Wenngleich REVOLUTION SAINTS ein Projekt sind, das am Reißbrett der italienischen Plattenschmiede Frontiers Music entstanden ist, kann das musikalische Potenzial, das unter dem Bandbanner vereint wurde, nicht geleugnet werden: In der Truppe finden sich mit Night-Ranger-Frontmann Jack Blades, dem u.a. einst bei Journey und Ozzy Osbourne beschäftigten Drummer Deen Castronovo sowie Gitarrenwunder Doug Aldrich, vor allem bekannt durch seine Arbeit mit Dio und Whitesnake, echte Hochkaräter der Rock- und Metal-Szene. Mit „Light In The Dark“ hat das Gespann nun sein zweites Album veröffentlicht.
„Light In The Dark“ ist eine Frontiers-Music-Veröffentlichung aus dem Bilderbuch. Das hat sein Gutes, allerdings krankt dieses Album somit auch an den gleichen Gebrechen wie viele andere CDs, die beim italienischen Label erscheinen. Auf der Haben-Seite ist definitiv das eingangs angesprochene Talent der Beteiligten zu verbuchen. „Light In The Dark“ ist voll von treibenden Hard-Rock-Riffs, die in erster Linie vom rasiermesserscharfen Anschlag des Saitenhexers Doug Aldrich leben – der Mann hat schlicht einen sehr individuellen Sound und das sticht auch bei REVOLUTION SAINTS positiv hervor, von seinem phänomenalen Leadgitarrenspiel ganz zu schweigen.
Zusammen mit dem Gesang von Fronter Jack Blades ergibt sich damit auf „Light In The Dark“ eine durchaus potente Mischung, denn in Songs wie dem eröffnenden Titeltrack oder treibenden Hard Rockern wie „Ride On“ und „The Storm Inside“ trifft die Energie neuerer Whitesnake-Songs auf dezenten Journey-Pathos und so dürften REVOLUTION SAINTS vor allem Fans des klassischen Hard- und Melodic Rock der 80er direkt in ihrer Wohlfühlzone begegnen. Soweit, so gut. Allerdings wurde „Light In The Dark“ auch wieder in den für Frontiers Music typischen Bombast-Sound verpackt, der einerseits das traditionsbewusste Songwriting dieser Platte mit schön moderner Wucht ausstattet, andererseits jedoch auch reichlich anonym klingt.
Anonymität ist überhaupt das größte Problem dieses Albums und das hat einen simplen Grund: Wer sich die Songwriting-Credits im Booklet der Platte durchliest, stellt fest, dass jede der Nummern in Zusammenarbeit mit Allessandro Del Vecchio entstand (der „Light In The Dark“ übrigens auch produziert hat). Nun soll Herrn Del Vecchio in keinster Weise sein musikalisches Talent abgesprochen werden, allerdings tanzt der Mann inzwischen auf so vielen Hochzeiten, dass es vermutlich menschlich unmöglich ist, jedem seiner Projekte eine eigene Identität zu verpassen.
Das Resultat sind an sich absolut brauchbare Hard-Rock-Versatzstücke wie „Don’t Surrender“ oder „Another Chance“, die dank des Könnens der beteiligten Musiker absolut professionell umgesetzt wurden, aber ebenso gut auf dem letzten Jorn-Album hätten stehen können und auch ohne Schwierigkeiten zu Voodoo Circle passen würden. Somit ist „Light In The Dark“ voll von herausragendem Handwerk, verfehlt es jedoch auf ganzer Linie, eine eigene Identität aufzubauen und das ist noch nicht einmal der Fehler der Musiker – die Herren Del Vecchio und Perugino sollten darüber einmal nachdenken, ehe sie die nächste Supergroup zusammenstellen.
Vielleicht darf man sich das ja so vorstellen wie in einem Gangster-Streifen vom Format „Pulp Fiction“: Dort war es Mr. Wolf, der zur Problemlösung geschickt wurde und sodann mit klarem Ziel vor Augen die Situation in die Hand nahm. Möglicherweise läuft das bei Frontiers Music ähnlich – taucht Allessandro Del Vecchio im Studio auf, gibt es keine weiteren Fragen und in kürzester Zeit ist die Platte fertig. Das zumindest legt das neue REVOLUTION-SAINTS-Album nahe, denn ungeachtet seiner handwerklich Qualität reiht sich „Light In The Dark“ leider in die endlose Reihe vergleichbarer Veröffentlichungen der italienischen Plattenfirma ein. Schade, denn vermutlich hätten diese Musiker auch ganz ohne fremde Hilfe ein starkes Album schreiben können.
Wertung: 6.5 / 10