SIGNS OF THE SWARM hatten es in letzter Zeit nicht leicht und mussten einige Besetzungswechsel verkraften. Kurz vor Release von „Absolvere“ schrumpften die Amerikaner von fünf auf drei Mitglieder zusammen, die nun den festern Kern der Band darstellen. So soll das vierte Album auch eine Art Neuanfang sein und könnte mit seiner Brutalität und Qualtät für mächtig Aufregung in der Deathcore-Szene sorgen. Drummer und Songwriter Bobby Crow spricht mit uns im Interview über die turbulenten Zeiten, die Bedeutung des Albums und warum seine Freundin dachte, dass in seinem Home-Studio jemand ermordet wird.
Hallo Bobby, danke für deine Zeit. Wie gehts dir?
Hallo, mir gehts gut! Ich bin gerade erst von der Tour zurückgekommen und freue mich schon darauf, die Arbeit in unserer Home-Base wieder aufzunehmen. Danke für das Interesse!
Eure „Absolvere“-Tour zum Albumrelease ging gerade zu Ende. Wie war die Tour und wie war es, endlich wieder unterwegs zu sein und aufzutreten?
Diese Tour war für die Band eine so große Erleichterung. Wir haben auf diesen Moment über ein Jahr lang hingearbeitet und uns darauf vorbereitet. Unsere Freunde und Familie da draußen endlich wiederzusehen, war das Warten wirklich wert.
Was war der beste Moment der Tour?
Ich denke, unser gemeinsames Lieblingskonzert der Tour war im Come & Take in Austin, Texas. Texas ist nahezu unschlagbar, was Gastfreundschaft und Unterstützung für SIGNS OF THE SWARM betrifft. Außerdem ist es immer eine Ehre, an einer so schönen Location spielen zu können!
„Wenn wir die Möglichkeit hätten, würden wir jeden Tag des Jahres auf Tour verbringen wollen“
Im November werdet ihr wieder mit Born Of Osiris und Shadow Of Intent auf Tour sein und im Januar und Februar 2022 mit Fit For An Autopsy. Das ist ein strammer Terminplan! Müsst ihr jetzt alles aufholen, da das Touren endlich wieder möglich ist?
Als Band blühen wir auf Tour so richtig auf. Ich glaube, wenn wir die Möglichkeit hätten, würden wir jeden Tag des Jahres auf Tour verbringen wollen! Die Gesichter der Leute zu sehen, wenn wir diese verrückten Riffs oder die extra-harten Parts spielen, ist das, wofür wir als Metal-Band leben!
Leider musstet ihr aufgrund der Beschränkungen durch Corona eure Europatour absagen. Habt ihr schon neue Pläne für Übersee?
Wir haben bereits einige Optionen diskutiert, auch wenn momentan noch nichts in Stein gemeißelt ist. Aber keine Sorge, wir werden die Ausfälle wieder gut machen, mehr als das!
Hier in Deutschland ist die Situation für die Bands nach wie vor kompliziert, sogar lokale Bands müssen Touren innerhalb Deutschlands aufgrund nicht erfüllbarer Coronavorgaben. Wie ist die Lage für euch in den USA, müsst ihr euch bei Konzerten noch mit vielen Regeln herumschlagen?
In den USA ist es momentan ein Glücksspiel. Manche Gebiete sind viel strikter reguliert als andere. Anhand der Stimmung und der Reaktionen des Publikums war es sehr einfach zu sagen, welche Regionen mehr oder weniger gut mit der aktuellen Situation umgingen. Schlussendlich muss der Gastgeber entscheiden. Wir als Band haben uns dazu entschieden, uns impfen zu lassen, um überall dort spielen zu können, wo man uns haben will. Wir haben uns in den meisten Hallen auch für eine Maskenpflicht entschieden.
„Wir sind stolz darauf, dass wir nach solchen Phasen besser und stärker als je zuvor zurückkommen können“
Kurz vor der Veröffentlichung musstet ihr eine schwierige personelle Entscheidung bezüglich Cory Smarsh treffen. Wie habt ihr das verarbeitet, ist das noch immer eine Belastung für die Band?
Obwohl Besetzungswechsel nie optimal sind, sind wir stolz darauf, dass wir nach solchen Phasen besser und stärker als je zuvor zurückkommen können.
Ihr habt euch dazu entschieden, das Album und die Videos so zu veröffentlichen, wie sie sind, auch wenn die alten Mitglieder noch zu hören und zu sehen sind. Habt ihr darüber nachgedacht, Teile des Albums oder Videos neu aufzunehmen?
Wir haben das kurz diskutiert, aber ehrlich gesagt war es zu spät, um noch etwas zu ändern, auch wenn wir uns dazu entschieden hätten, das zu wollen. Was viele wohl nicht wissen, ist, dass wir es nicht mehr in der Hand haben, wenn wir ein Produkt fertig haben und es an den Vertrieb geben. Im Grunde können wir jetzt nur hinter unserer Entscheidung stehen und auf Verständnis hoffen. Wir sind dankbar dafür, dass das die meisten respektieren.
