Das Cover von "Alive Again" von Blacksword

Review Blacksword – Alive Again

Power-Metal-Bands aus Russland sind über die Landesgrenze hinaus oft nur wenig bekannt und solche, die nicht in ihrer Muttersprache singen, sucht man ohnehin wie die Nadel im Heuhaufen. Am ehesten kommen hier noch Aria, eigentlich Ария, in Frage, die manchem Genre-Die-Hard ein Begriff sein könnten und seit 1985 stolze 17 Alben veröffentlicht haben – aber eben auf Russisch. Eine Ausnahme sind somit BLACKSWORD, die nicht nur aus dem entlegenen Sibirien stammen und Power Metal spielen, sondern obendrein seit jeher auf Englisch singen. Über zehn Jahre nach ihrem Debüt „The Sword Accurst“ konnten sich die Burschen einen Vertrag mit No Remorse Records sichern und wagen nun mit ihrer zweiten Platte „Alive Again“ den Neustart.

Auf ihrem zweiten Album gelingt es BLACKSWORD elegant, Modernes mit Traditionellem zu verbinden: Schon der druckvolle Einstieg „Iron Will“ zeigt, dass die Truppe sich klar als Power-Metal-Band versteht, gleichzeitig aber auf moderne Wucht setzt. Songs wie „Barbarian Born“, „The Last Viking“ oder der Titeltrack kombinieren also die Eingängigkeit und Melodiebetontheit des Genres mit unerwartet fetten, durchschlagskräftigen Riffs, was eine ziemlich ansprechende Mischung ergibt. Zwar offenbart die Band in Nummern wie „Long Lost Days“ vor allem norddeutsche Vorbilder wie Helloween oder Stormwarrior, dank der erwähnten Riffmacht und einer entsprechend muskulösen Produktion ist „Alive Again“ aber eher mit der Musik von Mystic Prophecy zu vergleichen.

Zudem bringt die Truppe mit Mike Livas einen Sänger mit, der für ihre Musik nicht besser hätte gewählt werden können: Der gebürtige Grieche mag insgesamt nicht die individuellste Stimme haben, verfügt dafür aber über einen beeindruckenden Umfang. Mit einer Reichweite von typischem Power-Metal-Gesang über beeindruckende Screams bis hin zu reichlich aggressiven Tönen setzt der Mann dem ohnehin schon abwechslungsreichem Sound von BLACKSWORD das Sahnehäubchen auf. Wie gut das klingt, lässt sich vor allem im Titelsong von „Alive Again“ nachhören, in dem Herr Livas nahtlos zwischen seinen verschiedenen Techniken hin und her wechselt.

Alles in allem ist die Musik von BLACKSWORD sicherlich nicht bahnbrechend innovativ, aber die Russen punkten doch mit einem angenehm scheuklappenbefreiten Ansatz an den klassischen Power Metal. Mit der Symbiose aus bekannten Strukturen und großen, hymnischen Refrains sowie teils geradezu thrashigen Abrissbirnen-Riffs versetzen die Burschen aus Sibirien den traditionellen melodischen Metal gekonnt in die Gegenwart, ohne je ihre Vorbilder zu verleugnen. Die kraftvolle Produktion leistet dazu einen nicht unerheblichen Beitrag, denn „Alive Again“ klingt so gut, dass es problemlos mit jeder größeren Veröffentlichung mithalten kann.

Mit ihrem neuen Album wissen BLACKSWORD nicht nur zu überzeugen, sondern gar zu überraschen: Statt Probekeller-Sound bietet „Alive Again“ eine druckvolle Edel-Produktion und statt 08/15-Power-Metal findet sich hier eine angenehm frische Herangehensweise an das Genre. Weit davon entfernt, sich auf ihrem Exoten-Bonus auszuruhen, gelingt der Truppe mit ihrem zweiten Album eine hervorragende Power-Metal-Platte, die erfolgreich die Vergangenheit und Gegenwart des Genres in sich vereint. Mit einem Werk wie diesem müssen sich BLACKSWORD zu keiner Zeit vor der Konkurrenz verstecken und es bleibt zu hoffen, dass ihr nächster Output nicht wieder ein Jahrzehnt auf sich warten lässt.

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Wertung: 8 / 10

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