Review Forhist – Forhist

  • Label: Debemur Morti
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal

Als Fan von Vindsval kann man über Bands, die in unregelmäßigen Abständen ein neues Album auf den Markt bringen, nur müde lächeln: Der Franzose ist ein fleißiger Komponist, der alle zwei Jahre etwas Neues veröffentlicht; dabei begrenzt er sich nicht mehr nur auf sein Hauptaugenmerk Blut Aus Nord, sondern überrascht auch mit Nebenprojekten, wie zuletzt mit dem Debüt von Yerûšelem (2019). Während Vindsval mit Blut Aus Nord die Grenzen von Atmospheric Black Metal („Memoria Vetusta„) bis hin zu Industrial Black Metal („777„) gerne in Trilogien austestete, scheint ein für sich stehendes Album wie „Hallucinogen“ (2019) oder das Debütieren mit einem Nebenprojekt nunmehr sein Mittel der Wahl zu sein. Nicht verwunderlich also, dass mit FORHIST nun wieder etwas Neues von Vindsval in den Startlöchern steht.

FORHIST is purely a raw, intimate and poetic Black Metal act„, heißt es im Infosheed des Labels. Stop, Raw Black Metal? Die Spielwiese von Ildjarn, den frühen Behexen, Craft oder Archgoat wird nun von Vindsval betreten? Glücklicherweise nicht, wird der weniger geneigte Hörer der genannten Bands sagen, denn FORHIST hat zwar weder die tragende Epik der „Memoria“-Reihe noch die bedrohliche Kälte der letzten, Industrial-geprägten Blut-Aus-Nord-Alben, ist aber weit vom Subgenre Raw Black Metal entfernt. Man sollte sich von den ersten Sekunden des Openers „I“ nicht irritieren lassen: Beginnend mit zwitschernden Vögeln und einer starken Assoziation mit den frühen Morgenstunden im Frühling, wandelt sich der Song schnell in die Richtung, die im Infosheet angedeutet, aber missverständlich formuliert wird. FORHIST steht nicht für Raw Black Metal, nicht einmal für die raw-ste Variante von Vindsvals Schaffen der letzten zwei Dekaden. Denn das selbstbetitelte, acht Tracks umfassende Debüt wäre auch ein gutes, nicht einmal untypisches Blut-Aus-Nord-Album geworden.

Die eingebrachten Naturklänge in Form von rauschendem Wasser, im Wind wehenden Blättern oder dem Vogelgezwitscher und zirpenden Insekten ist sicherlich ein Novum in Vindsvals Schaffen, aber keines, welches die Begründung eines Nebenprojektes rechtfertigt – außer, der Franzose schuf das Einmannprojekt im Zuge der Lockdowns der vergangenen Monate.

Die schlicht mit römischen Zahlen versehenden Titel strotzen nur so vor Atmosphäre, wobei diese hauptsächlich durch Riffs und einige wenige Keyboard-Einlagen generiert wird; selbst die Blastbeat-Passagen („III“) werden dadurch in ihrer Schroffheit abgemildert und finden leicht den Weg ins Ohr (des geübten Black-Metal-Hörers). FORHIST erfindet damit das Rad nicht neu und Vindsval fügt seiner Discografie auch kein stilistisch neuartiges Album hinzu, aber ein weiteres gutes mit seiner unverkennbaren (Komponier-)Handschrift. Nur sehr wenig misslingt ihm dabei: Die Verquickung des halbballadesken Overdrive-Spiels mit sanft rauschendem Wasser zu Beginn von „V“ ist ein Manko in einem sich ansonsten gut aufbauenden Song. Wiederum ein positives Highlight ist „VII“, eine im Mid-Tempo angesiedelte Nummer mit melodischen Leads, die sich über das dichte Riffing erheben und das Lied somit schon im ersten Hörgang hervorstechen lassen; auch, weil der Übergang zum letzten Track „VIII“ hier mit den Naturelementen am stimmigsten umgesetzt worden ist.

Vindsval nähert sich mit seiner Black-Metal-One-Man-Show FORHIST dicht an Blut Aus Nord an; besonders die eingängige, für die Tracks gewinnbringende Melodieführung sowie das motiv-, aber nicht zwingend abwechslungsreiche Spiel erinnern oftmals an „Memoria Vetusta III: Saturnian Poetry“ (2014), die treibende und einnehmende Kraft an „Hallucinogen“. Vindsval kupfert damit nonchalant bei sich selber ab, wodurch FORHIST keine so klare Abgrenzung gelingt wie bei seinem anderen Nebenprojekt Yerûšelem. Dennoch: Wer all die genannten Bands und Alben gut findet, wird mit „Forhist“ 43 Minuten bestens unterhalten werden.

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Wertung: 8 / 10

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