Review Decembre Noir – The Renaissance Of Hope

  • Label: Lifeforce
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Doom Metal

Die Tage werden kürzer und die dunkle Jahreszeit rückt näher. Es kommt die Zeit für massiven Melodic Doom Metal, wenn man Freund finsterer Stimmung ist. Die Erfurter von DECEMBRE NOIR liefern zum Einstieg in die düstere Saison ihr neues Album „The Renaissance Of Hope“ ab. Das vierte Werk der Thüringer, auch Gegenstand unseres jüngsten Interviews im Mai, beschäftigt sich mit dem Thema Hoffnung. Doch inwieweit passen diese Thematik und schwerer Doom Metal zusammen?

Der Blick auf die Tracklist des Albums zeigt „nur“ sechs Songs. Das mag wenig erscheinen, doch ergibt sich mit einer Laufzeit von 48 Minuten eine durchschnittliche Songdauer von acht Minuten. Das wiederum ist beachtlich und gibt Hinweise zum Album selbst: Die Band nimmt sich Zeit, Songs zu entwickeln, ausführliche und komplexe Instrumentalpassagen einzubauen und steckt viel Herzblut hinein.

Mit „A Swan Lake Full Of Tears” steigen DECEMBRE NOIR gediegen ein. Nach einem kurzen schweren Intro im Midtempo kommt das tiefe, tragende Growling von Sänger Lars hinzu und setzt den Grundtenor dieses und der folgenden Songs. Das repetitive Muster in der Melodie wird zur Mitte des Lieds aufgerissen. Die Instrumentalpassage lockert den Song auf und entfaltet Raum, wo vorher beklemmende Enge herrschte. Wie eingangs erwähnt, nimmt sich der Song Zeit für diese Entwicklung, setzt sogar auf cleane Stellen und funktioniert damit sehr gut.

Wer sich am Ende des Openers hat einlullen lassen, der wird vom Titeltrack „Hope / Renaissance“ und dessen Intro sofort herausgerissen. Der Track wartet mit einem hohen Tempo auf und kommt heftig und unerwartet daher. Während sich „Hope / Rennaissance“ mit dem Sterbewunsch und dessen Erfüllung auseinandersetzt und damit textlich einem sehr komplexen Thema widmet, spiegelt der Song diese Komplexität in seinem Aufbau durch zahlreiche Tempowechsel, klangliche Vielfalt und abwechslungsreichen Gesang wider. „Hope / Renaissance“ stellt sich als Glanzstück des Albums heraus. Das Quintett brilliert regelrecht. Gerade hier ist das zentrale Thema hervorragend aufgegriffen: Eine verspielte Gitarre schafft es wiederholt, ein klangliches Licht am Endes des Tunnels zu setzen, das immer wieder vom Song verschlungen wird.

„Ritual And Failure“ und „Behind The Scenes” sind für DECEMBRE NOIR typische Lieder, wiegen schwer und behandeln mit der Frage nach der eigenen Identität ähnlich Thematiken. Letzteres ist nach „Hope/Renaissance“ das zweite Kleinod des Albums. „Wings Of Eschaton“ setzt den Fokus auf Gitarrenarbeit und lässt mit dem Spiel zwischen Rhythmus- und schnell gezupfter Leadgitarre Erinnerungen an HARAKIRI FOR THE SKY aufkommen. Die Gitarre(n) liefert ein passendes Gegengewicht zum doomigen Text von „Wings Of Eschaton“.

Insgesamt stellt sich „The Renaissance Of Hope“ als ein Werk heraus, dessen größter Kritikpunkt ist, dass sich die Songs in ihren Strukturen und der Thematik ähneln. Die verzögert einsteigende Gitarre, die dem Hörer eine Melodie ins Ohr setzt und damit den Song trägt, ist spätestens zur Hälfte der Gesamtlaufzeit keine Überraschung mehr. Die weiter hinten platzierten Lieder verlieren dadurch beim kompletten Durchhören an Wirkung. Einzeln herausgelöst sind alle Songs hervorragend. Einzig „Streets Of Transcience“ will nicht sofort zünden und benötigt etwas Anlauf. Letzten Endes ist das beschriebene Einbringen der Gitarre jedoch ein Stilmittel, das sich konsequent durch „The Renaissance Of Hope“ zieht und damit Kritik auf hohem Niveau. Betrachtet man den Werdegang der Thüringer, angefangen mit „A Discouraged Believer“, führte deren Weg unausweichlich hin zu diesem Album, das unverkennbar den Stempel von DECEMBRE NOIR trägt. In seinen stärksten Momenten zeigt es die volle Bandbreite der Band, die wahre Klangwände zu errichten weiß und im nächsten Moment fast schon verträumt und gedankenschwer abdriftet. Gerade mit dem letzten Track „Behind The Scenes“ gelingt das sehr gut: Selbst nachdem der Song verklungen ist, will die eingepflanzte Melodie den Kopf nicht verlassen und hallt lange nach.

DECEMBRE NOIR liefern eine Scheibe ab, die hochwertig produziert ist und mit einem derart satten Sound aufwartet, dass das Zuhören einfach ein Genuss ist. Die Thüringer scheinen sich stilistisch gefunden zu haben, untermauern ihre Entwicklung solide. Das komplette Album zeigt, dass sich das Thema „Hoffnung“ gerade auch in diesem Genre mit verschiedenen Blickwinkeln sehr gut verarbeiten lässt, ohne dabei die genretypische Schwere einzubüßen. Wem der Sinn nach raffinierter Melancholie und tonnenschwerem Gesang steht, der sollte um dieses Werk keinen Bogen machen. DECEMBRE NOIR veröffentlichen mit „The Renaissance Of Hope“ zweifelsohne ihr bisher bestes Album.

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Wertung: 8 / 10

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