Review Saga – Symmetry

Fast sieben Jahre nach dem letzten Studioalbum gibt es ein neues Lebenszeichen der Melodic-Progger SAGA. Doch anstatt sich mit brandneuen Songs zurückzumelden, haben die Kanadier eine Reise in ihre eigene Vergangenheit unternommen: Auf „Symmetry“ interpretieren sie bekannte Bandklassiker und eigene Favoriten aus ihrer über 40-jährigen Geschichte neu, in einem akustischen Gewand. Schön: Der langjährige Bassist und Bandchef Jim Crichton ist wieder an Bord, nachdem er zuletzt eine längere Auszeit vom Touren genommen hatte.

SAGA mit Geige, Cello, Klarinette und Akkordeon? Das ist definitiv ungewöhnlich, zumal Gitarrist Ian Crichton ein ausgemachter Könner an der E-Gitarre ist und nur selten zur Akustischen greift. Besucher der 2017er-Tour dürfte so manches Arrangement dennoch bekannt vorkommen: Damals eröffneten die fünf Herren ihre Jubiläumstournee mit einem akustischen Set, das sie unter ihrem ersten Namen „Pockets“ spielten. Wem das gefallen hat, der darf sich „Symmetry“ direkt auf den Einkaufszettel schreiben.

Mit dem Opener „Pitchman“, im Original vom 1983er Album „Heads Or Tales“, startet die Scheibe richtig stark: Das Stück wurde aufwändig umarrangiert, hat einen gänzlich anderen Ausdruck und eine deutlich wärmere Stimmung als seine unterkühlte Vorlage. Dennoch sind alle wichtigen Elemente und der grandiose Instrumentalpart erhalten geblieben, ertönen hier folkloristisch und erinnern fast schon an Bluegrass. Die stilprägenden Unisono-Duelle von Gitarre und Keyboard funktionieren auch im Unplugged-Modus. Super gemacht!

Weiter geht es mit einem Medley aus „Time To Go“, „The Perfectionist“ und „We Hope You’re Feeling Better“. Bei solch starkem Ausgangsmaterial kann wenig schiefgehen. Michael Sadler fühlt sich hörbar wohl mit der akustischen Begleitung: Er singt entspannt und ohne unnötig zu pressen, seine Stimme klingt voll und warm. Mit „Images – Chapter One“ geht es ebenso hochkarätig weiter, auch wenn diese Neueinspielung nicht ganz so opulent und berührend wie das Original daherkommt.

Im Mittelteil schwächelt „Symmetry“ etwas: „Always There“ war schon ursprünglich mit Akustikgitarre arrangiert. Die hier präsentierte Version klingt zwar leicht anders, entfaltet aber nicht die Wirkung und Präsenz der Ersteinspielung. Mit „Say Goodbye To Hollywood“ hat sich die Gruppe an einen eher unscheinbaren Song aus den Neunzigern herangewagt. Er wird von Keyboarder Jim Gilmour gesungen, der auch gleich sein Akkordeon mitgebracht hat. Die Nummer wurde von ihrem Kitsch befreit, leider bleibt dann nicht mehr viel über, das reizvoll oder interessant wäre. Darüber hinaus gibt es zwei kurze, neu komponierte Preludes auf der Akustikgitarre. Nett, aber unscheinbar.

Im letzten Drittel kriegen SAGA aber wieder die Kurve: Das Medley aus einigen Stücken des Albums „Trust“ funktionierte schon auf der Tour 2017 hervorragend, und die Neueinspielungen der Klassiker „Wind Him Up“, „No Regrets“ und „Tired World“ sind schlichtweg grandios. Gerade im Letztgenannten können die Streichinstrumente schöne Akzente setzen. Darüber hinaus gibt es mit „La Foret Harmonieuse“ noch ein gelungenes Piano-Zwischenspiel, das einige Elemente aus „Book Of Lies“ aufnimmt.

Fans werden’s bemerkt haben: Gassenhauer wie „Don’t Be Late“, „Humble Stance“, „You’re Not Alone“ oder „On The Loose“ finden sich nicht auf der Tracklist. Und das ist auch gut so. SAGA haben sich nach 44 Jahren Bandgeschichte nochmal selbst herausgefordert, und das Experiment ist geglückt: Das hier sind nicht bloß schnöde Akustikversionen mit gezogenem Stecker, sondern aufwändig arrangierte, frische und unkitschige Neueinspielungen – mit gänzlich anderer Wirkung und Stimmung.
Daran haben die Gastmusiker*innen Shane Cook, Stephany Seki und Beth Silver mit ihrem Geigen- und Cellospiel entscheidenden Anteil. Und während sich über den Einsatz des Akkordeons durchaus streiten lässt, sind die Passagen mit Klarinette wunderschön. Die Perkussion hat Schlagzeuger Mike Thorne übrigens auf Töpfen, Tassen und Tellern eingespielt, was vor allem live ein Hingucker war.

Kurzum: SAGA funktionieren auch unplugged erstaunlich gut. Der schwache Mittelteil der Platte ist schade und hätte durch zwei, drei gänzlich neue Tracks mit Gesang aufgewertet werden können. Davon abgesehen ist „Symmetry“ eine ziemlich runde Sache.

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Wertung: 8 / 10

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