OLD CORPSE ROAD stammen aus dem englischen Darlington und spielen symphonischen, folkig angehauchten Black Metal der alten Schule. Ein erstes Augenmerk gilt der Besetzung – gleich drei Sänger bieten die Engländer auf, selbst eine Erzählstimme wird gesondert aufgeführt. Thematisch bedient man sich der Mythen und Sagen der Britischen Inseln – es ist also genug Stoff für eine düstere, musikalische Umsetzung vorhanden.
Los geht es mit dem instrumental gehaltenen Titeltrack und damit direkt mit einem der Schwachpunkte von „On Ghastly Shores Lays The Wreckage Of Our Lore“ – dem recht dünnwandigen 1990er-Gedächtnis-Sound, der dem gesamten Album qualitativ mindestens einen Zahn zieht. Musikalisch kredenzen OLD CORPSE ROAD hier ein atmosphärisches, im Midtempo gehaltenes Intro, das ganz nett, aber letztendlich ohne große Höhepunkte bleibt.
Im weiteren Verlauf des Albums wechselt sich gnadenloses Gebretter oft mit ruhigen, teilweise ambientartigen Passagen ab, die Übergänge wirken dabei stellenweise ein wenig holprig und uninspiriert. Es wird schnell klar, dass die Stärke der Briten eher bei den bedachteren Tönen liegt. Die streckenweise von einer (auch mal krächzigen) Erzählstimme begleiteten Zwischenspiele sind mehrheitlich schön anzuhören, werden fast durchgehend vom oft orgelähnlichen Keyboard dominiert und gehen ganz gut ins Ohr. Gänsehautmomente bleiben dabei allerdings die Ausnahme. Wenn OLD CORPSE ROAD jedoch aufs Gaspedal treten, geht die Musik komplett am Hörer vorbei – zu beliebig bleiben die Riffs, die größtenteils von hohem Gekreische im Stile der Landsleute von (öffnet in neuem Tab)Cradle Of Filth begleitet werden.
Apropos Gesang: Tatsächlich ist dieser, wie vorab erwartet, sehr abwechslungsreich – neben den teilweise anstrengenden Screams und den häufig narrativ vorgetragenen Texten kommen hier und da ansprechende Growls zum Vorschein, die jedoch ein wenig zu sehr in den Hintergrund gemischt wurden. „Black Sea“ überrascht mit getragenem Klargesang, der gerne etwas öfter hätte eingesetzt werden dürfen. Auch der stellenweise auftretende mehrstimmige Gesang kann überzeugen, der mal hymnisch („Harbringers Of Death (Voices In The Tempest)“, „The Ghosts Of The Ruinous Dunstanburgh Castle“), mal rituell („Sea Fire“) in Erscheinung tritt.
Wenn dann das angenehme, akustische Outro „WaterLore“ inklusive schwebendem Frauengesang langsam ausklingt, ist man in erster Linie enttäuscht – denn leider bietet „On Ghastly Shores Lays The Wreckage Of Our Lore“ wenige positive Aha-Momente und krankt an zu vielen Stellen: Zu oft setzen OLD CORPSE ROAD auf oberflächliche Knüppelpassagen, die am Ohr vorbeirauschen, ohne Spuren zu hinterlassen. Am Songwriting muss also noch gefeilt werden und auch produktionstechnisch hat man den Sprung ins neue Jahrtausend, im Gegensatz zu den einheimischen Genrekollegen Hecate Enthroned mit ihrem neuesten Output „Embrace Of The Godless Aeon“, verpasst. Somit bleibt nur ein Album mit einigen positiven Ansätzen, aber ohne große Anziehungspunkte .
Wertung: 5 / 10