Das Cover der ersten Meurtrières-EP

Review Meurtrières – Meurtrières (EP)

  • Label: Gates Of Hell
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Heavy Metal

Die Vehemenz, mit der der frankofone Raum seine Sprache verteidigt, ist berüchtigt – nicht umsonst ist sie in ihrem Heimatland per Gesetz geschützt. Und während sich der Rest Europas gemeinhin darauf geeinigt hat, dass im Heavy Metal Englisch gesprochen wird, ist westlich des Rheins auch in der harten Musik Französisch lingua franca. Bereits in den 80ern brachte dieser Umstand Bands wie Satan Jokers oder die ziemlich großartigen Der Kaiser hervor und auch heute singen französische Headbanger noch immer gern in Muttersprache. So auch die 2018 in Lyon gegründeten MEURTRIÈRES, die nun mit ihrer gleichnamigen EP debütieren.

Retro ist derzeit in – ganz offensichtlich auch in Frankreich, denn MEURTRIÈRES gehen mit ihrem Sound bis zu den Anfängen der harten Musik zurück. Auf ihrer Debüt-EP spielt die Truppe epischen Ur-Metal, wie er Ende der 70er und Anfang der 80er von Bands wie Cirith Ungol und Manilla Road geprägt wurde. Das bedeutet, dass die Franzosen nicht auf sägende Riff-Wände, sondern eher erdig angezerrte Gitarren und mehr auf Melodien denn auf technisch versierte Leads setzen. Damit rangiert die Formation irgendwo zwischen Doom und Heavy Metal. Solch Ding will Weile haben und so sind die Songs auf dieser Platte alle eher groß angelegt, weshalb es kaum verwundert, dass schon der Opener „A La Spatha“ gut anderthalb Minuten behäbig dahin stampft, ehe es richtig losgeht.

Weil MEURTRIÈRES aber durchaus verstanden haben, wie diese Art von Metal funktioniert, wird das zu keiner Zeit langweilig. Ihre erste EP zeichnet sich durchweg durch grundsolides Songwriting aus, wobei die Damen und Herren in Nummern wie „Alienor“ oder „La Fille Du Cerbère“ dank ziemlich starker Riffs durchaus mitreißen können. Insgesamt bieten MEURTRIÈRES in ihren oftmals sechs- bis siebenminütigen Kompositionen einige spannende Parts und viele gute Ideen und verstehen es, ihre Hörer bei Laune zu halten. Der französischsprachige Gesang von Frontfrau Fleur ist dabei natürlich gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber besser als gedacht – insgesamt fallen die Vocals bei dieser Band sehr stimmig aus.

Die klangliche Aufmachung der Platte passt dabei zum Inhalt: MEURTRIÈRES setzen auf ihrem Debüt auf erdigen, warmen und unpolierten Low-Fi-Sound, der klingt, als sei die Musik um 1980 unter Garagenbedingungen aufgenommen worden. Das ist in Verbindung mit urtypischen Proto-Metal, den die Formation spielt, durchaus stimmig. Dennoch: Auch den Bands, an denen sich MEURTRIÈRES orientieren, hat es nicht geschadet, produktionstechnisch mit der Zeit zu gehen und wenn beim nächsten Output dieser Band aus Lyon wenigstens die Gitarrenmelodien nicht mehr schief eingespielt werden, ist das noch kein kommerzieller Ausverkauf.

Da der vor allem in der traditionellen Metal-Szene seit einigen Jahren anhaltende Retro-Trend so schnell nicht abzureißen scheint, dürfte MEURTRIÈRES eine goldene Zukunft bevorstehen: Mit ihrer ersten EP beweisen die Franzosen, dass sie voll und ganz begriffen haben, wie epischer Heavy Metal der ganz alten Schule funktioniert – und dass sie über das schreiberische Können verfügen, um ihn authentisch zu reproduzieren. Abgesehen von ihrer Muttersprache bringt die Truppe zwar kaum eigene Identität mit und es wäre auch wünschenswert, wenn die nächste MEURTRIÈRES-CD etwas sauberer aufgenommen würde. Als erster Schritt ins Licht der Öffentlichkeit ist diese EP jedoch voll ausreichend.

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