Am Puls der Szene – Vol. IV

Es gibt die großen Labels, die mit ihren prominenten Veröffentlichungen die Szene dominieren und es gibt kleinere Labels wie Ván oder Prophecy, bei denen der Name als Gütesiegel gilt. Doch das Herz der Szene schlägt im Underground, wo sich neue Bands ausprobieren und profilieren, grandios scheitern oder Grandioses schaffen.

In dieser Rubrik fühlen wir „Am Puls der Szene“: Wir widmen uns dem Underground und bringen euch Newcomer und deren Eigenproduktionen näher – gute und mittelmäßige Scheiben, Rohkrepierer und grandiose Veröffentlichungen, die gehört werden müssen.


River Of Souls - Usurper

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Mit ihrem Debüt „Well Of Urd“ (2017) konnten die Niederländer RIVER OF SOULS so manchen Fan von hartem Doom Metal für sich begeistern. Doch statt ihren Siegeszug fortzusetzen, implodierte 2019 das Line-up der Band, sodass erst jetzt mit „Usurper“ der Nachfolger erscheint. Dieser wirkt nicht nur äußerlich düsterer als das Debüt. Auch die Musik von RIVER OF SOULS zeigt deutliche Spuren der vorangegangenen Schwierigkeiten. Viel mehr im Death Doom verhaftet, sind die neuen Kompositionen düsterer, fühlen sich kälter an und klingen auch deutlich härter. Das ist allerdings alles andere als problematisch, denn „Usurper“ ist ein starkes zweites Album einer jungen Band geworden, die sich stilistisch treu bleibt und doch auf dem neuen Longplayer eine andere Facette ihres Sounds in den Vordergrund gestellt hat als auf ihrem Debüt. Doom-Fans aufgemerkt, RIVER OF SOULS sind wieder da und man muss ihnen zuhören.

[Christoph Emmrich]


Echoes Of Agony - Hiraeth

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Ein Quartett aus Berlin, das melodischen Black Metal spielt, klingt erst einmal nicht besonders aufregend. Allerdings sind drei der vier Musiker gerade einmal zwischen 17 und 20 Jahren alt und zudem haben ECHOES OF AGONY bereits für namhafte Truppen wie Endstille und Farsot als Opener spielen können. Mit diesem Wissen im Hinterkopf ist man dann doch recht gespannt auf „Hiraeth“, das Debüt der Band. Auf diesem liefern die Berliner melodischen Black Metal, bei dem die Melodien zwar im Vordergrund stehen, die Musik jedoch nie in symphonische oder grandios-epische Gefilde abdriftet. Auch vom Uptempo hält man sich größtenteils fern, sodass „Hiraeth“ sich darauf konzentriert, den Hörer mit seiner Atmosphäre einzufangen und mit seinen starken Melodien gefangen zu halten. Das funktioniert ganz ausgezeichnet, sodass man feststellen kann: ECHOES OF AGONY haben hier ein wirklich starkes Debüt vorgelegt.

[Christoph Emmrich]


Breeding Monolith - (T)Rust

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Gerade einmal zwei Herren verbergen sich hinter dem Bandnamen BREEDING MONOLITH: Sven Bodsch am Gesang und Daniel Schönneis, der für sämtliche Instrumente verantwortlich zeichnet. Letzterer ist auch für die Kompositionen zuständig, sodass sich für „(T)Rust“ zwei wahrscheinliche Szenarien auftun: a) die Scheibe ist unheimlich gleichförmig oder b) die Platte verschmilzt eine Vielzahl an Stilmitteln miteinander. Glücklicherweise entpuppt sich „(T)Rust“ als echtes Feuerwerk metallischer Stilelemente, die von Schönneis gekonnt kombiniert werden. Auf Basis von modernem Thrash werden dem Hörer so technisch-djentige Versatzstücke und satte Grooves präsentiert, über denen die kraftvollen Screams und Growls von Bodsch thronen. Fans von modernem Metal mit satter (und glatter) Produktion sollten BREEDING MONOLITH und ihrem Album „(T)Rust“ definitiv ihr Ohr leihen.

[Christoph Emmrich]


Turin Horse - Antipas

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TURIN HORSE kommen aus Saarbrücken und haben es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, ihre Heimatstadt inkl. Bundesland in Schutt und Asche zu legen. Das dürfte ihnen mit ihrem neuen Album „Antipas“ auch problemlos gelingen, denn hier wird der Hörer gnadenlos mit schnellem Drumming und sattem Riffing niedergewalzt. Allerdings ist die Musik auf „Antipas“ alles andere als eindimensional oder gar gleichförmig. Vielmehr sind die musikalischen Attacken immer wieder mit melodischen Leads, Grooves und ruhigeren Passagen durchsetzt. Dies bricht den Ansturm auf die Gehörgänge nicht nur auf, sondern verleiht den knüppelharten Momenten zusätzliche Durchschlagskraft. So ist das neue Album von TURIN HORSE eine unheimlich spannende Platte geworden, an dessen roher Energie und unheimlicher Power Freunde von Extreme Metal ihre helle Freude haben werden.

[Christoph Emmrich]


Your Last Wish - Eradicate

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Ein kurzes melodisches Intro und schon geht die Post ab – YOUR LAST WISH machen keine Gefangenen. Bereits der starke Titeltrack macht deutlich, wohin die Reise der Kanadier auf ihrem Album „Eradicate“ geht – mit voller Kraft voraus. Mit modernem Thrash, mal pfeilschnell, mal lässig auf einem Double-Bass-Teppich groovend, jeder Menge Soli und den Screams von Sängerin Roxana ballert sich die Truppe aus Quebec durch gut 50 Minuten, die sich auf neun Songs verteilen. Exemplarisch für die Musik auf „Eradicate“ steht neben dem Titeltrack auch „Exile“, das die Stärken von YOUR LAST WISH beeindruckend zur Schau stellt. Spannend sind zudem die Texte der Songs, die – die Herkunft legt es nahe – mal auf Englisch und mal auf Französisch vorgetragen werden. Gerade letztere Sprache hört man im Metal ja doch eher selten, sodass dies der Musik von YOUR LAST WISH ein zusätzliches spannendes Element hinzufügt. Für Fans von modernem Thrash mit (hohen) gescreamten Vocals sicher ein interessantes Album.

[Christoph Emmrich]


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