Review Emyn Muil – Afar Angathfark

Es gibt Musiker, deren Kunst weit abseits der Norm existiert und die daher mit Fug und Recht als einzigartig oder visionär bezeichnet werden können. Und es gibt Projekte wie EMYN MUIL, die gar keinen Hehl daraus machen, dass sie schlichtweg ihren musikalischen Vorbildern hinterhereilen wollen. Mag Letzteres im Allgemeinen auch weniger aufregend sein, so sollte man den Imitatoren vielleicht doch nicht jeglichen künstlerischen Wert absprechen – mitunter überflügelt die Kopie womöglich sogar das Original. Dies ist Saverio Giove in Bezug auf seine Muse, die österreichischen Tolkien-Metaller Summoning, zwar bislang noch nicht gelungen, doch für sich genommen ist sein Schaffen in EMYN MUIL durchaus hörenswert. So verhält es sich auch mit seinem dritten Album „Afar Angathfark“.

Wer es über sich bringt, „Afar Angathfark“ trotz seines furchtbar amateurhaften Artworks eine Chance zu geben, wird wie schon auf „Elenion Ancalima“ (2017) mit einem grundsoliden Epic-Black-Metal-Album belohnt. Im Zentrum der hauptsächlich zwischen sieben und elf Minuten langen Tracks stehen einmal mehr die vielgestaltigen Keyboard-Arrangements und die synthetische Perkussion, während die Screaming-Vocals, die Chorgesänge und die grimmigen Gitarrenriffs eher eine Begleitrolle einnehmen. Mit der Bandbreite an simulierten Instrumenten, die von grazilen Harfen über bombastische Bläser und ominöse Orgeln bis hin zu Flöten, Schellen und Trommeln reicht, ist man aber mehr als gut versorgt.

Das Tempo der Musik hat EMYN MUIL im Vergleich zur Vorgängerplatte ein Stück weiter gedrosselt, sodass die majestätisch voranschreitenden Tracks mehr denn je wie Versatzstücke aus dem Summoning-Archiv klingen. Mit ein Grund für diese frappierende Ähnlichkeit ist aber auch Gioves Geschick als Songwriter. Die Kompositionen des Italieners sind flüssig, abwechslungsreich und eingängig und stets fühlt man sich durch sie in die ehrwürdigen Hallen sagenhafter Festungen versetzt – ganz so, wie man es sich von einem sich in der Welt von J. R. R. Tolkiens „Silmarillion“ abspielenden Konzeptalbum wünscht.

Besonders eindrucksvoll sind in dieser Hinsicht „Heading Eastward“ mit seinen resoluten Rhythmen und auf erhabene Weise drohenden Bläser-Sounds, das eisige, wundersame „Black Shining Crown“ und „In Cold Domain“, in dem ein schwermütiges Tremolo-Motiv hervorsticht. Was EMYN MUIL davon abhält, zu seinem stilistischen Vorläufer aufzuholen, ist weiterhin die Produktion: Zwar klingen die Songs ausgewogen und trotz Keyboard-Instrumentierung nicht zu gekünstelt, doch dem Album fehlt es erneut an Wucht und Schärfe.

Obwohl das Coverbild, die Tonqualität und die stilistische Ausrichtung es nicht unbedingt vermuten lassen würden, ist EMYN MUIL definitiv ein Projekt, das sich zum Guten entwickelt. Dies zeigt sich etwa in der als Bonus-Track enthaltenen Extended-Version von „Arise In Gondolin“, das ursprünglich Teil des Debütalbums „Túrin Turambar Dagnir Glaurunga“ (2013) war und im Vergleich zu den neueren Kompositionen fast ein bisschen ulkig wirkt. Zum Spitzenreiter des Epic-Black-Metal-Genres erhebt sich EMYN MUIL mit „Afar Angathfark“ zwar nicht, jedenfalls ist die Platte jedoch ein schönes Beispiel dafür, wie viel sich mit Keyboards im Metal anfangen lässt.

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Wertung: 7 / 10

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