Für Gitarrenheld Zakk Wylde läuft es derzeit ziemlich gut: Er ist zurück in der Band von Ozzy Osbourne, mit seiner Tribute-Band Zakk Sabbath geht es ebenfalls voran und auch seine Gitarrenmarke Wylde Audio ist erfolgreich gestartet. Zeit, sich auf den eigenen Lorbeeren auszuruhen? Absolut nicht! „Grimmest Hits“ ist nicht etwa der Titel eines Best-Of, sondern des nächsten Albums seiner BLACK LABEL SOCIETY, das vier Jahre nach der letzten Veröffentlichung in den Handel kommt.
„Grimmest Hits“ ist einerseits ein typisches BLACK-LABEL-SOCIETY-Album, bedeutet gleichzeitig aber auch eine Veränderung gegenüber „Order Of The Black“ oder „Catacombs Of The Black Vatican“. Typisch, weil sich hier einmal mehr groovender Southern Metal und Southern-Rock-Romantik angenehm die Waage halten und Veränderung, weil der fette Abrissbirnen-Sound der letzten Alben einer organischen Produktion mit warmem Analog-Charme gewichen ist. Das macht sich bereits ab „Trampled Down Below“ bemerkbar, denn während die Nummer ein BLACK-LABEL-SOCIETY-Stampfer aus dem Bilderbuch ist, so sorgt das luftigere Klangbild doch dafür, dass der Song weit weniger breitbeinig auftritt, als auf früheren Alben der Fall gewesen wäre.
Das soll nun keinesfalls mangelnden Druck bedeuten, sondern versprüht vielmehr eine gewisse Selbstverständlichkeit – BLACK LABEL SOCIETY haben 2018 nichts zu beweisen, sondern sind genau da, wo sie hinwollten. Dass Mr. Wylde auf BLACK SABBATH steht, war noch nie ein Geheimnis, war allerdings lange schon nicht mehr so deutlich wie auf „Grimmest Hit“. Nummern wie „Seasons Of The Fall“, „The Betrayal“, „A Love Unreal“ oder auch „Disbilief“ atmen in ihren Riffs den Geist von Tony Iommi – natürlich immer gepaart mit einer Portion südstaatlicher Wucht. Im Zusammenpiel mit den Hammond- und Rotary-Effekten, die in den ruhigeren Momenten dieser Platte zum Einsatz kommen, haben BLACK LABEL SOCIETY so die späten 70er erfolgreich in die Gegenwart transportiert.
Gefühlvolle Southern-Rock-Balladen im Fahrwasser von Lynyrd Skynyrd oder Fleetwood Mac sind dabei bekanntermaßen die andere große Stärke des Bandchefs und auch auf „Grimmest Hits“ gibt es davon wieder mehr als eine. In diesen Nummern ist das – auch ansonsten natürlich fulminante – Leadgitarrenspiel des Frontmanns auch am spannendsten, da hier technische Finesse auf gefühlsechten Blues-Pathos trifft. Die beiden schönsten dieser Titel bilden „The Only Words“ und „Nothing Left To Say“, denn sie klingen so richtig schön nach Morgenkaffee auf der Ranch-Veranda und selbstgebackenem Toast. Das klingt kitschig, beschreibt aber eines der Hauptmerkmale dieses Albums: Zakk Wylde hat nie schlechte Songs geschrieben, aber selten hat seine Musik so angenehm zum Tagträumen und Kopfkino eingeladen, wie auf „Grimmest Hits“. Das mag jeder anders wahrnehmen, dass BLACK LABEL SOCIETY schon lange nicht mehr so authentisch und emotional klangen wie auf dieser Platte dürfte aber in jedem Fall schwer zu leugnen zu sein.
Man hört „Grimmest Hits“ die Zufriedenheit des Bandkopfs deutlich an: BLACK LABEL SOCIETY liefern hier ein Album ab, das nichts zu beweisen will und alles kann. Entsprechend wurde der Abrissbirnen-Sound zugunsten einer erdigen Low-Fi-Produktion aufgegeben, die den entspannten Grooves dieser Platte den nötigen Platz zum atmen lässt. Wer im Moshpit eines auf die Mütze braucht, hört lieber „The Blessed Hellride“ oder noch frühere Platten – „Grimmest Hits“ eignet sich eher für entspanntes Craft Bier in der sommerlichen Nachmittagssonne, denn selbst in härteren Momenten wirkt die Truppe hier eher verspielt.
Wertung: 8.5 / 10