Die Spanier ANGELUS APATRIDA feiern dieses Jahr ihren 15. Geburtstag und haben das Stigma „Newcomer“ damit schon lange weit hinter sich gelassen. Mit vier Alben im Gepäck hat sich die Band obendrein einen soliden Backkatalog erarbeitet und geht dieses Jahr mit ihren griechischen Kollegen Suicidal Angels auf Tour. Damit es dort nicht immer dieselben ollen Songs zu hören gibt, kommt mit „Hidden Evolution“ aber vorher noch das inzwischen fünfte Album der Thrasher auf den Markt.
Auf seinem fünften Album hat man seinen Stil üblicherweise bereits gefunden und es sich auch hinreichend damit bequem gemacht. Entsprechend erfinden sich die Spanier auf „Hidden Evolution“ auch keinesfalls neu, sondern bieten mehr von dem, was ihre Fans kennen und lieben. „Immortal“ eröffnet die Platte daher mit ultrapräzisem Stakkato-Rifing irgendwo zwischen Exodus und Megadeth auf Steroiden inklusive des unverwechselbaren Gesangs von Frontmann Guillermo Izquierdo nebst der entsprechend irrwitzigen Leadgitarren.
Im folgenden „First World Of Terror“ schielen ANGELUS APATRIDA mit einem großen Refrain dann eher in Richtung Heavy Metal und erinnern ein bisschen an neuere Iced Earth und auch „Tug Of War“ wartet mit einem waschechten Stadion-Refrain auf. Das steht den Spaniern übrigens sehr gut zu Gesicht. Der Titel „Hidden Evolution“ ist für dieses Album also überaus passend gewählt: Während sich ANGELUS APATRIDA aufs erste Hören seit „The Call“ kaum verändert haben, so ist bei genauerem Hinhören doch eine Entwicklung auszumachen. Das ist einerseits an der zunehmenden Hinwendung zu Stadion-tauglichen Refrains festzumachen, aber auch kurzweilige Brecher wie „Serpents On Parade“ bieten Ideen, die man von der Band so noch nicht kennt. In „Speed Of Light“ wird es zwischenzeitlich gar richtig punkig.
Böse Zungen mögen der Truppe aus Albacete nun trotz solcher Nuancen vorwerfen, sie würde hier zum dritten Mal das gleiche Album veröffentlichen und ganz Unrecht hätten sie damit auch nicht – die Entwicklung von „Clockwork“ zu „Hidden Evolution“ ist wahrlich subtil. Das beginnt schon mit dem Sound des Albums, denn diese Platte entstand einmal mehr unter den exakt gleichen Umständen wie ihre beiden Vorgänger und das hört man. Auch ansonsten sind Änderungen hier zwar auszumachen, aber wie erwähnt fallen diese eher versteckt als offensichtlich aus.
Das macht insofern nichts, als dass bereits „Clockwork“ ein grandioses Album war und die Band dieses hohe Niveau seither nahezu konstant halten konnte. Etwas mehr Experimentierfreude würde man sich von den jungen Wilden aus Spanien dennoch wünschen. Wie dem auch sei: ANGELUS APATRIDA machen innerhalb ihrer selbst auferlegten Grenzen auf „Hidden Evolution“ so gut wie alles richtig, hauen mal eben zum Jahresanfang zehn Metal-Songs der Superlative raus und zeigen mit schier atemberaubenden Leadgitarren wie in „I Owe You Nothing“, dass sie technisch problemlos auch noch eine Schippe drauflegen können – Respekt!
Man kann es dem Metal-Fan einfach nicht recht machen: Entwickelt sich eine Band, klingt sie „ja gar nicht mehr so wie früher“ und klingt sie eben so wie früher, dann könnte sie doch „langsam mal was Neues machen“. Mit diesem Dilemma sehen sich ANGELUS APATRIDA derzeit konfrontiert, denn während „Hidden Evolution“ ein durchweg hochwertiges, ja geradezu vollendetes [Thrash]-Metal-Album geworden ist, tritt die Band derzeit doch ein bisschen auf der Stelle. Beim nächsten Mal wenigstens in ein anderes Studio, OK?
Wertung: 8 / 10