Review Slipknot – Antennas To Hell

Am 24. Mai 2010 brachte der Tod von Paul Gray die SLIPKNOT-Welt ins Wanken: Die Nummer #2 war längst nicht „nur“ der Bassist – vielmehr „the essence of the band SLIPKNOT“, wie Shawn „Clown“ Crahan in der Pressekonferenz zu der Tragödie klarstellte. Dass die Maskenträger im Anschluss eine Pause einlegten, überraschte insofern wenig – dass diese für verschiedene andere Releases genutzt wurde, allerdings ebenso wenig. Zunächst erschien als Hommage an ihren verlorenen Bruder die Live-DVD „(Sic)nesses“ (2010), zwei Jahre später dann das erste Best-of der Nu-Metaller aus Iowa. „Antennas To Hell“ lautet der Titel des Werks, das in der opulentesten Fassung drei Silberlinge enthält – die Greatest-Hits-CD, ein Live-Album und eine Video-DVD.

Best-of-CD

Der Aufwand, der für den Best-of-Teil unternommen wurde, ist gering: Zu hören gibt es die Albumtracks in unveränderter Form. Wie bei jedem Best-of-Album führt das dazu, dass die Tracks vom Sound her sehr unterschiedlich klingen. Wohl auch, um dies zu kaschieren, werden die verschiedenen Schaffensperioden auf „Antennas To Hell“ blockweise abgearbeitet: Statt die Songs in einen spannenden, neuen Kontext zu stellen, setzen SLIPKNOT auf eine chronologisch sortiere Werkschau: Die ersten fünf Tracks entstammen in quasi unveränderter Reihenfolge dem Debüt „Slipknot“, gefolgt von drei „Iowa“-Songs plus einer B-Seiten-Version „My Plague“, zwei Live-Tracks von „Disasterpieces“, vier Stücken von „Vol. 3 – The Subliminal Verses“ und ebenso vielen von „All Hope Is Gone“. Kann man machen, ist dann aber eher unspektakulär – und spätestens die Live-Tracks zwischendrin wirken doch arg befremdlich.

Die Auswahl der Songs hingegen geht durchaus in Ordnung: Wer sich mit SLIPKNOT bislang nur am Rande beschäftigt hat, dies aber nun intensiveren möchte, bekommt mit „Antennas To Hell“ einen guten Überblick über einige Highlights der ersten vier Alben. Wobei in Zeiten von YouTube, Spotify, iTunes und Konsorten fraglich ist, ob zum Kennenlernen einer Band noch irgendjemand auf CDs zurückgreift.

Live-CD

Was den Live-Mitschnitt anbelangt, sind die Macher von „Antennas To Hell“ den denkbar einfachsten Weg gegangen: Mit der Show vom Download-Festival 2009 wurde die Audioversion der erst zwei Jahre zuvor erschienenen DVD nachgeliefert. Das ist insofern logisch, als man sich schon bei der DVD eine Audio-CD als Beigabe gewünscht hätte. Doch nur, weil diese damals „gefehlt“ hatte, ist sie im Rahmen der nächsten Veröffentlichung nicht automatisch die beste Wahl: Die später der 10th-Anniversary-Edition von „All Hope Is Gone“ beigelegte Madison-Square-Garden-Show aus dem gleichen Tourzyklus 2009 wäre  – bis dahin unveröffentlicht und mit besserem Sound – für eingefleischte Fans wie Neu-Hörer ohne Frage ein attraktiveres Gimmick gewesen. Doch obwohl der Sound (wie schon auf der DVD) etwas zu dumpf klingt und nicht mit dem Live-Album „9.0: Live“ (2005) konkurrieren kann, bekommt man in den mit Hits vollgepackten 79:22 Minuten einen guten Eindruck von der unbändigen Energie, die SLIPKNOT live ausmacht. Für die Bonus-CD eines Best-of-Albums ist das wohl alles, was zählt.

DVD

Auch beim dritten Part – der DVD – lautet die Devise leider „Dienst nach Vorschrift“: Enthalten sind alle Musikvideos, die SLIPKNOT bis zur Veröffentlichung von „Antennas To Hell“ herausgebracht haben, ausgewählte Live-Videos einzelner Songs sowie ein Kurzfilm von Shawn „Clown“ Crahan mit dem Titel  „Broadcast From Hell“. Kurzfilm ist jedoch leider hoch gegriffen, vielmehr handelt es sich dabei um einen unkommentiert und recht chaotisch mit Songfragmenten unterlegten Zusammenschnitt von Live- und Behind-the-Scenes-Footage zu jedem der neun Musiker. Damit erfüllt die DVD mehr oder weniger die Erwartungen, die man an eine solche Beigabe hat – tiefer in den Kosmos SLIPKNOT führt die Reise dann aber nicht. Auch das kommt nicht überraschend, hatte sich die Band doch erst 2006 mit „Voliminal: Inside The Nine“ verhältnismäßig offen gezeigt. Gehaltvoller wird „Antennas To Hell“ von dieser Erklärung aber auch nicht.

Fazit

„(Sic)nesses“ und „Antennas To Hell“ als ein Release kombiniert wäre der Shit gewesen: eine rundum starke Live-Show auf DVD und CD, eine Best-of-CD und eine Bonus-DVD mit allen Videoclips plus etwas Bonusmaterial. Als separater Release, zwei Jahre nach besagter Live-DVD, ist „Antennas To Hell“ leider wirklich nur für absolute Neueinsteiger und Alleskäufer relevant, die auf die Download-Festival-Show als Audio-CD nicht verzichten können. Schade – aus dem Projekt „Best-of-Album als Hommage an die Ära Paul Gray“ hätte man mehr machen können – und müssen.

Keine Wertung

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4 Kommentare zu “Slipknot – Antennas To Hell

    1. Gegenfrage: Warum nicht?
      Aber um deine Frage nicht unbeantwortet zu lassen: Es gibt bei neuen wie alten Releases Leute, die es sowieso kaufen/schon haben/sich nicht dafür interessieren. Das wären alles Gründe, keine Reviews zu schreiben. Auf der anderen Seite gibt es auch für alte Releases immer Leute, die sie nicht kennen/haben – da ist doch schön, wenn wir auch in solchen Fällen weiterhelfen können. Spätestens in einer Woche, wenns aus der Review-Spalte der Startseite durchgespült ist, machts sowieso keinen Unterschied mehr, wann das Album erschienen ist, weil man das Review nur durch gezielge Suche oder Google findet ;)
      LG

      1. Richtige Reaktion, macht weiter so! Finde eure Rezensionen zu den alten Platten immer wieder gut und eine gelungene Abwechslung. So beschäftigt man sich auch mal mit den alten Schinken wieder oder entdeckt neue Aspekte. Und zu deiner letzten Aussage: Man findet sie auch, wenn eine neue Platte von der Band erscheint, auf der rechten Seite bei den bisherigen Reviews zur Band. Das finde ich fast die beste Funktion bei eurem Layout, gleich die ganze Diskographie durchlesen!

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