Das Cover von "Destroy All Humans" von Hittman

Review Hittman – Destroy All Humans

  • Label: No Remorse
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Heavy Metal

1988 veröffentlichten die New Yorker HITTMAN ihr gleichnamiges Debüt über das weltweit angesehene Label Steamhammer, allerdings erhielt die Platte aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände auf der Business-Seite nie die verdiente Aufmerksamkeit. Das war damals. Weil Metalfans aber in der Regel ziemlich loyal sind, geriet jenes Album nie in Vergessenheit, sondern avancierte über die Jahre gar zu einem absoluten Kult-Klassiker. 2017 fanden sich drei der vier überlebenden Bandmitglieder aus der Besetzung von 1988 wieder zusammen und seither wollen es HITTMAN wieder wissen. Mit „Destroy All Humans“ haben die Herren von der Ostküste 27 Jahre nach ihrer letzten Platte „Vivas Machina“ endlich ein neues Album vorzuweisen.

Dass HITTMAN noch ganz die Alten sind, beweisen sie auf „Destroy All Humans“ mit „Love, The Assassin“. Die Nummer überzeugt mit saustarken Riffs, einem infektiösen Mitsing-Refrain und könnte sowohl musikalisch wie auch textlich ebenso auf dem legendären Debüt der New Yorker stehen. Allerdings steht diese Machtdemonstration erst am Ende der Platte – damit bietet sie einen grandiosen Abschluss, allerdings müssen sich Hörer bis zum Höhepunkt des HITTMAN-Comebacks ein wenig gedulden. Lustgewinn durch Triebaufschub. Der Weg dorthin verläuft nicht ausschließlich in einer geraden Linie, ist aber durchaus unterhaltsam, denn die Truppe hat mit „Destroy All Humans“ ein in jeder Hinsicht solides und stellenweise absolut großartiges Album geschaffen.

Der Einstieg verläuft noch etwas verhalten, denn es scheint, als wollten HITTMAN hier sämtliche irgendwie mit ihrem Sound assoziierten Elemente in einer Nummer vereinen: Atmosphärisches Midtempo geht in treibendes Riffing über und gipfelt in einem geradezu schlagermäßigen Refrain. Eine Werkschau sämtlicher stilbildender Elemente ist gerade auf einem Comeback-Werk freilich wünschenswert, nur muss das in einem einzigen Song geschehen? Dass soll nicht heißen, dass „Destroy All Humans“ keine gute Nummer wäre, denn all die erwähnten Bausteine sind durchaus gelungen, als Eröffnungstrack ist sie aber etwas unglücklich gewählt.

Die Rehabilitation erfolgt jedoch sofort, denn schon das starke Midtempo-Stück „Breathe“ zeigt, dass der Geist der Band nach wie vor am Leben ist. Mit der Power-Ballade „The Ledge“ erinnern HITTMAN sodann an ihren Hit „Will You Be There“ vom kultigen Erstlingswerk und auch die kernigen Riffs von Nummern wie „Code Of Honour“ oder „1000 Souls“ entführen augenblicklich zurück in die seligen 80er. Wollte man etwas kritisieren, man könnte anführen, dass die Ostküsten-Metaller auf „Destroy All Humans“ nach solch mitreißenden Mainriffs gerne erstmal auf die Bremse treten und so ein bisschen den Druck mindern. Vielschichtige Arrangements sind gerade im traditionellen Metal ebenso erfreulich wie selten, paradoxerweise hätte es HITTMAN aber gutgetan, mit etwas mehr jugendlicher Naivität zu agieren. Das ist allerdings Jammern auf hohem Niveau.

Die Performance der Band hingegen ist über jeden Zweifel erhaben. Allen voran zeigt sich Frontmann Dirk Kennedy in stimmlicher Bestform und auch den Gitarristen Jim Bacchi und John Inglima ist hier kein Vorwurf zu machen. „Destroy All Humans“ ist voll von gänsehautverdächtigen Twin-Gitarren und starken Leads, die zeigen, dass HITTMAN ihr Handwerk nicht nur nicht verlernt haben, sondern sogar noch eine Schippe draufpacken konnten. Da stört es auch nicht, dass „Destroy All Humans“ zwar mit sehr ausgewogenem, fetten Sound, dabei allerdings etwas schwachbrüstigen Gitarren aus den Boxen kommt. Wie gesagt: Jammern auf hohem Niveau.

Im Interview mit Metal1 äußert Frontmann Dirk Kennedy zwei sehr wichtige Punkte: Auf „Destroy All Humans“ würde es keinerlei Experimente geben und egal, wie sehr man sich auch an der Vergangenheit orientiert, sie ist vorbei. Beides bewahrheitet sich auf diesem Album. HITTMAN sind eindeutig noch die gleiche Band und bieten auch auf „Destroy All Humans“ gradlinigen, eingängigen U.S. Metal, der vornehmlich die melodiöse Seite des Genres bedient. Gleichzeitig hört man der Band jedoch auch die Reife der letzten drei Jahrzehnte an, was zwangsläufig in weniger rabiaten und dafür ausgebuffteren Arrangements resultiert. Das mag im ersten Moment nicht das sein, was sich Fans ihres genialen Debütalbums wünschen mögen, erweist sich jedoch schon nach wenigen Durchläufen als eine unwiderstehliche Mischung.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert