Ván Records stehen seit jeher für mystisch düstere Veröffentlichungen, die von Neofolk bis Black Metal verschiedenste Spielrichtungen abdecken. Neuester Streich des Labels sind MORTIFERO aus Groningen, die ihre Debüt-EP „The Death Ballads“ präsentieren.
MORTIFERO ist dabei in erster Linie als Projekt der niederländischen Künstlerin Michelle Bouma zu verstehen, die Gesang und Songwriting übernimmt. Instrumental wird sie von Nortfalke (Bass und Percussion) und Neer (Gitarre) unterstützt. Das erste Lebenszeichen des Trios sind sieben Songs mit einer gesamten Spielzeit unter 20 Minuten, die wohl am ehesten als atmosphärischer Dark Americana zu beschreiben sind und besonders Fans des Labelkollegen King Dude gefallen werden.
„Necromancer“ eröffnet die EP und fällt, wie auch das spätere „The Death Call“, mit seinen repetitiven Akkorden musikalisch noch recht simpel aus. Hierbei wird jedoch bereits die große Stärke der Niederländer deutlich, die in der kraftvollen und warmen Stimme Michelle Boumas liegt. Jeder Song offenbart eine weitere Facette der Stimmkraft, für die die Produktion den passenden Rahmen schafft, indem der Gesang dezent, aber dennoch merklich in den Vordergrund gerückt wird und weitere Instrumente im Hintergrund agieren.
Das Highlight der Scheibe stellt „Jane Doe“ dar, das wie eine düstere Mischung aus Country, Folk und Gospel klingt und mit mehrstimmigem Gesang eine ganz eigene Atmosphäre erzeugt. Jane Doe ist übrigens im englischsprachigen Raum der Name, der für fiktive oder nicht identifizierte weibliche Personen verwendet wird. MORTIFERO machen daraus ein Klagelied einer unbekannten Toten, die auf Rache sinnt.
Auch die übrigen Songs überzeugen mit Liebe zum Detail. Sei es die lyrische Aufarbeitung der Taten von Ted Bundy im nach ihm benannten Track, die bluesige Note von „Grief“ oder der Einsatz von Dark-Ambient-Synthesizern im abschließenden „The Return“, auch nach mehrmaligem Hören gibt es immer wieder Neues zu entdecken.
Insgesamt liefern MORTIFERO mit „The Death Ballads“ eine stimmige erste Veröffentlichung ab, die jedoch mit etwa 18 Minuten recht kurz ausfällt. Es bleibt spannend, ob der ruhige Dark Folk der Niederländer auch auf Albumlänge überzeugen kann.
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