So geht clevere Namensgebung: Die spanische Stadt Toledo tat sich einst dadurch hervor, besonders hochwertigen weil ungewöhnlich harten Stahl zu produzieren, mit dem der olle Hannibal dann den Römern das Leben schwer machte. Und was machen die Jungs von TOLEDO STEEL? Richtig, Heavy Metal! In vollstem Vertrauen auf ihre Fähigkeiten benannte sich die Truppe aus Southampton also nach den Garanten für schlagkräftiges Metall und das ist eine wirklich coole Idee. Wie hochwertig und hart das Blech der Mannschaft genau ist, lässt sich nun anhand ihres neuen Albums „No Quarter“ nachprüfen.
Um eines gleich vorweg zu nehmen: Urteilt man nach dem, was TOLEDO STEEL auf ihrem ersten vollen Album bieten, dann passt die Truppe ziemlich gut zum aktuellen Zeitgeist des Metal-Underground, denn die Herren aus Southampton präsentieren sich hier als schnörkellose Traditionsmetaller ur-britischer Prägung. Trotzdem zeigt „No Quarter“, dass es auch innerhalb solch klar gezogener Grezen – und, was vermutlich noch wichtiger ist, in einer zur Zeit so übersättigten Sparte – noch möglich ist, sich ein eigenes Profil zu geben. Oder zumindest, sich von der Konkurrenz abzugrenzen.
Anders als viele ihrer Kollegen bewegen sich TOLEDO STEEL nämlich nicht im Fahrwasser der üblichen Verdächtigen wie Iron Maiden oder Judas Priest, sondern – das macht schon der treibende Uptempo-Opener „Behold The Machine“ deutlich – wagen einen weitaus ruppigeren Ansatz als viele ihrer Genre-Mitstreiter. Somit ist auch ihr Sänger Rich Rutter dankenswerterweise kein weiterer Dickinson-Kopist, sondern hat anders als viele seiner Kollegen eine gehörige Portion Dreck in der Stimme, was TOLEDO STEEL dank oftmals kantiger, energiegeladener Songs wie dem Titeltrack oder „Heavy Metal Headache“ eher in die Nähe von Genre-Vorreitern wie Blitzkrieg, Raven und selten auch Diamond Head rückt.
Damit haben die britischen Jungspunde noch immer keine wirklich eigene Identität, bedienen sich jedoch immerhin an anderer Stelle als die meisten Gleichgesinnten und das ist mindestens erfrischend. Obendrein haben die Burschen technisch so einiges auf dem Kasten und garnieren die Songs auf „No Quarter“ stets mit anspruchsvollen und im Hinblick auf die Melodieführung ziemlich ausgefeilten Leadgitarren, die obendrein entsprechend lang ausfallen, weshalb vor allem Gitarrenfans an dieser Platte Spaß haben dürften. Insgesamt lassen TOLEDO STEEL auf ihrem Album natürlich kein Klischee der Sparte aus, wobei es der Band dennoch gelingt, innerhalb ihrer recht klar gezogenen stilistischen Grenzen für ein gewisses Maß an Abwechslung zu sorgen.
Neben den erwähnten Brechern gibt es noch eine verdammt cool dahinrockende Nummer namens „Visions In The Fire“, mit „Rock The Night“ landen die Herren dann doch noch in der Nähe ganz früher Judas Priest und das abschließende „When The Night Draws In“ sorgt mit seiner unerwarteten Leichtfüßigkeit für eine ungeahnte Wendung zum Ende der Platte. In Sachen Produktion richten sich TOLEDO STEEL nach dem, was im traditionellen Heavy Metal gerade so in ist, weshalb auch „No Quarter“ von erdigem Sound lebt, der zugunsten eines warmen, organischen Klangbildes auf modernen Druck verzichtet und das passt bestens zum Retro-Sound dieser Platte.
TOLEDO STEEL bieten auf „No Quarter“ sicherlich nichts Neues, zeigen aber, dass sie die Regeln des traditionellen Heavy Metals nach britischem Rezept voll und ganz verstanden haben. Somit lebt ihr erstes Album von ehrlichem wenngleich nicht sonderlich originellem Songwriting, das zu keiner Zeit mit den Grenzen des Genres kollidiert, aber zumindest Altbekanntes auf erfrischende Weise neu vermengt. Auf CD macht das Treiben von TOLEDO STEEL schon Spaß, ihr volles Potential entfalten die Briten aber vermutlich erst im Live-Betrieb – hoffentlich auch bald auf den Bühnen einschlägiger Festivals in Deutschland.
Wertung: 7.5 / 10