Wollt ihr jetzt erstmal als Bobby, David und Jeff weitermachen oder denkt ihr bereits darüber nach, jemand neuen in die Band zu holen?
Im Moment ist das unser aktuelles Line-up. Wir haben nicht vor, neue feste Mitglieder in die Band aufzunehmen, aber ein paar Freunde helfen uns, auf den kommenden Touren die Lücken auf der Bühne zu füllen.
Lasst uns nun zu „Absolvere“ kommen. Ich finde, ihr habt ein neues Level erreicht, was das Songwriting, die Vielfalt und die Brutalität angeht, sowohl für euch als Band als auch im Deathcore. Was ist eurer Meinung nach besser als auf euren vorherigen Alben, wie habt ihr euch weiterentwickelt?
Wir sind der festen Überzeugung, dass „Absolvere“ in jeglicher Hinsicht unser mit Abstand bestes Album ist. Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir im letzten Jahr mit diesem Album erreicht haben – von unseren Fähigkeiten als Musiker über die Songstruktur bis hin zum stimmigen Gesamtbild des Albums. „Absolvere“ vereint alles, was wir an den vorherigen SIGNS-OF-THE-SWARM-Alben lieben und bringt das in einem 40-minütigen zerstörerisch-schönem Gesamtwerk zusammen.
„Ich denke, der Titel steht für uns für einen Neuanfang und definiert, was SIGNS OF THE SWARM musikalisch ist und wofür wir als Künstler stehen“
Was bedeutet der Albumtitel „Absolvere“ für euch, welche Bedeutung steckt hinter dem Wort?
Wir haben mit der Grundidee von „Absolution“, „Absolute“ und „Absolve“ herumgespielt. Nachdem wir eine Zeit lang überlegt haben, wollten wir aber etwas, das ein wenig einzigartiger ist. Nachdem wir uns auf „Absolvere“ geeinigt hatten, haben wir gemerkt, dass sich die einzelnen Teile wie bei einem Puzzle zusammengefügt haben. Aber kurz gesagt denke ich, steht der Titel für uns für einen Neuanfang und definiert, was SOTS musikalisch ist und wofür wir als Künstler stehen.
Mir gefällt das Albumcover, auch weil es sich vom typischen Deathcore-Cover abhebt. Aber um ehrlich zu sein, ist es auch sehr verwirrend. Was wollt ihr mit dem Artwork ausdrücken, wie passt es zu den Songs und zum Album?
Verschiedene Aspekte des Artworks repräsentieren Songs und Lyrics des Albums. Der Käfig um den Körper zum Beispiel steht für „Hollow Prison“, das Buch für die Texte unserer ersten Single „Totem“. Das Cover mag ein wenig verwirrend sein, aber klar ist, dass es die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Speziell in dem Meer an Artworks, die man kaum auseinanderhalten und leicht verwechseln kann, sticht dieses Cover im Vergleich dazu mit seinem Einzigartigkeit heraus.
Ihr strahlt auf dem Album so viel Wut und Aggression aus. Zieht ihr eure Inspiration dafür aus der Welt um euch herum, von den seltsamen Dingen, die immer wieder passieren?
„Absolvere“ ist tief in Davids (Sänger Dave Simonich, Anm. d. Red.) persönlichem Leben verwurzelt. Ich möchte nicht für ihn sprechen, aber ich kann sagen, dass das Album viele starke Emotionen wiedergibt, die wir alle Tag für Tag mit uns herumtragen. Wir wollten ein angepisstes Album machen, und das zeigt sich vor allem in den Vocals.
Hat das Album ein übergeordnetes lyrisches Konzept oder stehen die Songs eher für sich selbst? Worum geht es in den einzelnen Liedern, was genau ist die Inspiration für die Texte?
Das Album behandelt viele persönliche Erfahrungen in Davids Leben: von der Familie über den Tod bis hin zur Sucht. Während diese Themen in einem Rock-/Metal-Album sehr leicht klischeehaft dargestellt werden können, denke ich, dass Dave hervorragende Arbeit geleistet hat, um diese Themen für jeden, der offen dafür ist, greifbar zu machen. Wir versuchen immer noch, einige der Einflüsse früherer SOTS-Veröffentlichungen wie „The Disfigurement Of Existence“ beizubehalten, nehmen aber eine poetischere und zugänglichere Position ein.
„Das Album behandelt viele persönliche Erfahrungen in Davids Leben: von der Familie über den Tod bis hin zur Sucht“
Mein Lieblingssong des Albums ist “Death Whistle“, ein mächtiges Monster von einem Deathcore-Song. Ich finde es großartig, dass ihr eine aztekische Todespfeife verwendet habt, die klingt so unheimlich beängstigend. Wie habt ihr von dieser Pfeife erfahren und warum habt ihr sie verwendet?
