dordeduh - har

Review Dordeduh – Har

So unvorhersehbar der Split von Negura Bunget 2009 für Außenstehende war, so unvorhersehbar war, wie es danach weiterging: Negru veröffentlichte nur ein Jahr später mit „Virstele Pamintului“ ein durchaus respektables Negura-Bunget-Album, Hupogrammos und Sol Faur hingegen brauchten drei Jahre für ihr erstes Album mit DORDEDUH – und brachten nur Mittelprächtiges zustande: Während die ruhigen Momente zu überzeugen wussten, vermittelten die harten Parts „das Gefühl, dass die beiden Protagonisten eigentlich keine Lust mehr auf Black Metal haben, es sich aber selbst noch nicht so recht eingestehen wollen“, wie es der Kollege Mutz seinerzeit im Review zu „Dar De Duh“ treffend formulierte.

Neun Jahre später haben Hupogrammos und Sol Faur nun endlich das Nachfolgealbum fertig. Und offensichtlich haben sich die beiden unterdessen tatsächlich eingestanden, dass sie auf Black Metal keine Lust mehr haben. Zumindest nicht als zentrale Stilrichtung ihrer Musik. Denn wenn „Har“ eines nicht ist, dann eine durchweg erwartbare Fortführung im Stile von Negura Bunget oder eben auch „Dar De Duh“.

Natürlich gibt es nach wie vor Momente, die unverkennbar nach dem Werk der Schöpfer von „Om“ klingen. Wie um es den Fans leicht zu machen, finden sich diese vor allem im Opener „Timpul Intilor“ und im folgenden „In Vielistea Uitarii“: Hier bringen DORDEDUH die charakteristisch gezupften Melodien und den getragene Klargesang unter. Passagenweise spielen die Rumänen in diesen Tracks sogar nochmal härteren Metal als zuletzt auf „Dar De Duh“.

Im Verlauf der folgenden Stunde verliert „Härte“ als Stilmittel jedoch zusehens an Bedeutung: „Descant“ hat mit einem stark rhythmisierten Riffing eher post-rockigen Charakter, das perkussiv geprägte „Calea Magilor“ erinnert an Heilung, „Vraci De Nord“ klingt abwechselnd bedrohlich, sphärisch und geradezu poppig, während „Desferecat“ durchweg düster, aber eben auch durchweg ruhig bleibt. Die klassische Black-Metal-Combi aus Doublebass und Screams packen DORDEDUH nur noch als Effekt und über kurze Strecken aus – dann jedoch organischer eingeflochten und mit größerer Wirkung als auf „Dar De Duh“.

Das ist nicht zuletzt Produzent Jens Bogren zu verdanken, der nach überzeugenden Arbeiten für Amorphis, Ihsahn, Powerwolf und Sepultura auf „Har“ einmal mehr seine Fertigkeiten an den Reglern unter Beweis stellt: Dass die filigranen Elemente im Sound von DORDEDUH in den sanften wie harten Passagen gleichermaßen gut zur Geltung kommen, ist eine bemerkenswerte Leistung. Wirklich beeindruckend ist jedoch, wie bombastisch „Har“ in den soundtrackhaften Passagen klingt („Vraci De Nord“).

Mit „Har“ gehen DORDEDUH aufs Ganze. Mit Costin Chioreanu für das Artwork und Jens Bogren für den Sound haben sich die Rumänen ein starke Partner ins Boot geholt – doch vor allem ihre eigene musikalische Entwicklung ist bemerkenswert. Blieb „Dar De Duh“ noch ein blasser Abklatsch von „Om“, treten Edmond „Huppogrammos“ Karban und Cristian „Sol Faur“ Popescu mit „Har“ endgültig aus dem großen Schatten von Negura Bunget heraus – weil sie ihre musikalische Herkunft nicht verleugnen, sich ihr jedoch auch nicht mehr unterordnen. In der Folge klingt „Har“ selbstbestimmt und frei, vielseitig und – diesmal im positiven Sinne – unvorhersehbar.

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Wertung: 9 / 10

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