Wirft man einen Blick auf die Projekte, in denen die Mitglieder von EXGENESIS vor ihrem Zusammenfinden tätig waren und teilweise noch sind, hat man bereits eine ziemlich genaue Vorstellung von der stilistischen Ausrichtung der international besetzten Band. Referenzen wie In Mourning, Aeonian Sorrow und Enshine sprechen eine deutliche Sprache: EXGENESIS sind gewissermaßen dazu prädestiniert, melodischen Death/Doom zu spielen. Tatsächlich hat das Trio mit seinem Debüt „Solve Et Coagula“ ein geradezu mustergültiges Beispiel für diese Musikrichtung kreiert. Besonderen Esprit sucht man in der Herangehensweise der Band an den Death/Doom allerdings vergeblich – und das nicht bloß wegen des essentiell schwermütigen Wesens des Genres.
Obwohl EXGENESIS eindeutig darin geübt sind, stimmgewaltige Growls, trostlose Gitarrenmelodien und sich mühsam dahinschleppende Rhythmen auf stimmige Weise zu bündeln, braucht die etwa eine Dreiviertelstunde lange Platte einige Zeit, um in die Gänge zu kommen. Der erste Track, der aufhorchen lässt, ist das drittplatzierte „Where The Hope Ends“ mit seinen bemerkenswert bedrohlichen Saitenklängen. Dass die größte Stärke der Band im melodiösen Gitarrenspiel liegt, zeigt sich aber auch auf „Truth“ und „Coagula“, die beide durch ihre einfallsreichen, zutiefst trübsinnigen Leads brillieren.
Die über die Platte hinweg immer wieder eingebauten Clean-Gitarren-Parts entfalten hingegen im eher kurzen, melancholischen „Solve“ ihre eindringlichste Wirkung. Nicht bloß die Instrumentierung, sondern auch Alejandro Loteros gutturaler Gesang, der nicht selten in gemarterte Screams umschlägt, legt nahe, dass „Solve Et Coagula“ vor allen Dingen ein Album ist, das nicht aus nüchterner Distanz betrachtet, sondern innig gefühlt werden will. Und doch kommt man nicht umhin, die Platte beim Hören in Gedanken immer wieder auf ihre Schwachstellen abzutasten.
Ungeachtet der Tatsache, dass EXGENESIS hier kaum einen Einfall verarbeiten, der ganz und gar unverkennbar ihr eigener ist, fehlt es einigen der Songs an fesselnden Arrangements und Highlights. Gravierende Fehltritte hat sich das Trio zwar nicht erlaubt, die schwächeren Stücke kommen jedoch nicht über ein robustes Mittelmaß hinaus („Intracosmos“). Auch der zwar kraftvolle, aber etwas zu kantige Sound lässt die Musik nicht im besten Licht dastehen – letzten Endes sind EXGENESIS eben „nur“ eine Underground-Band mit begrenzten technischen Ressourcen und Expertise.
„Solve Et Coagula“ hat definitiv seine hörenswerten Momente. Vor allem der Mittelteil der LP erreicht dank der berührenden Melodieführung in einigen der Tracks gewiss bei vielen Hörern die gewünschte emotionale Reaktion. Die übrigen Abschnitte lassen sich trotz ihres Mangels an eindrucksvollen Steigerungen immerhin aushalten, sodass EXGENESIS hiermit alles in allem einen halbwegs guten ersten Eindruck hinterlassen haben. Bis die Band ihre ureigene künstlerische Identität gefunden und für eine entsprechend ausgereifte, produktionstechnische Umsetzung Sorge getragen hat, sollte man von EXGENESIS allerdings nicht mehr als soliden Standard-Death/Doom erwarten.
Wertung: 6.5 / 10