Die kalifornischen Thrash Metaller INVECTION versprechen für dieses Jahr ihr erstes Album „Facet Of Aberration“ – da wird es Zeit, die Jungspunde mal genauer unter die Lupe zu nehmen, am Besten anhand ihrer zweiten EP „Demented Perception“, welche im vergangenen Jahr via Stormspell Records erschien.
Der Silberling bringt gut 20 Minuten Spielzeit und immerhin sechs Songs auf die Waage und dass mit Dan Seagrave einer der Meister der schwermetallenen Bildkunst der Truppe ein Artwork spendierte, ist schon mal ein gutes Zeichen. Der positive Ersteindruck trügt keineswegs, denn schon das knapp zweiminütige Instrumental-Intro „Cranial Abyss“ stimmt mit ebenso blitzschnellen wie punktgenau gespielten Thrash-Metal-Riffs direkt aus den Glanztagen der Bay Area gekonnt auf das Kommende ein.
Natürlich kommt das ganze in etwas rumpeliger Produktion und kratzigem Gitarrensound daher, was vermutlich der Budgetsituation der einzelnen Bandmitglieder zum Zeitpunkt der Aufnahmen zu schulden ist, allerdings hat die Truppe in diesem Punkt aus den Umständen das Beste herausgeholt. Ab „Two Faced Lie“ wird dann gradliniger Retro-Thrash Metal im Fahrwasser von zeitgenössischen Kapellen wie Warbringer geboten. Soll heißen: Slayer-typischer Gesang trifft auf Riffs und Gangshouts aus der Exodus-Schule und wird von INVECTION zu etwas vermeintlich neuem verquast.
„Vermeintlich“, weil natürlich nichts von dem, was die Kalifornier treiben, in irgendeiner Form als neu angesehen werden kann, was aber vermutlich auch nicht das Ziel der Burschen war. Stattdessen hauen die Vier ihren Hörern zeitlos guten Bay-Area-Thrash, wie man in kennt und liebt mit viel Spielfreude um die Ohren. Dabei stellen die Jungs technisches Können der Oberliga zur Schau und brillieren etwa in „Invection“ neben präzisesten Riff-Attacken auch noch mit geradezu irrwitziger Griffbrettakrobatik.
Um zur Genre-Spitze aufschließen zu können wird die Truppe zwar noch etwas tiefer in die Trickkiste greifen müssen, „Demented Perception“ ist jedoch schon mal ein verdammt guter Anfang. Innovation gibt’s zwar woanders, sämtliche Old-School-Thrasher dürfen und sollten jedoch bedenkenlos zugreifen.
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