Review Tomorrow’s Rain – Hollow

  • Label: AOP (Art Of Propaganda)
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Doom Metal

TOMORROW’S RAIN als Spätzünder zu bezeichnen, ist eigentlich schon eine Untertreibung. Die Geschichte der israelischen Band geht bis ins Jahr 2002 zurück und doch erscheint mit „Hollow“ erst 18 Jahre später ihr Debütalbum. Zugleich könnte man TOMORROW’S RAIN aber auch als Senkrechtstarter einschätzen, denn die schier aberwitzige Anzahl an namhaften Gastmusikern, die zu der Platte etwas beigesteuert haben, wird dem Sextett gewiss einiges an Aufmerksamkeit bescheren. Ein Aufgebot an großen Namen wie Aaron Stainthorpe (My Dying Bride), Greg Mackintosh (Paradise Lost) und Sakis Tolis (Rotting Christ) kann jedoch gerade für eine Newcomer-Band auch einige Tücken haben, sind die Erwartungen an das Album dadurch doch umso höher.

Schon die Auswahl der Gastkünstler lässt tendenziell erahnen, wie TOMORROW’S RAIN stilistisch ausgerichtet sind. Die Band bewegt sich im Zuge des gut 50 Minuten langen Albums hauptsächlich zwischen dem Death/Doom der alten Schule und modernem Gothic Rock. Während gesanglich die leider etwas grobschlächtigen und eindimensionalen Growls dominieren und hin und wieder um tragischen Klargesang („The Weeping Song“) und Flüstern ergänzt werden, spielt sich die Instrumentierung die meiste Zeit über im unteren Tempobereich ab.

Schleppende, raue Gitarren und Drums sowie triste Leads bilden das Fundament des Songwritings, machen aber auch immer wieder Platz für melancholische, verwaschene Clean-Gitarren-Parts, die mitunter von einem eleganten, wenn auch nicht allzu virtuosen Piano umspielt werden („In The Corner Of A Dead Street“). Ihre Hausaufgaben in Stilkunde haben TOMORROW’S RAIN zweifellos gewissenhaft gemacht – etwas wirklich Herausragendes wie etwa die leicht exotischen Klänge im bedrückenden „Misery Rain“ findet man hier jedoch nur äußerst selten. Über weite Strecken klingt „Hollow“ zu generisch und darüber hinaus plump produziert.

Auch die Gastbeiträge erheben die Platte nur zum Teil über den guten Durchschnitt. Greg Mackintoshs Solo in „In The Corner Of A Dead Street“ ist ebenso markant und stimmungsvoll wie seine Gitarrenarbeit in Paradise Lost und die Gastsänger, die in „The Weeping Song“ zum Zug kommen, bereichern den Track um einige emotionale Facetten. Demgegenüber klingen Sakis Tolis‘ Screams in „In The Corner Of A Dead Street“ jedoch enttäuschend schwachbrüstig und manche der Beigaben wie etwa Fernando Ribeiros (Moonspell) und Spiros Antonious (Septicflesh) Vocals sind derart unauffällig, dass man sie kaum wahrnimmt.

Man kann TOMORROW’S RAIN durchaus zugutehalten, dass sie sich von ihren prominenten Gästen nicht überschatten lassen haben. Dass dies daran liegt, dass manche der Beiträge ziemlich unscheinbar ausgefallen sind, ist jedoch ebenso unerfreulich wie der Mangel an Eigenständigkeit und Raffinesse, den die Band auf ihrem ersten Album aufweist. Obwohl TOMORROW’S RAIN mitunter auch im Alleingang halbwegs hörenswerte Songs zustande bringen („A Year I Would Like To Forget“), ist „Hollow“ im Großen und Ganzen leider derart austauschbar, dass es ohne seine illustre Schar von Mitwirkenden wohl kaum der Rede wert wäre.

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Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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