Als die Amerikaner VISIGOTH vor drei Jahren mit ihrem Debüt „The Revenant King“ auf der internationalen Bühne erschienen, war das durchaus erfrischend: Endlich mal eine traditionelle Metalband, die nicht bloß den frühen Werken von Judas Priest oder Iron Maiden nacheifert! Im Gegenteil: Mit ihren schweren Riffs und Texten über nordische Krieger und Götter erinnerten die Herren aus Salt Lake City viel mehr an die Schweden Grand Magus. Mit „Conqueror’s Oath“ hat die Band um Frontmann Jake Rogers nun endlich ein neues Album eingespielt.
Zumindest im eröffnenden „Steel And Silver“ – das sicherlich nur zufälligerweise fast genauso heißt wie der Grand-Magus-Song „Silver Into Steel – stellen VISIGOTH ganz ähnliche stilbildende Elemente wie auf ihrem Debüt „The Revenant King“ zur Schau. Mit tonnenschwerem Midtempo inklusive hymnischer Refrains und Texten aus dem Manowar-Baukasten stampft die Nummer in die gleiche Richtung wie ihre großen Vorbilder aus Schweden – die Ähnlichkeit geht gar soweit, dass Sänger Jake Rogers um das gleiche – und nicht immer ganz passende weil leicht überzogene – stimmliche Vibrato wie Grand-Magus-Frontmann J.B. bemüht ist.
Der Schein trügt jedoch: Verglichen mit ihrem Erstlingswerk haben VISIGOTH ihren Sound auf „Conqueror’s Oath“ spürbar „amerikanisiert“ und setzen etwa in Nummern wie „Warrior Queen“, „Outlive Them All“ oder „Blades In The Night“ auf mehr Geschwindigkeit und großzügige Mehrstimmigkeit, was in Kombination mit den Schwert- und Eisen-Texten an die U.S.-Metal-Prototypen Omen oder Manilla Road erinnert. Beste Nummer auf „Conqueror’s Oath“ ist mit großer Sicherheit das mitreißende „Traitor’s Gate“, das vor allem durch sein Intro mit maximalem Gänsehaut-Faktor aufwartet. Zusätzlich zu den vornehmlich epischen Kompositionen haben VISIGOTH mit „Salt City“ noch einen staubigen Hard Rock-Song im Angebot, der zwar einen Bruch mit dem andächtigen Grundtenor dieser Platte bedeutet, aber eben gerade deshalb auch eine erfrischende Abwechslung darstellt.
Letztendlich ist keine der hier zu findenden Nummern ein Hit für die Ewigkeit, aber sowohl für sich genommen als auch als ganzes Album macht das Material schlicht einen Heidenspaß – nicht zuletzt das gelungene „Hammerforged“ fährt sofort ins Genick und lädt zum bierseligen Mitgrölen und Fäusterecken ein. Im Studio wurde „Conqueror’s Oath“ noc in angenehm warmen, organischen Sound verpackt, der zwar gemessen an der Wucht, die VISIGOTH mit einigen ihrer Songs erzeugen möchten, etwas Druck in den unteren Regionen vermissen lässt, aber dafür nach ehrlicher Handarbeit klingt und das passt ja auch bestens zum Inhalt.
Auf ihrem zweiten vollen Album beweisen VISIGOTH, dass sie weit mehr sind als eine reine Grand-Magus-Kopie – sie können nämlich auch noch Songs im Stile von Omen schreiben. Was klingt wie ein Verriss ist eigentlich eine Respektbezeugung, denn die Mannen aus Salt Lake City haben ziemlich genau verstanden, was die Essenz von mit Pagan-Thematik versetztem Ur-Metal ausmacht und setzen das auf „Conqueror’s Oath“ mustergültig um. Das mag nicht immer vor Originalität strotzen, macht aber durchweg eine Menge Spaß und klingt stets absolut authentisch.
Wertung: 8 / 10