Die 80er sind nach wie vor stark angesagt, sei es in Filmen, Serien, Kleidung oder Musik. Die SUPERNOVA PLASMAJETS packen den Rock der 80er in ein modernes Gewand und zeigen diese Begeisterung dafür auf ihrem zweiten Album „Now Or Never“. Drummer Alexis Rose spricht mit uns nicht nur über die Entstehung der Band und des neuen Langspielers, sondern auch über die Kindheit in den 80ern, darüber, warum diese Zeit so prägend war und was früher besser war als heute.
Hallo, vielen Dank dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wie ergeht es dir dieser Tage?
Danke, sehr gut. Es ist immer etwas Besonderes, eine neue Platte herauszubringen und dem Publikum neue Songs präsentieren zu dürfen. Wir sind schon richtig heiß auf die Veröffentlichung der Platte und auf die anstehende Deutschland-Tour im Winter.
SUPERNOVA PLASMAJETS ist ein Bandname, bei dem man durchaus sofort an die 80er denkt. Wie kamt ihr auf den Namen und was bedeutet er für euch?
Wie so oft war es eine Schnapsidee. Wir suchten nach etwas Langem, das ein bisschen spacig klingt, wie so einiges in den 80ern). Der Name entstand schon 2010 mit der ersten Besetzung, da ging es in den Texten und den Fotos und Videos auch noch um einiges science-fiction-mäßiger zu. Als unser Sänger Till dann zu Saltatio Mortis wechselte und Jennifer 2013 in die Band kam, haben wir uns entschlossen, den Namen beizubehalten. Es sollte einfach die Musik widerspiegeln – explosiv wie eine Supernova und zackig wie ein Plasmajet (Blitz). Das Logo basiert übrigens genauso auf dem Namen: man sieht zuerst den Blitz und wenn man genau hinschaut, ist es aber auch ein Planet, der explodiert.
„Now Or Never“ ist euer zweites Album. Inwiefern habt ihr euch deiner Meinung nach seit eurem Debüt weiterentwickelt und verbessert?
Bei einem Debüt schwankt man oft noch ein bisschen im Songwriting, die Songauswahl war eine Art Best-of der bisher geschriebenen Songs. Bei der zweiten Platte war jetzt einfach die Richtung klarer, wir hatten eine klare Vision davon, wie die Songs strukturiert sein sollten. Jetzt steckt etwas mehr Konzept dahinter. Statt in den Strukturen der Songs zu experimentieren, gingen die Experimente diesmal eher in Richtung der Sounds, zum Beispiel kam auch mal ein „E-Bow“ zum Einsatz und als klare neue Entwicklung haben wir die Synthies diesmal als sechstes Instrument betrachtet und nicht nur zum „fett machen“ im Hintergrund verwendet.
“Now Or Never” ist ein ist ein selbstbewusster, angriffslustiger Albumtitel. Was bedeutet er für euch und worauf bezieht er sich?
Ursprünglich hatten wir einen anderen Arbeitstitel, denn Platte und Tour sollten bereits 2020 stattfinden. Wie jeder weiß, kam alles anders und wir sahen wenig Sinn darin, die Platte zu früh – also ohne die Tour – zu releasen. Private Umstände kamen noch on top dazu. Der Song „Now Or Never“ hat eine andere Bedeutung, aber wir fanden die Doppeldeutigkeit mit der Kampfansage dahinter sehr charmant. Und so ist es auch, wir wollen es jetzt richtig wissen.
Inwiefern hat euch die Corona-Pandemie ansonsten betroffen und eure Pläne beeinflusst?
Wie bereits erwähnt, waren die Platte und die Tour für 2020 geplant. Wir haben dann die Zeit einfach genutzt, um nochmal an den Songs zu arbeiten und das hat am Ende der Platte auch sehr gutgetan. Insofern hatte die Pandemie, wenn man mal von den finanziellen Einbußen absieht, auf der produktiven Seite auch seine Vorteile.
Eure Musik ist in den 80ern verwurzelt, präsentiert sich aber doch modern. Wie würdet ihr euch selbst musikalisch einordnen?
Genauso wie du sagst. Streng genommen ist es Modern 80s Rock, wenn man es in eine Schublade stecken möchte. Unser erklärtes Ziel ist es, den Sound der 80er, den so viele vermissen, in einem neuen Gewand zu präsentieren. Alles andere wäre ja auch nur eine Kopie, wir wollen schon was eigenes schaffen.
Wie läuft das Songwriting bei euch ab? Bringt jeder seine Ideen ein oder ist das eher ein spezieller Prozess eines Bandmitglieds?
Das lässt sich so pauschal gar nicht beantworten. Diesmal war es so, dass wir die Grundideen und Gerüste zusammen im Proberaum erarbeitet haben und später haben dann Manni und ich im Home-Studio die Platte zu Ende produziert. Bis auf die Vocals haben wir alles selbst aufgenommen, den Mix hat dann Nils Lesser bei sich im Vaultroom-Studio gemacht.
Hast du selbst einen Lieblingssong oder Lieblingsdrumpart auf dem Album?
Am meisten Spaß habe ich bei „Beggin‘“, mein Lieblings-Drumpart ist bei „Now Or Never“, wenn nach dem Breakdown der Disco-off-Beat einsetzt.
Wie kam es zum Gastbeitrag von Andy Brings bei „Bring Me Down“? Musikalisch ist das ja doch eine etwas andere Ecke.
Das kommt drauf an, wie man es sieht. Klar war Andy Brings früher bei Sodom, das ist schon ein krasser Gegensatz zu unserer Musik. Andererseits war Sodom für mich 1992, als „Tapping The Vein“ mit Andy Brings an der Gitarre rauskam, eine wahre Offenbarung und die Initialzündung in den Metal. Heute ist Andy ein guter Freund von mir oder uns geworden, musikalisch passte das auch immer ganz gut zu seiner Band Double Crush Syndrome. Andy ist ein Hans Dampf in allen Gassen und lässt sich auch in keine Genre-Schublade verbarrikadieren, insofern ist sein Gastbeitrag das „Perfect Match“.
Auf dem Album habt ihr eine Coverversion von „Tell It To My Heart” von Taylor Dayne. Warum habt ihr gerade dieses Lied dafür ausgewählt?
Wir haben die letzten Jahre immer wieder mal einen 80er-Coversong live gespielt, „Tell It To My Heart“ kam immer am besten an und viele Fans wünschten sich den auf der nächsten Platte, somit war die Entscheidung relativ schnell gefallen.
Habt ihr eventuell schon was weitere 80er Hits im Kopf, die ihr gern in euer musikalisches Gewand kleiden möchtet?
Wir hatten bereits „Maniac“ auf Platte veröffentlicht, allerdings nur auf der Japan-Edition des Debüts. Ideen für die Zukunft gibt es immer und ich bin mir sicher, dass wir auch weiterhin mindestens einen Coversong in der Setlist beibehalten werden.
Am 29.10. steigt eure Albumreleaseparty und vor ein paar Tagen hatte ihr auf dem Streetz Open Air euer Livecomeback. Wie fühlt es sich an, endlich wieder auf der Bühne stehen zu können? Wie wichtig sind für euch als Band Konzerte und der direkte Kontakt zum Publikum?
Es war unsere erste Show seit dem Auftritt beim Metal Hammer Paradise im November 2019 und es war unglaublich. Wirklich unglaublich, wieder auf der Bühne zu stehen und es war so wie früher – keine Masken, keine Sitzplätze. So wird es auch unter den 3G-Regeln bei unserer Release-Show am 29.10.2021 im Weinheimer Café Central sein. Der direkte Kontakt zum Publikum ist extrem wichtig und ein tragendes Element unserer Liveshows. Das war auch ein Grund, warum wir alle Streaming-Liveshows abgelehnt hatten. Entweder richtig oder gar nicht, wir machen niemals halbe Sachen.
In den 80ern war es für Rock- und Metalbands wesentlich einfacher als heute, bekannt und groß zu werden: So etwas wie Metallica, Slayer oder Iron Maiden gab es vorher einfach nicht und so konnte man einfach aus der Masse herausstechen. Denkst du, dass es heutzutage für junge, talentierte Bands schwieriger ist, Aufmerksamkeit zu generieren?
