(Black Metal / Folk) Negură Bunget ist tot, es lebe Negură Bunget! Zweifellos war die 2017 nach dem bedauernswerten Tod von Multi-Instrumentalist Gabriel „Negru“ Mafa aufgelöste Atmospheric-Black-Metal-Formation das Interessanteste, was sich bis dato aus der rumänischen Metal-Szene hervorgetan hat. Dies bezeugen allein schon die zahlreichen Querverbindungen zu anderen Gruppen aus dem Balkanland. Neben den von ehemaligen Bandmitgliedern gegründeten Dordeduh stechen hierbei vor allem SUR AUSTRU ins Auge. Von Teilen des nach Negrus Tod verbliebenen Line-ups ins Leben gerufen, kann das Sextett vielleicht noch am ehesten als Nachfolgeprojekt von Negură Bunget angesehen werden. Entsprechend hoch sind die Erwartungen, die auf ihrem Debüt „Meteahna Timpurilor“ lasten.
Obwohl an der 52 Minuten langen Platte zum Teil dieselben kreativen Köpfe wie zuletzt an „Zi“ (2016) beteiligt sind, stellt die Band von Anfang an klar, dass SUR AUSTRU nicht einfach nur als Fortführung Negură Bungets unter neuem Namen zu verstehen sind. Obwohl die Rumänen sich auch unter ihrem neuen Banner an Stilmitteln aus Black Metal und Folk bedienen, ist die konkrete Ausrichtung ihrer Musik doch eine andere. „Meteahna Timpurilor“ klingt weniger experimentell, extrem und atmosphärisch als das Schaffen der Künstler in ihrer früheren Band, weist im Gegenzug aber einen etwas stärker ausgeprägten Folk-Bezug auf und wirkt sogar ein wenig bodenständiger.
Leicht mysteriöse Gesänge, Clean-Gitarren und Flöten („De Dincolo De Munte“) hört man hier ebenso oft wie markige Screams, griffige Gitarrenriffs und treibende Drums („Bradul Cerbului“). Vor allem über die Blasinstrumente und Perkussionen vermitteln SUR AUSTRU hier ein Gefühl fremdartiger Urtümlichkeit. Da passt es sogar einigermaßen ins Bild, dass die Stücke an manchen Stellen – hauptsächlich in Bezug auf die Clean-Vocals und die unverzerrten Gitarren – etwas grobschlächtig erscheinen („Jabracie“). Die Abschnitte, in denen die Band ein bisschen zu plump zu Werke geht, halten sich jedoch in überschaubaren Grenzen, sodass das Album im Großen und Ganzen einen recht stimmigen Flow hat und dadurch auch von seiner Vielfältigkeit profitiert.
So stehen weder das von stimmungsvollen Keyboards untermalte Zwischenspiel „Jale“ noch das elfminütige „Dor Austru“ als überflüssiges Füllmaterial da, sondern vielmehr als gut in das Gefüge der Platte passende Kompositionen. Offensichtliche Highlights lassen sich auf „Meteahna Timpurilor“ zwar nicht ausmachen, zumal das Schlagzeugspiel ziemlich geradlinig und generisch arrangiert ist, und die Produktion könnte noch eine Spur natürlicher und druckvoller klingen, doch auch hierbei handelt es sich keineswegs um gravierende Fehlentscheidungen seitens SUR AUSTRU.
Vorerst werden SUR AUSTRU wohl nicht aus dem großen Schatten Negură Bungets heraustreten können – dafür ist ihr erstes Lebenszeichen in der Relation schlicht etwas zu gewöhnlich ausgefallen. Dennoch sollte man SUR AUSTRU nicht voreilig abschreiben. Alles in allem ist „Meteahna Timpurilor“ ein verhältnismäßig gut produziertes, interessant aufgebautes Album, das durch den Einsatz traditioneller Instrumente zumindest bis zu einem gewissen Grad für sich steht. Sollten die Folk-Black-Metaller ihren verschrobeneren Einfällen in Zukunft noch etwas mehr Raum zur Entfaltung geben, stehen die Chancen gut dafür, dass die Fans SUR AUSTRU mit der gleichen Begeisterung verfolgen werden wie ehemals ihre Vorläuferband.
Wertung: 7 / 10