Was für eine schöne Überraschung: Ein Jahr nach ihrem letzten Longplayer „Don‘t Panic“ melden sich die New Yorker Progger IZZ mit neuem Material zurück! Die EP „Half Life“ enthält drei Studioaufnahmen und einen Livemitschnitt. Wer sich für die Vinyl-Version entscheidet, bekommt darüber hinaus noch einen 20-minütigen Bonustrack dazu. Auf der B-Seite befindet sich die „Car Crash Suite“ vom letzten Soloalbum des Gitarristen Paul Bremner – eine tolle Nummer, bei der auch alle IZZ-Bandkollegen mitgespielt haben.
Die drei neuen Tracks sind mit vier bis fünf Minuten Spielzeit schön kompakt arrangiert. Aber IZZ wären nicht IZZ, wenn sie in dieser kurzen Zeit nicht allerlei Ideen, Wendungen und Stimmungen unterbrächten. Es ist erstaunlich: Der Opener „The Soul Of Music“ beginnt als ruhige Ballade und endet als epische Hymne. Den Übergang bekommt der Hörer allerdings kaum mit. Auf dem Weg vom ruhigen Piano-Intro bis zum breitwandigen Finale gibt es warme mehrstimme Gesänge, jazzige und Trip-Hop-artige Grooves, fette Orgel und jubilierende Gitarren. Das Crescendo ist ein bekanntes Stilmittel, aber kaum einer Band gelingt diese Steigerung derart charmant und natürlich wie IZZ. Einfach super!
„Into The Sun“ besticht wie schon der Opener durch die sehr präsente und geschmackvolle Bassarbeit von John Galgano. Die Gesangsarrangements sind großartig und das quirlige Keyboardsolo von Tom Galgano weckt Erinnerungen an gute alte ELP-Zeiten. Genau so sollte Retroprog klingen.
Der Titeltrack „Half Life“ ist schließlich das Highlight der Scheibe: Hier präsentiert sich die Band moderner und reduzierter. Der Song startet mit einem einfachen elektronischen Beat, der mitreißende Gesang rückt ins Zentrum. Was für ein Segen, dass die Amerikaner mit Anmarie Byrnes, Laura Meade, John und Tom Galgano gleich vier tolle Stimmen zu bieten haben. Und es passt zu IZZ, dass ihr wunderbarer Gesang am Ende noch verfremdet wird. Ein wirklich ergreifendes Lied mit einem tollen Text.
Die Live-Version von „The Wait Of It All“ ist ein schöner Abschluss für die EP. Der Track stammt ursprünglich von der B-Seiten-Sammlung „Ampersand“ (2004) und wirkt weniger elektronisch als die Studiofassung. Nur nochmal zum Mitschreiben: Solch grandiose Mini-Epen schaffen es bei IZZ nicht auf ein reguläres Studioalbum!
Es ist wirklich schade, dass „Half Life“ nur 20 Minuten lang ist. Hier stimmt wirklich alles. Eine erstklassige Arbeit, sowohl kompositorisch als auch in Bezug auf die Produktion. Neben „I Move“ (2002) und „The Darkened Room“ (2009) das beste Material der Band. Wer klassischen Prog mag, aber auch modernen Sounds gegenüber nicht abgeneigt ist, sollte unbedingt reinhören.
Wertung: 10 / 10