Review Secrets Of The Moon – Black House

  • Label: Lupus Lounge, Prophecy
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Dark Rock/Metal

Das vertrackte Meisterwerk „Antithesis“ (2006), das zeitlose Artworkkonzept zu „Privilegivm“ (2009), das musikalische Freischwimmen von jeder (Black-Metal-)Konvention mit „Sun“ (2015) – ein ums andere Mal waren SECRETS OF THE MOON mit ihrem Schaffen visionär. Nun steht mit „Black House“ Album Nummer sieben ins Haus und zeigt vor allem eines: Die musikalische Reise von SECRETS OF THE MOON ist noch lange nicht zu Ende.

Wie schon bei „Privilegivm“ vertrauen SECRETS OF THE MOON die Optik betreffend erneut auf den französischen Künstler Metastazis, diesmal in Zusammenarbeit mit Dehn Sora. Das Ergebnis ist – wie nicht anders zu erwarten – finster, modern, puristisch und vor allem: düster, aber nicht auf Black Metal festgelegt.

Dieser Aspekt ist insofern essenziell, als die Rückkehr von Bassist und Gründungsmitglied Lars Plegge (als Daevas bis 2007 aktiv) mitnichten eine Rückkehr zum Black Metal bedeutet. Im Gegenteil: „Black Metal“ im eigentlichen Sinne ist an „Black House“ gar nichts mehr und wer schon „Sun“ zu soft und das SOTM-Nebenprojekt Crone sowieso ganz furchtbar findet, der kann an dieser Stelle aufhören zu lesen und sich einem anderen Album widmen.

Müsste man eine Schublade für „Black House“ finden, stünde darauf wohl „Dark Rock“ oder „Gothic Rock“. Denn auch „Metal“ im eigentlichen Sinne haben SECRETS OF THE MOON nicht mehr im Programm. Als konkreter Anhaltspunkt könnten tatsächlich besagte Crone dienen, bei denen sG schon seit 2011 seine Liebe zur düsteren Rockmusik zelebriert. Aber auch Bands wie Katatonia, Alice In Chains oder Tiamat können als Eckpfeiler dienen, die das Territorium abstecken, in dem sich SECRETS OF THE MOON 2020 bewegen.

Für diesen neuen Stil hat sich der SOTM-Mastermind, der, zum neuen Rockband-Image passend, nicht mehr als Shammash Golden respektive sG sondern als Phil in Erscheinung tritt, namhafte Verstärkung geholt: Jules Näveri (Enemy Of The Sun) und Jarboe (ex-Swans), Alexander von Meilenwald (The Ruins Of Beverast), Thomas Helm (Empyrium/Noekk) sowie die Band (Dolch) haben an „Black House“ mitgewirkt. Von „Veronica’s Room“ abgesehen wartet jede der neun Nummern mit einem Gast auf und viele der Stücke – als Beispiel sei nur „He Is Here“ mit Jules Näveri genannt – profitieren davon tatsächlich sehr.

Denn – und hier kommt das große „aber“ – Phil Jonas ist nun mal kein Johan Edlund (Tiamat) oder Jonas Renkse (Katatonia). Die gelegentlichen Ausflüge in den melodischen Gesang auf „Sun“ hatten Charme. Als Hauptgesangsstimme auf Albumlänge kann der Klargesang nun aber leider nicht so überzeugen wie sein angerauter Black-Metal-Gesang. Ein Problem, das sich in gewisser Weise auch auf die Songs übertragen lässt: War der Vorgänger noch ein vielseitiges Gesamtkunstwerk, das seine Kraft vor allem aus dem Kontrast aus sanft und expulsiv zu ziehen vermochte, ist „Black House“ ein  sehr einheitliches Dark-Rock-Album. Fraglos gut gemacht – aber als solches eben auch nicht durchweg spektakulär. Zumindest, wenn man den Background der Band außer Acht lässt und es nicht in den Himmel hebt, weil die Musiker dahinter aus dem Black Metal kommen.

Am stärksten ist auch „Black House“, wenn es die Kontraste lebt, die in der Band schlummern: Wenn „Cotard“ sogar den Rock noch ins letzte Drittel drängt und davor einfach nur „dark“ ist – oder „Earth Hour“ als furioser Rock-Song losmarschiert und das „dark“ einfach mal stehen lässt.

„Black House“ ist eines dieser Alben, bei denen es so spannend ist wie es schwer fällt, Kunst und Künstler zu trennen: Für SECRETS OF THE MOON ist „Black House“ ein großer, konsequenter und mutiger Schritt, ein Album, mit dem noch nach „Seven Bells“ (2012) niemand gerechnet hätte. Für sich genommen und rein musikalisch betrachtet ist „Black House“ jedoch leider nur ein gutes, aber längst nicht weltbewegendes Dark-Rock-Album. Die Parabel mit dem Schuster wäre an dieser Stelle vermessen – aber das Genre zu wechseln macht ein Album noch nicht zum Meisterwerk.

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Wertung: 7 / 10

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4 Kommentare zu “Secrets Of The Moon – Black House

  1. Beim ersten Durchhören der Platte hatte ich wirklich einen Schock.
    Ich konnte es nicht fassen, was das sein soll. Erst dachte ich mein Plattenspieler läuft nicht richtig.
    Jedenfalls kann mich dieses Kuschelrock Album absolut nicht abholen.
    Keine Ahnung, was ich mit der Scheibe anfangen soll.
    Evt. zur Schmutzwäsche in die Maschine zugeben, spart Weichspühler !

  2. Gute Review, vielleicht höre ich da mal rein als jemand, der bisher weder Dark Rock noch SOTM aufm Schirm hatte.

    Angemerkt sei, dass der Typ von Ruins of beverast Alexander und nicht Armin heißt

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