Aborted ManiaCult Coverartwork

Review Aborted – ManiaCult

Es gibt wenig, worauf man sich so verlassen kann, wie auf die Qualität eines neuen ABORTED-Album. Seit über einem Vierteljahrhundert ist die Band bereits aktiv und ist längst eine Größe in der Death-Metal-Szene. Sänger Sven de Caluwé ist seit Anfang an dabei und weiß auch auf dem elften Album „ManiaCult“ genau, wie die Schlachtplatte auszusehen hat, die er serviert: Der Hörer bekommt nach wie vor die gewohnte Mischung aus Brutal und Technical Death Metal mit Grindcore-Elementen geliefert. Das lyrische Konzept behandelt diesmal eine kranke Sekte des ebenso kranken Sektenführers Wayland “Maniac” Thurston, der mit Menschenopfern Dämonen beschwören will. Diese eher unfreundlichen Zeitgenossen sprießen ihm, wie das wundervolle Coverartwork zeigt, zahlreich aus dem Rücken. Das ist selbstredend ein passendes Grundgerüst für brutale und blutige Texte.

Das Intro „Verderf“ – zu Deutsch Verderben – zieht den Hörer mit unheilschwangeren, bedrohlichen Klängen mitten ins Geschehen und spätestens, wenn der Titeltrack „ManiaCult“ beginnt, ist jeglicher Widerstand gegen den manischen Kult gebrochen. Die Drums ballern erbarmungslos, de Caluwé schreit und growlt kompromisslos seine Wut und Aggression heraus und die Riffs sägen sich unerbittlich in die Gehörgänge. ABORTED machen gleich zu Beginn keine Gefangengen, auch auf dem inzwischen elften Album wird aus allen Rohren geballert. Dazu kommt eine stets düstere Grundstimmung – das ist bei ABORTED nun nichts ungewöhnliches, Songs wie „Portal To Vacuity“ präsentieren sich aber durchaus mit schwarzmetallischer Atmosphäre.

„Drag Me To Hell“ zeigt dann die ganze Bandbreite der Combo: Langsam und bedächtig schwillt die Spannung an, bis das instrumentale Intro in heftiges Grindcore-Geprügel mündet. Technisch anspruchsvolle Riffs und sich ständig ändernde Rhythmen gesellen sich ebenso dazu wie ein Death-Metal-Riff der alten Schule. Aus einem groovenden Melodic-Death-Metal-Hook der Marke Hypocrisy entsteht ein brutales Double-Bass-Gewitter und über allem schweben die berdohlich-düstere, ABORTED-typische Atmosphäre und die fiesen Vocals von Sven. Der Track ist vielleicht einer der besten der langen Bandgeschichte und fasst perfekt zusammen, wofür ABORTED stehen.

„Verbolgen“ ist etwa in der Mitte des Albums eine kurze, aber willkommene Verschnaufpause. Die ruhigen, dennoch Unheil prophezeienden Pianoklänge sind nach 18 gnadenlosen Minuten ein dringend benötigter Break, um neue Kraft zu schöpfen. Überhaupt wird mit „Verderf“ als Intro, „Verbolgen“ als Zwischenspiel und dem instrumentalen Ende von „I Prediletti: The Folly Of The Gods“ als Outro ein Konstrukt geschaffen, das das brutale Chaos etwas ordnet und wie ein Kleber zusammenhält. Das ist an sich nicht viel, gibt der Albumstruktur aber mehr Substanz und ermöglicht ein insgesamt angenehmeres Durchhören von „ManiaCult“. Die knapp 40 Minuten Laufzeit sind jedenfalls mehr als genug, um sich akustisch ordentlich durchprügeln zu lassen.

„ManiaCult“ ist zwar etwas melodischer und düsterer als der ebenfalls großartige Vorgänger „TerrorVision“ (2018), wagt aber nichts Neues. Wozu auch? ABORTED haben inzwischen ihre eigene Nische gefunden und in dieser musizieren sie auf höchstem Niveau. Zudem wird der Brutalität keineswegs der Wind aus den Segeln genommen, nur weil an manchen Stellen das Tempo gedrosselt wird, schließlich ist Brutalität nicht gleichbedeutend mit Geschwindigkeit. So ist „ManiaCult“ eine gelungene Erweiterung der belgisch-italienisch-amerikanischen Combo und überzeugt ohne bedeutende Änderungen im Sound, aber mit nuancierter Weiterentwicklung und beibehaltenem Kurs.

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Wertung: 8 / 10

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