Früher hieß es mal “Manchmal kommen sie wieder,“ aber so wirklich akkurat ist diese Aussage nicht mehr, denn heutzutage kommen sie ja alle wieder. So auch PRETTY BOY FLOYD, die seit 1987 den Sunset Strip in L.A. unsicher machen und mit dem fantastisch betitelten „Leather Boyz With Electric Toyz“ mal sowas ähnliches wie ein Hit-Album hatten, seitdem aber eigentlich nichts nennenswertes mehr produzieren konnten. Das hält Frontiers Records nur in den seltensten Fällen von irgendetwas ab, weshalb das italienische Label mit „Public Enemies“ nun das erste PRETTY BOY FLOYD-Album seit knapp 15 Jahren veröffentlichen.
Das 1989 erschienene PRETTY BOY FLOYD-Album über die Jungs mit den elektrischen Spielzeugen ist tatsächlich eine überaus gelungene Platte, die man auch knapp drei Jahrzehnte nach ihrer Veröffentlichung noch gut hören kann. Wer nun hofft, dass die Truppe aus Los Angeles mit ihrem neuen Album auch nur ansatzweise ähnliche Qualität erreicht, der wird enttäuscht. Abseits dieser Erwartungshaltung ist „Public Enemies“ aber ein immerhin solides Glam-Rock- bzw. -Metal-Album geworden. Auf satten 14 Songs – wobei zwei Cover-Versionen mit dabei sind – bieten PRETTY BOY FLOYD hier rotzigen Sleaze Rock, der etwa im eröffnenden „Feel The Heat“ mit einem gehörigen Einschlag Punk versehen wurde und oszillieren so irgendwo zwischen Britny Fox auf „Boys In Heat“ und stilbildenden Mötley-Crüe-Songs.
Das klappt in Nummern wie „American Dream“, „Do Ya Wanna Rock“, „Paint It On“ oder „Star Chaser“ auch ziemlich gut und macht durchaus Spaß, wenngleich es kaum zu überhören ist, dass die Truppe hier schlicht sämtliche Versatzstücke des Genres zusammenpappt. Das tut sie aber mit entsprechender Routine sowie dem gebotenen Selbstbewusstsein und das ist schon etwas wert. Mit „Girls All Over The World“ huldigen PRETTY BOY FLOYD ihren „großen Brüdern“ MÖTLEY CRÜE dann recht offensichtlich und mit „Run For Your Life“ haben die Herren dann noch einen recht unbekannten weil auf keinem regulären Album enthaltenen Song derselben gecovert – dank des sonstigen Gebarens der Band passt natürlich auch diese Nummer bestens auf „Public Enemies“.
Das andere Cover stammt ursprünglich von der in den späten 70ern aktiven Band Starz und da die von so ziemlich jeder kalifornischen Sleaze-Band als maßgeblicher Einfluss zitiert werden, bedeutet auch dieser Song kaum einen Stilbruch. Insgesamt machen PRETTY BOY FLOYD auf dieser Platte einen anständigen Job und leisten sich keinerlei nennenswerte Ausrutscher nach oben oder unten, allerdings klingt vor allem Frontmann Steve Summers stets etwas angestrengt – ironischerweise funktioniert eine Stimme ausgerechnet in der Ballade „We Can’t Bring Back Yesterday“ am besten.
Was wirklich stört, sind neben der amateurhaften Produktion, die zwar auf fett und laut getrimmt wurde, jedoch mit völlig indiskutablem Mix enttäuscht, die permanent schief klingenden Leadgitarren. Gerade im Glam Metal ist es nicht wirklich vonnöten, dass der Gitarrist mit technisch irrwitzigen Frickel-Orgien vom Leder zieht, aber jede noch so unbedarfte Schülerband kriegt es hin, ihre Instrumente zu stimmen, weshalb das wohl erst recht von einem erfahrenen Musiker wie Kristy Majors erwartet werden darf. Davon abgesehen ist „Public Enemies“ sicherlich kein schlechtes, aber auch nicht mehr als ein solides Glam Metal-Album, das mal eben zwischendurch schon Spaß machen kann.
Einst die heißesten Hengste auf dem Sunset Strip werden PRETTY BOY FLOYD heute von Bands wie Hardcore Superstar oder Crashdiet eiskalt an die Wand gespielt. Das ist nicht mehr als der natürliche Lauf der Dinge und soll einem Album wie „Public Enemies“ auch mitnichten die Existenzberechtigung entziehen. PRETTY BOY FLOYD liefern hier keinesfalls ein schlechtes, aber doch ein etwas angestrengt und stellenweise gewollt klingendes Glam-Metal-Album ab, das zweifelsohne Spaß macht, aber wohl kaum bleibenden Eindruck hinterlassen wird. Und nächstes Mal bitte die Gitarren stimmen. BITTE!
Wertung: 5.5 / 10