Das Cover von "Fistful Of Fire" von Bonfire

Review Bonfire – Fistful Of Fire

  • Label: AFM
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Hard Rock

2015 mit dem Überraschungserfolg „Glörious“ vor dem Karriere-Ende gerettet, erleben die Ingolstädter Hard-Rocker BONFIRE derzeit mindestens ihren zweiten Frühling. Seit Frontmann Alexx Stahl (ehemals Viron, Masters Of Disguise) bei der Truppe am Mikro steht, haben die Bayern frisches Blut geleckt und veröffentlichten ihre letzten beiden Platten „Byte The Bullet“ und „Temple Of Lies“ gar im Abstand von gerade mal einem Jahr – bei einer Band ihres Dienstalters nicht unbedingt der Regelfall. Ganz ohne Drama ging es in dieser Zeit nicht und auf den Zwist mit Beinahe-Sänger Michael Bormann folgte trotz erfolgreicher Veröffentlichungen der spektakuläre Bankrott der unter dem Banner „Bonfire And Friends“ geplanten Mammut-Tour. Doch auch das hielt die Band nicht von der Studioarbeit ab, weshalb mit „Fistful Of Fire“ nach knapp zwei Jahren Wartezeit schon das nächste BONFIRE-Album in den Regalen steht.

Musikalisch konnten die Unebenheiten der letzten Jahre der Truppe glücklicherweise ganz und gar nichts anhaben und so sind BONFIRE 2020 mehr denn je in ihrem Element. Ihr Element, das ist ebenso traditionsbewusster wie kerniger Hard Rock mit dezentem Keyboard-Teppich und leichter Metal-Schlagseite. Auf ihrem neuen Album „Fistful Of Fire“ gibt es genau das in bilderbuchmäßiger Vollendung, denn die Ingolstädter bieten hier genau den Sound, den man von ihnen seit „Don’t Touch The Light“ oder spätestens „Fireworks“ kennt und liebt, dank zeitgemäßem Druck transportiert ins 21. Jahrhundert. Damit ist klar, dass die Truppe mit „Fistful Of Fire“ voll ins Schwarze trifft und auch eigentlich schon alles gesagt, weshalb im Folgenden nur noch ein paar Eckdaten abgearbeitet werden sollen.

Weil eher auf ihren traditionellen Sound fokussiert, bieten BONFIRE auf „Fistful Of Fire“ deutlich mehr Hard Rock und weniger Metal als auf dem Vorgänger „Temple Of Lies“. Das ist auch genau das, was man von der Formation hören will – umso mehr, weil Sänger Alexx Stahl wie eine Mischung aus der jugendlichen Version ihres Ex-Frontmanns Claus Lessmann und Scorpions-Stimme Klaus Meine mit größerem Stimmumfang klingt, was sich hier in spektakulären Höhen bemerkbar macht. So fühlen sich mitreißende Hard-Rock-Stampfer wie „Gotta Get Away“, „Rock ’n‘ Roll Survivors“ oder das abschließende „Gloryland“ vom ersten Ton wie BONFIRE-Originale an. Die Nummern bieten mit ihrer Kombination aus knackigen Riffs, unverhohlenem 80er-Kitsch und Herrn Stahls umwerfendem Gesang alles, was die Band ausmacht. Sicherlich ist davon gezwungenermaßen nichts originell, aber alles absolut authentisch.

Mit „Ride The Blade“ und „Fire And Ice“ gibt’s dann noch zwei für BONFIRE-Verhältnisse ungewohnt moderne, düstere Songs, die der Band zwar nicht ganz so gut zu Gesicht stehen, aber ebenfalls funktionieren. Und die beiden Instrumentalstücke „Fire Etude“ und „The Surge“ können getrost als vollkommen unnötig angesehen werden – hier hätte ein mit 54 Minuten recht langes Album durchaus verschlankt werden dürfen. Das sind aber auch die einzigen Punkte, die es an „Fistful Of Fire“ zu bemängeln gibt, denn ansonsten machen BONFIRE hier tatsächlich alles richtig. Abschließend sei noch bemerkt, dass diese Platte erstmals seit langem in der Geschichte der Band mit einem wirklich guten Gitarrensound aufwartet, der der Truppe deutlich besser zu Gesicht steht als die digital anmutenden Klänge der letzten Scheiben.

Auf „Fistful Of Fire“ wandeln BONFIRE durchweg auf ausgetretenen Pfaden – da die Truppe aber über die letzten 30 Jahre einen elementaren Beitrag dazu geleistet hat, ebenjene Wege zu ebnen, mag sich mancher Fan auch gar nichts anderes von dieser Band wünschen. Weil Songwriting, Produktion und Umsetzung dieses Albums absolut stimmig ausfallen, ist „Fistful Of Fire“ das denkbar beste Beispiel dafür, wie gut der Sound der Ingolstädter gealtert ist. Und wie relevant diese Band noch immer ist. Schade, dass BONFIRE im Kanon deutscher Hard-Rock-Bands ein so viel geringerer Status als den Scorpions zuteilwird, wo sie doch die deutlich heißere Band sind. Das macht „Fistful Of Fire“ einmal mehr unmissverständlich deutlich.

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Wertung: 8 / 10

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