Balingen und der Heavy Metal, das gehört einfach zusammen – das schwäbische Städtchen ist nicht nur Heimat des weltweit angesehenen „Bang Your Head!!!“-Festivals, sondern bringt auch immer wieder überaus talentierte Underground-Bands hervor. Neben den Thrashern Traitor sind das vor allem die Power Metaller STORMHUNTER. Die sind lange keine Newcomer mehr, wurden sie doch schon 1998 und damit vor beinahe 25 Jahren gegründet. In dieser Zeit schaffte es die Band auf immerhin drei Alben, wobei das neueste nun auch schon sechs Jahre alt ist. Da wird es Zeit für eine neue Veröffentlichung und so bringen STORMHUNTER mit „Ready For Boarding“ dieser Tage zwar kein neues Album, aber doch immerhin eine EP auf den Markt.
Entgegen des Titels enthält „Ready For Boarding“ kein Running-Wild-Cover. Die Metal-Szene von der Waterkant hat aber dennoch großen Einfluss auf das Gebotene, denn ungeachtet ihrer schwäbischen Herkunft klingen STORMHUNTER durch und durch norddeutsch. Ab dem starken Opener „Crown Of Creation“ sind Stormwarrior klar als größte Inspiration als größte Inspirationsquelle auszumachen, denn die Balinger setzen bei ihrem Songwriting auf die gleiche Rezeptur wie die Hamburger auf ihren ersten beiden Alben.
Soll heißen: In Nummern wie dem textlich etwas dümmlichen aber musikalisch absolut gelungenen „Two Beers (Or Not Two Beers)“ sowie dem nachgerade grandiosen „Sharp Invaders“ punkten STORMHUNTER ganz nach Hamburger Vorbild mit zackigen Riffs und erhabenen Melodien sowie gern auch großen Chören in den Refrains. Zusammen mit dem Gesang von Frontmann Frank Urschler erinnert das eben stark an alte Stormwarrior – und damit auch ein bisschen an ganz alte Helloween. Anders als ihre Vorbilder räumen die Burschen den Leadgitarren allerdings nicht ganz so viel Platz ein. STORMHUNTER setzen weniger auf minutenlange Solopassagen und mehr auf hymnischen Gitarrenmelodien – Soli gibt es auch, die fallen allerdings eher zweckdienlich oder „songorientiert“ aus.
Es dürfte klar sein, dass STORMHUNTER sich damit kaum viel eigenes Profil ermöglichen, es darf jedoch getrost davon ausgegangen werden, dass das auch nicht unbedingt ihr Ziel war. Das dürfte viel mehr lauten, klassischen Power Metal norddeutscher Bauart zu spielen und diese Mission erfüllen die Schwaben mit Bravour. Größe Überraschung ist somit das abschließende Trust-Cover „Antisocial“. Eigentlich durch die Thrasher Anthrax bekannt gemacht wurde diese Nummer inzwischen totgecovert – nicht aber so, wie bei STORMHUNTER: Die trauen sich tatsächlich ans französischsprachige Original und setzen das auch noch ziemlich erfolgreich um. Das kommt unerwartet und ist vor allem mutig. Ebenfalls lobend hervorgehoben sei der starke Sound von „Ready For Boarding“. Die EP kommt mit druckvollem, erdigem Sound aus den Boxen, der mit jeder „größeren“ Produktion mithalten kann – zwar mag beim Schlagzeug etwas nachgeholfen worden sein, aber das ist eben eine Budget-Frage.
Die Musik von STORMHUNTER ist nicht eben originell, aber sie macht einen Heidenspaß. Die Truppe aus Balingen hat offenkundig voll und ganz verinnerlicht, worauf es beim Power-Metal-Sound von Bands wie vor allem Stormwarrior ankommt und versteht es nun, das überaus authentisch nachzubauen – da ihre Vorbilder selbst inzwischen in eine etwas andere Richtung gehen, bieten sich die Schwaben somit durchaus als brauchbare Nachfolger an. Wer Innovation sucht, sollte sich besser anderswo umsehen, Fans von klassischem Power Metal hanseatischer Prägung sind bei STORMHUNTER allerdings goldrichtig.
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