Konzertbericht: The Menzingers w/ Spanish Love Songs, Mannequin Pussy

31.01.2020 München, Technikum

Wer regelmäßig mit Legenden wie Hot Water Music, The Bouncing Souls oder anderen Größen aus dem großen musikalischen Pool Punkrock spielt, kann kein Geheimtipp mehr sein. Entsprechend spielen THE MENZINGERS nicht mehr in kleinen Clubs, sondern in stetig größer werdenden Hallen. Auf der Tour zu ihrem Album „After The Party“ spielten die aufstrebenden Pop-Punker Pup im Vorprogramm und die Tour gastierte in München in einer ausverkauften Backstage Halle. Zwei Jahre später ist das erneut größere Technikum bei der Tour zum neuen Album „Hello Exile“ Ort des Geschehens, und neben den noch recht unbekannten MANNEQUIN PUSSY ist mit SPANISH LOVE SONGS erneut eine Band vor dem Sprung nach oben dabei.

Pünktlich eröffnen MANNEQUIN PUSSY den Abend vor einem zu diesem Zeitpunkt noch recht überschaubar gefülltem Technikum. Die Band legt mit einer Mischung aus Indierock und Shoegaze los, wobei besonders das exaltierte Auftreten von Sängerin Marisa in ihrem Glitzerkleid für Aufsehen sorgt. Musikalisch ist die Musik zweifellos gut gemacht, der Funke mag aber nicht so recht überspringen. Dazu trägt leider auch die Abmischung bei: Die Gitarren beim Auftritt von MANNEQUIN PUSSY fungieren eher als statisches Rauschen im Hintergrund, da sie im Vergleich zum Rest der Band viel zu leise klingen. Als MANNEQUIN PUSSY kurz vor Schluss auf einmal Zähne zeigen und brettharte Riot-Grrrl-Songs inklusive verzerrtem Gesang auspacken, passt hier allerdings alles und auch das Publikum kommt in Schwung. Auch wenn die glatteren Indiesongs an diesem Abend im Vergleich zu diesem Finale nicht so sehr überzeugen können, wird die Band mit lautem Applaus verabschiedet.

  1. Romantic
  2. Who You Are
  3. Patience
  4. Drunk II
  5. Emotional High
  6. Cream
  7. Kiss
  8. Meatslave One
  9. Everything
  10. Ten
  11. CLAMS
  12. F.U.C.A.W.
  13. In Love Again

Kurz darauf wird es wieder dunkel im Technikum und unter lautem Jubel betreten SPANISH LOVE SONGS die Bühne, um mit „Losers“ in ihr heutiges Set einzusteigen. Wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, dass SPANISH LOVE SONGS Headliner auf dieser Tour sind, so gnadenlos singt das Technikum die alten Songs mit und tanzt zu den ihnen noch unbekannten Nummern von „Brave Faces Everyone“. Die Band hat dabei sichtlich Spaß und auch wenn es nicht allzu viele Ansagen gibt, ist die Dankbarkeit der Musiker unübersehbar. Die Ankündigung, dass am heutigen Tag eine neue Lieferung des neuen Albums eingetroffen ist und somit schon eine Woche vorher gekauft werden kann, wird vom Publikum begeistert aufgenommen. Nach ganzen 45 Minuten Spielzeit kommt der Auftritt von SPANISH LOVE SONGS mit „Beer & Nyquill“ schließlich zu einem Ende. Auch wenn es quasi eine Headliner-Show der Punker aus Los Angeles war, ist zu hoffen, dass sie bald wieder in Deutschland spielen.

  1. Losers
  2. Bellyache
  3. Sequels, Remakes, & Adaptations
  4. Joana, in Five Acts
  5. Kick
  6. Otis/Carl
  7. Losers, Pt. 2
  8. The Boy Considers His Haircut
  9. It’s Not Interesting
  10. Beer & Nyquil (Hold It Together)

In der Zwischenzeit ist das Technikum fast vollständig gefüllt und die Vorfreude auf den kommenden Auftritt liegt in der Luft. Insofern ist die Stimmung bereits ganz oben, als THE MENZINGERS ihr Set mit „Anna“ von ihrem aktuellen Album beginnen. Die Band ist und bleibt ein Phänomen: Musikalisch im Punk und (Post-)Hardcore verwurzelt, zeichnen sich die letzten Alben der Band doch vornehmlich durch geradlinige Pop-Rock-Songs aus. Der Schwerpunkt auf neueren Stücken an diesem Abend sorgt allerdings nicht für weniger Energie im Publikum, ganz im Gegenteil: Als würde hier wüstester Punkrock gespielt werden, springt, tanzt und singen die Menschen im Technikum, als ginge es um alles. THE MENZINGERS tun es dem Publikum gleich, grinsen durchgehend über beide Ohren und springen über die Bühne.

Als Sänger Greg Barnett in einer der wenigen, sympathischen Ansagen erwähnt, dass es in München eine Menzinger-Straße gibt, sorgt das für spontanen Szenenapplaus – gefolgt vom Versprechen der Band, bei ihrem nächsten Besuch dort essen zu gehen. Highlight im Set ist kurz danach „I Don’t Want To Be An Asshole Anymore”, worin der Gesang des Publikums einen wahren Gänsehautmoment erzeugt. In den live deutlich dreckigeren, dennoch poppig-melodischen Sound bauen THE MENZINGERS schließlich das The-Clash-Cover „Death Or Glory“ quasi nahtlos ein. Als die Band nach einem kurzen Verschwinden von der Bühne den Abend mit dem wehmütig-hoffnungsvollen „After The Party“ ausklingen lässt, bestätigt sich, dass THE MENZINGERS bereits jetzt zu den ganz Großen ihres Genres gehören.

    1. Anna
    2. The Obituaries
    3. House On Fire
    4. Rodent
    5. Portland
    6. Good Things
    7. Burn After Writing
    8. Thick As Thieves
    9. High School Friend
    10. Tellin‘ Lies
    11. Last To Know
    12. Strangers Forever
    13. Gates
    14. America (You’re Freaking Me Out)
    15. I Don’t Wanna Be An Asshole Anymore
    16. Nice Things
    17. London Drugs
    18. Death Or Glory (The Clash Cover)
    19. Lookers

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  1. In Remission
  2. After The Party

Punk klingt im Jahr 2020 vielleicht nicht mehr wie 1977, dennoch ist er alles andere als tot. Auch wenn Mannequin Pussy heute nicht ihren besten Tag hatten, konnten sie in der Kombination mit Spanish Love Songs und The Menzingers dennoch beweisen, wie divers sich dieses angeblich simple Genre heute präsentiert.

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