Wir haben alle in unserer Kindheit von der aztekischen Death Whistle gehört. Wir haben aber immer wieder Witze darüber gemacht, sie mal in einen Song von uns einzubauen, bis es jetzt tatsächlich passiert ist. Das erste Mal, dass ich den Effekt eingebaut und in meinem Home-Studio abgespielt habe, kam meine langjährige Freundin in Panik die Treppen heruntergerannt und dachte wirklich, in unserem Haus wird jemand umgebracht. Dieses Album gab mir eine Menge Raum und Möglichkeiten, mit Klangbildern und Effekten zu arbeiten, um eine Atmosphäre zu erschaffen, die wir früher nie hätten erreichen können. Und ich muss sagen, dass diese Sequenz in „Death Whistle“ eines meiner großen Albumhighlights ist, sowohl aus der Sicht des Produzenten als auch aus der Sicht des Hörers.
Bei „Dreaming Desecration“ und „Death Whistle” habt ihr zum ersten Mal überhaupt Klargesang verwendet, was den Songs meiner Meinung nach mehr Tiefe und Struktur verleiht. Warum habt ihr euch entschieden, das so zu machen?
Wir hatten uns nie sowas gesagt wie „Wir wollen Klargesang in diesem Song haben“. Wir sind aber auch sehr offen und wir finden, ein Song sollte sich so entwickeln, dass es sich richtig anfühlt. Dabei wollen wir uns nicht durch Stereotype selbst beschränken. Als wir zu Abschnitten kamen, bei denen wir dachten, dass sie mehr Melodie brauchten, haben wir es mit Singen versucht. Und glücklicherweise hat es uns völlig weggeblasen. Ironischerweise sind einige der Parts mit Klargesängen mit die größten Highlights des Albums!
Wie kam es zu den gelungenen Gastauftritten von Alex Erian (Despised Icon) und Ben Duerr (Shadow Of Intent) und was bedeuten diese Bands für euch? Ich habe mich vor allem über Bens Beitrag gefreut, Shadow Of Intent sind eine der besten Bands, die ich die letzten Jahre entdeckt habe.
Wir können uns glücklich schätzen, sowohl Alex als auch Ben in den letzten Jahre als Freunde bezeichnen zu können. Immer, wenn wir eine Stelle hatten, die so klang, als würde hier ein Gast gut reinpassen, haben wir unsere Freunde gefragt. Ursprünglich hatten wir vor, Alex bei unserer vorherigen Single „The Collection“ dabei zu haben, er hatte damals aber keine Zeit. Also kamen wir nun für „Hollow Prison“ wieder auf ihn zu und waren begeistert, als er zugesagt hat. Was Ben angeht, hat sich das lange abgezeichnet, da er ein langjähriger Freund der Band ist. Bei „Blood Seal“ gibt es eine Art „Frage und Antwort“-Part zum Thema Tod, der an unseren Track „Tempting Death“ von „Vital Deprivation“ anknüpft, und wir wussten von Anfang an genau, wer den Tod spielen sollte. Bens Stimme passte perfekt zu diesem Song und er hatte seine Parts in nur wenigen Tagen bei uns abgeliefert!
Seit eurem letzten Album habt ihr die Singles „Pernicious“ und „The Collection“ veröffentlicht. Warum sind die beiden Songs auf keinem Album? Ich finde es immer ein bisschen traurig, wenn Songs kein richtiges „Zuhause“ haben. Ist es aufgrund des Streaming-Zeitalters vielleicht nicht so wichtig, weil die meisten Leute sowieso über Spotify hören und weniger ein ganzes Album am Stück?
In den letzten Jahren hatten wir einige Wechsel im Line-up und das hat auch stark unseren Songwriting-Stil beeinflusst. Die beiden Tracks waren meine ersten Erfahrungen, Musik für SIGNS OF THE SWARM von Grund auf zu produzieren und ich hatte einen großen Anteil am Songwriting, was für mich damals sehr aufregend war. Wir wollten diese Singles als Möglichkeit für einen Neuanfang nutzen und die Fans darauf vorzubereiten, wie das nächste Album klingen wird. Damit haben wir uns, denke ich, auf den Erfolg vorbereitet.
Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum: Turnstile – „Glow On“, Rivers Of Nihil – „The Work”.
Youtube-Reactions: Randyness, SeenFeen, Hardcore Keem.
Natur: Ich wurde in Appalachia geboren, aber mein Herz gehört Fuji, Japan.
Videospiele: „Gears of War“, „Splitgate“, „Zelda: Link’s Awakening Remaster“.
Die beste Beschäftigung auf Tour zwischen Konzerten: Einen Blunt rauchen und Freunde und Familie treffen!
Etwas, das jeden schlechten Tag besser macht: Ein gutes Essen oder ein schönes Telefonat können ziemlich lang dauern.
SIGNS OF THE SWARM in zehn Jahren: Hoffentlich in ausverkauften Arenen neben unseren Lieblingsbands!
Danke dir nochmal für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir. Möchtest du unseren Lesern noch etwas sagen?
Folgt uns auf Instagram und Twitter unter @signsoftheswam und hört euch noch heute „Absolvere“ an!
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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