Ein ganz klares Jein. Der Markt ist größer und überschwemmt von vielen neuen Bands. Ich könnte jetzt ein Buch darüber schreiben. Was mir fehlt ist da der Filter, das waren früher die Plattenfirmen und meistens hat sich dann nur das wirklich gute Zeugs durchgesetzt.
Andererseits haben wir heute aufgrund der modernen Technik tausende gute Möglichkeiten, gute Videos und Album-Produktionen zu präsentieren und dann noch selbst über die digitalen Kanäle zu vermarkten. Ich hoffe und denke auch, dass sich am Ende die Qualität durchsetzen wird, auch wenn es etwas länger dauert, um sich eine Fanbase aufzubauen.
Angesichts der anhaltenden Retrowelle frage ich als Kind der 80er mich manchmal: Waren die 80er wirklich so toll, oder ist der Retrogedanke an diese Zeit vielleicht besser als die Zeit selbst? Wie siehst du das?
Retrowellen gab es ja schon immer: in den 80ern das Rockabilly-Revival, in den Neunzigern waren es die 70s und jetzt sind es noch die 80er. Im Zuge des 30-jährigen Jubiläums der „Nevermind“ von Nirvana werden es mit Sicherheit in den nächsten ein bis zwei Jahren wieder Grunge und die 90er werden, die man überall sehen und hören wird. Nu Metal ist auch schon langsam wieder am Kommen. Nostalgie berührt die Menschen, vor allen Dingen in der Musik. Für mich als Kind der 80er war das Jahrzehnt sehr prägend, primär durch die amerikanische Pop-Kultur. Daran wird sich auch nichts mehr ändern. Ganz nüchtern betrachtet, war es musikalisch gesehen auf jeden Fall besser als heute, wo jeder untalentierte Sänger irgendwie ein Album rausbringen kann und damit auch noch Erfolg hat. Aber es macht keinen Sinn, dem Alten hinterher zu trauern, deshalb ist es unser erklärtes Ziel, das Feeling von damals ins Heute und Jetzt zu transportieren.
Kinder der 80er verbinden mit der Zeit unter anderem das Fernsehprogramm am Wochenende: „Transformers“, „He-Man“, „Thundercats“, „Biker Mice From Mars“ und viele weitere Serien mehr liefen damals rauf und runter und waren immer ein Highlight. Welche Serien hast du als Kind geschaut und geliebt?
He-Man, also “Masters Of The Universe”, steht ganz oben. Ich sammle auch immer noch die Figuren und Fahrzeuge. Selbst das Cover unserer neuen Platte hat damit was zu tun: die Kristalle von Eternia an den Seiten und die Skullheads wie bei Skeletor. Das ist natürlich nicht so plump dargestellt, dass man es sofort erkennt, sondern eher eine versteckte Hommage. Wir machen solche Hinweise immer gerne, auch in den Videos sind öfter mal versteckte Hinweise, zum Beispiel im aktuellen „Lonely Hearts In The Night“-Video zu Kraftwerk, wenn man genau aufpasst.
Andere Serien, die ich als Kind liebte, waren „Miami Vice“ und „The Real Ghostbusters“. Vor zwei Jahren war ich noch in den USA (Miami und New York), um mir die Drehplätze mal selbst anzuschauen, das war schon ein unglaubliches Gefühl. Apropos „Miami Vice“: schau dir mal die Farben unseres bisherigen Bandlogos an, du wirst Parallelen feststellen können. Unsere ganze CI basiert auf „Miami Vice“.
Videospiele, Comics, Actionfiguren… Wie hast du als Kind die meiste Zeit in deinem Kinderzimmer verbracht?
Mit „He-Man“-Figuren und Hörspielen, dem Commodore 64, später dann mit WWF-Wrestling-Zeugs wie Zeitschriften und Spielzeug und dem Amiga 500. Mehr brauchte ich nicht, um glücklich zu sein. „Star Wars“ fand ich auch immer Wahnsinn, aber außer den kleinen Figuren gab es ja damals nicht so viel Merch wie heute – zum Glück. (lacht)
Als Marty McFly von 1985 nach 2015 reiste, entdeckte er unter anderem fliegende Autos, Hoverboards, die in wenigen Sekunden dehydrierte Pizza per Sprachsteuerung und eine selbst trocknende Jacke. Was würde er vorfinden, wenn er heute 30 Jahre in die Zukunft reisen würde?
