Review Mörk Gryning – Pieces Of Primal Expressionism

  • Label: No Fashion, Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2003
  • Spielart: Black Metal

Mit „Hinsides Vrede“ haben sich die Black-Metaller MÖRK GRYNING 15 Jahre nach ihrem letzten Album überraschend zurückgemeldet. Dieses Revival nutzt ihr neues Label Season Of Mist nun, um den Backkatalog der Schweden neu aufzulegen.

Nachdem MÖRK GRYNING mit „Maelstrom Chaos“ (2001) recht ordentlich ins neue Jahrtausend hinübergerutscht waren, scheinen die Schweden den Entschluss gefasst zu haben, auch musikalisch etwas moderner zu Werke gehen zu wollen. Das Resultat dieses Strebens ist „Pieces Of Primal Expressionism“ (2003) – ein vielseitiges und avantgardistisches, aber leider etwas überambitioniertes Black-Metal-Album.

Welchen Anspruch MÖRK GRYNING diesmal an ihre Musik hatten, zeigt schon der Opener „The Sleeping Star“ sehr deutlich: Elektronische Elemente spielen eine zentrale Rolle, das ganze Songwriting wirkt offener und vielseitiger als bisher. Das wollten die Schweden wohl auch im Klang zum Ausdruck bringen: „Pieces Of Primal Expressionism“ klingt klarer als seine Vorgänger – allerdings auch ziemlich steril: Mit dem tackernden Schlagzeug, den stark ausgefilterten Tiefen bei den Gitarren und dem dafür erstaunlich dumpfen Gesang ist der Sound leider etwas anstrengend zu hören. Sieht man davon ab, weiß die Musik prinzipiell durchaus zu gefallen: Es gibt hier viel zu entdecken (Streicher, Klargesang, Cleanparts …), und wenngleich Parallelen zu Dødheimsgards „666 International“ nicht von der Hand zu weisen sind, klingen MÖRK GRYNING auf „Pieces Of Primal Expressionism“ doch erfreulich eigenständig.

Dass „eigenständig“ die oberste Prämisse beim Songwriting gewesen sein dürfte, macht sich aber leider nicht nur im Guten bemerkbar. So klingt „Pieces Of Primal Expressionism“ zwar tatsächlich durchweg „expressionistisch“, aber eben leider auch nach „Pieces“ … im Sinne von „Stückwerk“. MÖRK GRYNING packen in die 51:13 Minuten Spielzeit so viele Ideen, dass diese leider oft gar nicht richtig zur Geltung kommen. Riffs, Leadgitarren, Soli und Refrains wechseln sich in so rascher Folge ab, dass die Songs bisweilen eher zusammengeschnitten als auskomponiert wirken („Perpetual Dissolution“). Nicht zuletzt auch, weil MÖRK GRYNING als „Überleitung“ immer wieder auf abrupte Breaks setzen. Das verleiht dem Material zwar zugegebenermaßen eine gewisse Dynamik – allerdings die gleiche Art von Dynamik, die es einer flotten Autofahrt beschert, wenn man bei Tempo 160 immer mal wieder unvermittelt das ABS testet.

Das ist besonders schade, weil die einzelnen „Pieces“ der „Pieces“ durchaus zu gefallen wissen: Weil die Riffs gut gemacht sind und die Melodien mit ein, zwei Wiederholungen mehr gut ins Ohr gehen würden. Weil die Soli gefühlvoll gespielt sind. Und weil der moderne Touch, den Songs wie „The Worm“ haben, den Schweden gut zu Gesicht steht. Wo MÖRK GRYNING ihre Songs mit etwas mehr Fingerspitzengefühl entwickeln („An Old Man’s Lament“) oder einfach etwas weniger sprunghaft arrangiert haben („Our Urn“), wird offensichtlich, was für ein Potenzial in diesen Ideen gesteckt hätte: In diesen Passagen macht dieses Album richtig Spaß.

„Pieces Of Primal Expressionism“ ist ein interessantes Werk, das fortschrittlich gedacht, aber leider in vielen Punkten nur mittelmäßig gemacht ist: Wären der trockene, künstliche Sound und das sprunghafte Songwriting für sich genommen verkraftbar, schaukelt sich beides zusammen leider unangenehm auf und macht MÖRK GRYNINGs viertes Album anstrengender als nötig. Das ist schade, denn an guten Ideen mangelt es den Schweden eigentlich ebenso wenig wie an spielerischem Talent. Am Ende sind Songwriting und Sound aber eben nicht weniger wichtig.

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Wertung: 6.5 / 10

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