Review Oranssi Pazuzu – Muukalainen Puhuu

  • Label: Violent Journey
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Black Metal

Mit finnischer Black Metal als Verkaufsargument zu werben, reicht nun wirklich nicht mehr aus, um die Kundschaft im Plattenladen an den Tresen zu locken. Finnischer Black Metal mit Percussions und Keyboard? Das dürfte zumindest zur leichten Neigung des Kopfes hin zum Verkäufer reichen. Finnischer Black Metal mit Percussions, Keyboard, abstrakten Texten über Aliens und Spiritualität sowie einer starken psychedelischen Schlagseite? Nun dürfte man als Verkäufer sämtliche Aufmerksamkeit haben.

Gemeint ist „Muukalainen Puhuu“, das Debüt von ORANSSI PAZUZU. Das Quintett aus der südfinnischen Großstadt Tampere vereint auf ihrem acht Songs umfassenden Erstling Elemente, die in diesem Ausmaß noch kein Ohr gehört haben dürften: Grooviger Bass und atmosphärische Drum-Patterns treffen auf kauzige Growls („Korppi“), Keyboard und Snare verschmelzen zu einem melodischen Motiv, das am Ende einem headbangtauglichen Tempowechsel unterliegt („Danjon Nolla“) und der Sound des Retro-Rocks der 70er Jahre („Kangastus 1968“) wird von schleppenden Klängen direkt aus dem Weltall abgelöst („Suuri Pää Taivaasta“).

Allein was ORANSSI PAZUZU in der ersten Hälfte ihres Debüts abliefern, ist so genresprengend, dass man vor der zweiten Hälfte ehrfürchtig die Augen schließt – um sie nach den ersten Sekunden von „Myöhempien Aikojen Pyhien Teatterin Rukoilijasirkka“ sofort wieder aufzureißen. Die Finnen preschen hier in feinster Black-Metal-Manier ungestüm nach vorne, wobei ihre Interpretation des Genres einer gewissen rotzigen Black-’n‘-Roll-Attitüde unterliegt – von der wiederum im äußerst entspannten, von einem Bass-Lead dominierten Song „Dub Kuolleen Porton Muistolle“ nichts mehr zu hören ist.

Der Titeltrack des Debüts erweist sich als überlanges, instrumentales Interlude, welches aufgrund der sonarähnlichen Töne eher an eine Unterwassermission als an einen Weltraumspaziergang erinnert. Nicht sonderlich überraschend schlägt das achte und somit finale Stück („Kerettiläinen Vuohi“) grundsätzlich andere Töne an. Wer ORANSSI PAZUZU besonders dann mag, wenn sie sich in überlangen Tracks repetitiven, psychedelischen Klängen verlieren, wird das Ende des Debüts der Finnen vergöttern.

Nach einer Dreiviertelstunde ist das vorbei, was wie eine krude Mischung zwischen A Forest Of Stars, Ved Buens Ende und Dark Buddha Rising klingt und doch hochgradig eigenständig, ausdrucksstark und in jeder Minute nach einem absoluten Novum, nach ORANSSI PAZUZU klingt. „Muukalainen Puhuu“ ist ein Ausnahmedebüt, bei dem das Gespür für sanfte Melodien, harmonische Motivübergänge und psychedelische Klanglandschaften auf treibende Ohrwürmer und brachiale Ausbrüche trifft. ORANSSI PAZUZU, bitte bleibt von dem orangen, babylonischen Dämonen besessen, nach dem ihr euch benannt habt, wenn er euch zu dieser Musik verleitet!

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Wertung: 9.5 / 10

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