Mit der Veröffentlichung eines neuen Accept-Albums steht das Jahr 2021 ohnehin schon ganz im Zeichen des Teutonenstahl, allerdings schicken sich auch in der zweiten Reihe Bands an, das Genre zu bereichern. So auch GENERATION STEEL, die dieser Tage mit ihrem Debüt „The Eagle Will Rise“ ins Licht der Öffentlichkeit drängen. Dabei steht die Truppe zumindest in loser Verbindung zu den Solinger Metal-Urgesteinen, denn deren Gitarrist Uwe Lulis fungierte als Produzent ihres Erstlingswerkes. Der ist im teutonisch geprägten Heavy Metal auch dank seiner Arbeit mit Grave Digger wahrlich kein Fremder und dürfte wissen, wie solch ein Album zu klingen hat, weshalb „The Eagle Will Rise“ in dieser Hinsicht unter besten Bedingungen entstanden ist.
GENERATION STEEL nun als bloßen Abklatsch einer der in der Einleitung genannten Formationen abzustempeln, würde der Gruppe allerdings Unrecht tun. Auf „The Eagle Will Rise“ sind sie zwar unüberhörbar im Riff-orientierten Stahl Solinger Prägung verwurzelt, allerdings lassen die Herren durchaus auch anderen Einflüsse zu. Nummern wie der Titeltrack oder mitreißende Stücke wie „Shadow In The Dark“ und „The Wayward One“ zeigen, dass GENERATION STEEL Wert auf zeitgemäße Härte legen und sich obendrein ihre Ideen nicht nur bei Accept und Grave Digger, sondern auch im wuchtigen U.S. Metal holen.
Das führt auf „The Eagle Will Rise“ zu einer schönen Symbiose aus kernigen Riffs und großen Refrains, die überraschenderweise doch nie ins Kitschige abrutschen. Hinzu kommt, dass GENERATION STEEL mit Sänger Rio Ullrich einen ausgezeichneten Frontmann gewinnen konnten. Der Mann, der verteufelt nach Bonfire-Stimme Alexx Stahl klingt, bringt vielleicht nicht sehr viel eigene Identität mit, passt dafür aber zu hervorragenden Metal-Nummern wie dem treibenden „Temple Of Malady“ oder dem Rausschmeißer „Alive“. Und wenn er wie in „Soulmates“ das „R“ rollt wie Rob Halford, können GENERATION STEEL auch ihre Liebe zu Judas Priest nicht länger verbergen.
GENERATION STEEL haben also eine Vielzahl an Vorteilen auf ihrer Seite – und weil sie die über weite Strecken auch zu nutzen wissen, wird „The Eagle Will Rise“ trotz seiner Länge von knapp einer Stunde und stolzen 13 Songs nie wirklich langweilig. Dennoch hört man dem Debüt der Gruppe an, dass es sich um ein „Album aus der zweiten Reihe“ handelt. Nicht, weil das Songwriting schlecht wäre, ganz im Gegenteil. Trotz inhaltlicher Vielfalt hätten der Platte aber zehn Minuten und damit etwa zwei Songs weniger mehr Stringenz verliehen. Auch unterstreicht der sägende Sound zwar bestens die kantigen Riffs der Band, fällt aber etwas zu spitz aus und strapaziert nach einiger Zeit das Gehör. Und letztendlich schaffen sich GENERATION STEEL mit ihrem Erstlingswerk (noch) keine eigene Identität, sondern kombinieren schlicht all das, was ihnen am Metal gefällt. Das macht „The Eagle Will Rise“ gewiss nicht zu einem schlechten Album, aber es erklärt, warum es nicht die volle Punktzahl erreicht.
Auf ihrem Debüt bieten GENERATION STEEL eine schmackhafte Melange aus all den Elementen des traditionellen Metal, die ihnen am besten gefallen. Das Resultat ist ein kraftvolles und zu keiner Zeit kompromissbereites Album, das erfolgreich kernigen Teutonenstahl und druckvollen U.S. Metal miteinander verknüpft. Dass sich die Band dabei kaum durch eigenes Profil hervortut, liegt in der Natur der Sache und dürfte kaum jemanden weniger stören als die Musiker selbst. Auch Fans sollten GENERATION STEEL unbedingt eine Chance geben, denn während die Gruppe nie für den Innovationspreis in Frage kommen wird, liefert sie mit „The Eagle Will Rise“ doch zweifelsohne echten, unverschnittenen Metal ab.
Wertung: 7 / 10