Review Sarke – Allsighr

SARKE waren, alle Black- und Thrash-Anleihen in Ehren, immer schon zuvorderst eine Rock-Band. Dass dieses Genre nicht eben für Innovation bekannt ist, haben die Norweger jedoch nie als Hindernis gesehen, ihren Stil zu wandeln. Auf ihrem sechsten Album „Gastwerso“ (2019) wagten Thomas „Sarke“ Berglie (Khold, Tulus), Nocturno Culto (Darkthrone) und Konsorten einen Mix aus noch reduzierteren Riffs und symphonischen Arrangements, der mutig, aber nicht ganz rund wirkte. Mit „Allsighr“ machen SARKE, personell leicht umbesetzt, einen Schritt zurück – indem sie forsch voran preschen.

Wie um zu zeigen, dass sie auch noch ordenlich rocken können, legt gleich der Opener „Bleak Reflections“ mit viel Tempo und knackigem Riffing vor. Dazu Nocturno Cultos unverkennbarer, knarziger Sprechgesang und ein paar stimmungsvolle Keyboards und fertig ist ein SARKE-Song, wie er typischer kaum sein könnte. Zwar treten die Heavy-Anteile direkt danach in den Hintergrund, während mehr und mehr ’70s-Rock-Vibes wie die Hammond-Orgel in „The Reverberation Of The Lost“ und Enslaved-artig akzentuiertes Rock-Riffing („Bleak Reflections“) in den Mittelpunkt rücken. Die großen, herausstechenden Experimente überlassen SARKE dieses Mal aber anderen: Ein Piano-Stück („Sleep In Fear“) ist die einzige Ausnahme, die anderen neun Stücke bewegen sich in einem recht engen Stil-Korridor.

Das ist zunächst insofern etwas schade, als die ungewöhnlich arrangierten Passagen auf „Gastwerso“ zwar im Albumkontext nicht perfekt integriert waren, insgesamt aber doch eine spannende Neuerung darstellten: Man hätte sich durchaus vorstellen können gewesen, dass SARKE diesen Weg weitergehen und 2021 nicht mehr nach der Band klingen, die man bis Album fünf kannte. Die Norweger haben sich dagegen entschieden – doch auch das hat seine Vorzüge, wie sich von Durchlauf zu Durchlauf deutlicher wird: Zwar sind die Prog-Rock-Einflüsse auf „Allsighr“ deutlich subtiler und mitnichten wirklich „progressiv“; dafür klingt das Album in sich geschlossener und, ganz nebenbei, locker-lässig und unprätentiös. Dafür sorgt auch der luftige, aber doch erfreulich durchsetzungsstarke Sound von Produziert Lars-Erik Westby, der SARKE seit deren erstem Album begleitet und im siebten Anlauf definitiv seine bislang beste Arbeit abliefert.

Vielleicht ist es sogar der große Move von SARKE, mit „Allsighr“ eben nicht den offensichtlichen Weg in den reinen Prog-Rock zu gehen, sondern sich etwas zurückzunehmen. Statt eines kitschigen, überladenen Albums, wie es nach „Gastwerso“ durchaus denkbar gewesen wäre, bekommen Rock-Fans so nämlich ein reifes, detailsreiches Album, das aber eben nicht mit der Tür ins Haus fällt. Wer den Prog-Rock-Ansatz von Enslaved ebenso schätzt wie schmissiges Black’n’Roll-Riffing, sollte SARKE spätestens mit diesem Album eine Chance geben – oder besser: mehrere. Denn dieses Album will eingehend erkundet sein, um zur vollen Entfaltung zu kommen.

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Wertung: 8.5 / 10

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