Wer auf Death Metal der alten Schule abfährt, der muss sich momentan fühlen wie die Verkörperung des Matthäus-Effekts. Denn wer hat (all die Klassiker und Perlen des Genres), dem wird gegenwärtig wahrhaftig gegeben. Nicht nur, dass Größen dieser Spielart wie Vader, Asphyx, Benediction oder Cannibal Corpse allesamt fabelhafte Platten veröffentlichen, auch junge Bands aus dem Underground – wie etwa Frozen Soul – liefern richtig ab. Hier reihen sich auch ENDSEEKER aus Hamburg ein, die mit ihrem dritten Album „Mount Carcass“ die Fangemeinde beglücken.
Schon ein Blick auf das Cover macht die Marschrichtung deutlich. Eine Mischung aus „World Downfall“ und „Scum“, einmal durch die „From Enslavement To Obliteration“-Farbpalette gezogen, dazu das stachelige Bandlogo und der Albumtitel im Schreibmaschinen-Font. Geht da noch mehr Old School?
So überrascht es denn auch wenig, dass ENDSEEKER mit „Mount Carcass“ genau dort weitermachen, wo sie mit ihrem Zweitwerk „The Harvest“ 2019 aufgehört hatten. Hämmernder Death Metal schwedischer Prägung, dem die typischen Melodien ebenso wenig abgehen wie die immer wieder gut verständlich ausgespuckten Textfetzen.
Diese wiederum verdeutlichen ein weiteres Markenzeichen des Death Metals alter Schule – es geht einfach um Gewalt. Keine aktuellen Bezüge, kein Sozialkommentar, „Mount Carcass“ ist eine Ansammlung von Gewaltfantasien und Erzählungen über das Morden, Untote und das Vernichten von Leben im Allgemeinen. Das ist zwar inhaltlich nur begrenzt spannend, passt aber zur Musik wie die Faust aufs Auge und gelegentlich ist es ja auch recht angenehm, beim Musikgenuss das Hirn ausschalten zu können.
Musikalisch geben sich ENDSEEKER keine Blöße und liefern alles, was der Genrefan (zu denen die Musiker selbst zweifelsohne auch zählen) gern hört. Bereits der Opener „Unholy Rites“ lässt keinen Zweifel aufkommen, an wessen Altar hier gehuldigt wird.
„Bloodline“ kommt mit einem fast schon epischen Refrain daher, zu dem man zwangsweise die Nackenmuskulatur strapazieren muss. „Count The Dead“ wiederum glänzt mit einem Groove, der nicht wenig an Unleashed (speziell „Victim Of War“) erinnert. Mit „Frantic Redemption“ gibt es einen Track, der dem Hörer schnörkellos die Gesichtskonturen nachzieht und das abschließende John-Carpenter-Cover „Escape From New York“ unterstreicht einmal mehr, dass ENDSEEKER vor allem für sich musizieren.
Die Melodien späterer Dismember, den Groove von Unleashed und die Ruppigkeit von Grave – diese Zutaten ergeben auf „Mount Carcass“ ein stimmiges und mitreißendes Ganzes. ENDSEEKER erfinden hier nichts neu, sie versuchen es nicht einmal. Zum Glück, denn was die Hamburger mit ihrem dritten Album abliefern, ist im Bereich des Death Metals schwedischer Prägung momentan wahrscheinlich nur von LIK oder den genannten Einflüssen zu toppen.
Wertung: 8.5 / 10