Wahrscheinlich zuerst mal die Folgen des Klimawandels, da wird es in 30 Jahren leider ganz schön düster aussehen. Auch Pandemien werden sicherlich öfters dazukommen.
Aber um mal bei der spaßigen Seite zu bleiben: An fliegende Autos glaube ich nicht, auch nicht an richtige Hoverboards wie im Film. Was aber ,denke ich, kommen wird, sind selbst fahrende Autos, und zwar ganz ökonomisch: nicht mehr in Privat-Besitz, sondern jeder wird sich ein selbst fahrendes Auto per App bestellen können, so wie heute schon E-Roller. Das wird viele Probleme auf einmal lösen. Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass im Zuge der Über-Digitalisierung wieder eine Art Fax-Hosentaschen-Gerät kommen wird, bei dem man wichtige Nachrichten ausdrucken kann oder auch Bilder und so weiter.
Unsere Interviews beenden wir immer mit einem Brainstorming, diesmal in einer „War früher alles besser?“-Spezialversion. Was fällt dir zu folgenden Begriffen bzw. Vergleichen ein – war das in den 80ern besser oder doch heute?
LP vs. CD vs. MP3: LP. War damals schon super, ist es heute immer noch. Es ist das schönste haptische Produkt und hat die beste Klangqualität. CDs werden komplett aussterben, alleine schon, weil die Hifi-Geräte nicht mehr produziert werden und Autos keine CD-Player mehr verbaut bekommen.
Walkmen vs. Discman vs. Spotify: Spotify ist im Vergleich natürlich unfassbar gut, alleine schon aus logistischen Gründen. Auch wenn ich es als Musiker schon so manchmal verteufelt habe, ist es für den Endverbraucher absolut super.
VHS vs. Blu-ray vs. Netflix: Bin ich auch ganz klar bei Netflix und co. Es spart Zeit, Geld und Platz, wenngleich ich auch das Geräusch des VHS- oder Video2000-Players ein bisschen vermisse.
Gameboy vs. Next-Gen-Konsolen: Gameboy! Neue Spiele und Konsolen sind mir zu kompliziert. Updates laden, tausende Optionen bei jedem Spiel, dann am besten noch was dazu kaufen müssen, um weiterzukommen. Für mich maximal stressig, dann lieber Game Boy – Spiel rein und ab geht´s. Kurzweiliger und maximaler Spielspaß.
Kleidung: Am liebsten so, wie unsere Musik. Moderner Schnitt, aber Retro-Feeling in Farben und Motiven. Auf Schulterpolster hätte ich echt keinen Bock mehr. (lacht)
Frisuren: Waren damals in den 80er schon mega, 60er und 70er mag ich da eher weniger, das sah alles immer so verlaust aus. (lacht) Moderne Frisuren finde ich zum Teil auch ganz cool, aber 80er-Frisuren sind halt schon ein Hingucker.
Rock und Metal: War früher besser, Punkt. Gerade in den 80ern gab es unfassbar viel gutes Zeug, heute kickt mich da relativ wenig, weil mir die Ideen fehlen oder der Mut mancher Bands mal auszubrechen. Wenn ich so an die letzten zehn Jahre denke, waren Ghost und vielleicht noch Bring Me The Horizon die einzigen Bands, die mich überzeugt haben. Das ist relativ dünn für ein ganzes Jahrzehnt.
Nochmals vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir.
Wir hoffen, dass euch unser neues Album gefällt und wir einige von euch auf der Tour im Winter treffen werden und wenn nicht, dann mal auf einem Festival im nächsten Sommer. Bleibt gesund und supportet weiterhin gute Rock-Musik!
Auch vielen Dank an dich, Stefan! Für deine Zeit und dass du mit Metal1 die beste Musik des Planeten damit weiterhin unterstützt.
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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