Review Mono – Beyond The Past – Live In London With The Platinum Anniversary Orchestra

Wer von Post-Rock spricht, spricht früher oder später von MONO. Seit nunmehr 20 Jahren prägen die Japaner mit ihren charakteristischen Crescendo-Kompositionen die Szene – ein Jubiläum, das 2019 im Rahmen einer einmaligen Show gefeiert wurde: Unterstützt von Genregrößen wie Alcest, Boris und Envy, begleitet vom Platinum Anniversary Orchestra und dem National Youth String Orchestra, im mit 2000 Fans ausverkauften Barbican Centre in London.

Dass ein so spektakulär ausgerichtetes Event im Nachgang entsprechend aufbereitet wird, versteht sich quasi von selbst – und so ist weniger die Veröffentlichung von „Beyond The Past – Live In London With The Platinum Anniversary Orchestra“ eine Überraschung als das Format: Die Show erscheint als Doppel-CD und Dreifach-LP, mit 40-seitiger Fotodokumentation – nicht jedoch auf DVD/BluRay. Auf bewegte Bilder müssen Fans also ebenso verzichten wie auf sonstiges Bonusmaterial, etwa eine Band-Doku, die sich zum runden Geburtstag ja fast aufgedrängt hätte. Das ist zwar schade – macht den Audiomitschnitt als solchen aber nicht minder hörenswert.

Nach dem atmosphärischen „God Bless“ als Intro sorgt „After You Comes The Flood“ („Nowhere, Now Here“, 2019) für einen dynamischen Einstieg in die fast zweistündige Show, der auch gleich die Verhältnisse klärt: Eine gefühlvolle Darbietung trifft auf astreinen Sound – und wo das Publikum während der Songs andächtig schweigt, brandet in den Pausen genügend Jubel auf, um für eine angemessene Live-Atmosphäre zu sorgen. Auf Ansagen hingegen verzichten MONO gewohntermaßen auch bei dieser Show quasi komplett, lediglich nach „Ashes In The Show“ bedankt sich Takaakira Goto kurz, aber inständig beim Publikum.

Die weitestgehend perfekte Performance der Musiker (wie auch von Bassistin Tamaki Kunishi als Sängerin bei „Breath“), aber auch die Disziplin des Publikums und der perfekten Sound machen zwischendurch dennoch fast vergessen, dass man einem Livealbum lauscht. Doch selbst das ist kein Problem – schließlich sorgen die Orchestrierung wie auch das Quentchen Extra-Dynamik in der Live-Interpretation dafür, dass die Stücke trotzdem mehr sind als bloß im Kollektiv eingespielte Versionen der Album-Tracks.

Schade ist hingegen, dass die Setlist dem Jubiläumscharakter der Show nicht ganz gerecht wird: Sechs der zwölf Songs sind dem aktuellen Album entnommen, während die vorangegangenen Werke mit jeweils maximal einem Lied abgehandelt werden. Aber auch die Auswahl der Stücke ist sehr konservativ: Fünf der sechs älteren Nummern zählen zu den meistgespielten Hits der Band, einzig „Exit In Darkness“ von der gleichnamigen 2019er-Collabo-EP mit A.A. Williams feiert bei „Beyond The Past“ sein Live-Debüt – das allerdings, im Zusammenschluss mit der Sängerin, in Perfektion.

Trotz der unbestreitbaren Brillanz von „Nowhere, Now Here“ hätte man sich für diesen speziellen Abend und den ersten Live-Mitschnitt seit „Holy Ground: NYC Live With The Wordless Music Orchestra“ (2010) eine etwas ausgewogenere Setlist, vielleicht sogar mit ein, zwei seltener gespielten Stücken aus der an großen Songs nicht armen Diskografie gewünscht. Sieht man von diesem Manko ab, bietet „Beyond The Past – Live In London With The Platinum Anniversary Orchestra“ alles, was man als MONO-Fan von einem Live-Album erwarten kann: fesselnde Atmosphäre, mitreißende Energie und ein musikalisches Spektrum, das von sanft bis brachial reicht.

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Wertung: 9 / 10

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