Als Andy Marshall mit FUATH ein ganz und gar dem Black Metal gewidmetes Gegenstück zu seinem Celtic-Metal-Outlet Saor ins Leben rief, war die Vorfreude groß. Schließlich konnte man sich seine vor purer Energie übersprudelnden Songs auch ohne Dudelsack, Tin-Whistle und Geige sehr gut vorstellen. Mit dem schlicht „I“ betitelten Debütalbum kam 2016 dann jedoch die Ernüchterung. Mächtig klangen die vier Songs durchaus, im Gegensatz zu den folkigen Liedern seines Hauptprojekts führten sie gefühlt allerdings nirgendwohin. Obwohl der Schotte es bei diesem einmaligen und wohl nicht sonderlich zielstrebig verfolgten Release bewenden lassen wollte, wurde FUATH inzwischen doch von ihm reanimiert und mit „II“ ein zweites und voraussichtlich nicht letztes Album herausgebracht.
Laut dem veröffentlichenden Label will FUATH nun mit einer klareren Vision vor Augen agieren – eine Behauptung, die „II“ grundsätzlich glaubhaft untermauert. Wirkte der Vorgänger noch wie ein großer, schemenhafter Klangschwall, so weist das ebenfalls gut 40 Minuten lange Album um einiges prägnantere Konturen auf. Im griffigen Sound der Platte kristallisieren sich Marshalls grimmige Screams, die sich markant von seinem barbarisch anmutenden, gutturalen Gesang in Saor unterscheiden, genau so wie die frostigen Tremolo-Riffs wesentlich deutlicher heraus. Zudem setzt FUATH in den fünf neuen Tracks vermehrt schummrige, wenngleich mit ihrem Oldschool-Sound fast schon etwas zu schrullig klingende Keyboards ein, was die Stücke ein wenig geheimnisvoller und außergewöhnlicher macht.
Das Gespenst, das schon „I“ zur Mittelmäßigkeit verdammte, sucht „II“ jedoch im Wesentlichen genau so heim: die Monotonie des Songwritings. Einfache Tonfolgen über einem weitgehend gleich bleibendem Rhythmus zu wiederholen, mag im Black Metal ein gängiges Mittel zum Aufbau einer einnehmenden Atmosphäre sein. In dieser Hinsicht scheint Marshall seinen geradlinigen, mitunter fast schon banalen Gitarren- und Drum-Arrangements jedoch zu viel zuzutrauen.
Mitreißend oder beeindruckend ist an den zwischen sieben und neun Minuten langen, teilweise geradezu einschläfernden Tracks wie „Essence“ beinahe nichts. Die transparentere Produktion wirkt sich diesbezüglich sogar kontraproduktiv aus, fällt dadurch doch umso mehr auf, dass FUATH hier keine sonderlich eindrucksvollen Kompositionen zustande gebracht hat.
Wie schal der Löwenanteil der Songs auf „II“ wirklich ist, offenbart sich gerade in der Gegenüberstellung mit den wenigen hörenswerten Parts. Die melancholische, nächtliche Düsternis verströmende Hauptmelodie in „The Pyre“ und der dynamische Mix aus verträumten Clean-Gitarren und rollenden Drums in „Into The Forest Of Shadows“ zeigen auf, wie großartig „II“ sein könnte, wenn FUATH den ausgetretenen Pfad der zweiten Black-Metal-Welle etwas öfter verlassen hätte. Während „I“ auf der Detailebene nicht viel zu bieten hatte, im Ganzen aber durchaus monumental klang, macht „II“ bloß mit vereinzelt verstreuten Abschnitten hellhörig. Ob FUATH irgendwann doch noch zu Saor aufschließen können wird, bleibt vorerst also ungewiss.
Wertung: 5 / 10