Obgleich das apokalyptische Coverbild ihres zweiten Albums Black Metal der alten Schule suggeriert, spielen HÆNESY auf „Garabontzia“ die mit Post-Rock-Einflüssen liebäugelnde moderne Variante des Genres. Im Vergleich zu seinem Debüt „Katruzsa“ (2018) will das ungarische Trio einige Fortschritte gemacht haben: Die von der Band selbst produzierte Platte soll einen ätherischeren Sound besitzen und zudem von dem Einsatz eines echten Schlagzeugs anstelle von künstlicher Perkussion profitieren. Tatsächlich präsentieren HÆNESY sich in Anbetracht ihres noch nicht besonders langen Bestehens durchaus sehr professionell – viel mehr Vorzüge hat ihr Zweitwerk jedoch nicht vorzuweisen.
In den zwischen fünf und achteinhalb Minuten langen Tracks gehen HÆNESY mit ihren bedeutungsschweren Tremolo-Riffs und gewaltigen Blast-Beats zwar nicht gerade sparsam um, die auf dem Artwork dargestellte Weltuntergangsstimmung will aber nicht wirklich aufkommen. Vielmehr ist „Garabontzia“ von einer getrübten, beinahe surrealen Atmosphäre geprägt. Ob nun in den intensiveren oder in den ruhigen Passagen – immerzu schweben ungreifbar verschwommene Clean-Gitarren durch die Songs, während die Screaming-Vocals als unkenntlich verhallende Schemen im Hintergrund vorbeiziehen.
Black Metal und Post-Rock werden von HÆNESY in der verwaschenen Produktion zu einem derart konturlosen Einheitsbrei vermischt, dass man Ausreißer in eine Richtung wie etwa im sphärischen Zwischenspiel „Létronás“ kaum als solche wahrnimmt. Viel Bemerkenswertes scheint in dem dumpfen und wenig dynamischen Klanggemisch jedoch ohnehin nicht verloren zu gehen.
Zwar verstehen HÆNESY sich darauf, in ihren Songs Stimmung aufzubauen, kompositorisch machen sie damit jedoch nichts Spannendes. So klingt auf „Garabontzia“ im Wesentlichen ein Song wie der andere und keiner davon prägt sich dauerhaft ein. Das ist insofern schade, als bei genauem Hinhören zumindest das pointierte, punktgenaue Schlagzeugspiel positiv auffällt. Für sich allein reicht die einfallsreiche Rhythmussektion jedoch nicht, um der betäubenden Wirkung des eintönigen Songwritings entgegenzuwirken.
Selbst für ein Black-Metal-Album mit hohem Post-Rock-Anteil ist „Garabontzia“ enttäuschend zahnlos. Eine Weile lang mag man sich in dem Pfuhl aus kühlen Tremolo-Riffs, Clean-Gitarren-Geklimper, formlosem Schreigesang und rastlosem Drumming verlieren können – schon bald verliert man jedoch nicht mehr sich selbst, sondern bloß das Interesse an den allzu beliebig arrangierten Tracks. Leider ist es HÆNESY nicht gelungen, ihre betrübliche Klangästhetik auf prägnante Weise zu verarbeiten. Im Ergebnis ist „Garabontzia“ somit ein trauriges Beispiel für die Redewendung „style over substance“.
Wertung: 5.5 / 10