Arctica

Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum: Funkyfy Your Life – The Meters Anthology.
Bestes Film-/Serien-/Buch-Universum: Das Buch “Further Adventures of a Grumpy Old Rock Star” by Rick Wakeman.
Winter: Zu kalt.
Etwas, das jeden schlechten Tag besser macht: Bier. (lacht)
Hoffnung für 2022: Gesund bleiben und die Möglichkeit bekommen, wieder für die Leute spielen zu können.

Nochmals vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir.
Danke an alle für den Support. Ich freue mich wirklich darauf, endlich wieder raus zu können und euch zu unterhalten… Währenddessen, bleibt gesund und glücklich. Cheers & Beers!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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