Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2020. Dies sind die Abenteuer der Cosmic-Black-Metal-Band ÉTOILE FILANTE, die mit einer drei Mann starken Besatzung sieben Jahre lang unterwegs ist, um (mittlerweile nicht mehr ganz) neue Klangwelten zu erforschen. Sechs Jahre nach ihrem ersten Lebenszeichen, der 2014er EP „Traité Sur Le Monde Et La Lumière“, dringen ÉTOILE FILANTE auf ihrem Debüt-Full-Length „Magnum Opus Caelestis“ in musikalische Galaxien vor, die man zwar durchaus schon zuvor in Vorreiterwerken von Darkspace oder Mare Cognitum gesehen hat, in denen es jedoch nach wie vor viel Faszinierendes zu entdecken gibt.
„Magnum Opus Caelestis“ als Ganzes und der gleichnamige Opening-Track im Speziellen tragen ihren hochtrabenden Titel – so viel sei vorweg verraten – mit Recht: Mit imposanten 22 Minuten Spielzeit nimmt der Titelsong allein die Hälfte der Gesamtdauer des Albums in Beschlag. Dabei ergehen sich ÉTOILE FILANTE keineswegs in den Track sinnlos in die Länge ziehender Ambient-Träumerei oder langatmigen Melodiewiederholungen. Vielmehr ist das Stück dank seiner vielseitigen und doch stets flüssigen Kompositionen genau so lang, wie es sein sollte.
Die kernigen Screams, das gleichermaßen schwermütige, erhabene und epische Tremolo-Picking, das tatsächlich mehr als nur einmal an Mare Cognitum denken lässt, und das kraftvolle Drumming malen hier im Zusammenspiel mit den überaus präsenten, sphärischen Keyboardflächen und Electro-Sounds im Geiste ein Staunen machendes Bild einer interplanetarischen Reise. Dabei rütteln die gelegentlichen Umbrüche und Wegänderungen nie an der Ganzheitlichkeit des Titeltracks, sondern fügen sich nahtlos in dessen Verlauf ein. Auch in den übrigen drei Songs vertonen ÉTOILE FILANTE eindrucksvoll die erstaunliche, mitunter auch beängstigende Unergründlichkeit des Universums.
Während „Feu Prométhée“ insbesondere zu Beginn mit seinen eleganten und mystischen Keyboards sowie mit seinen schwerelosen, quirligen Leadgitarren begeistert, bringen die Franzosen auf „Icare Ou La Chute Des Corps Célestes“ die Tragik des darin besungenen Ikarus-Mythos in Form von getragenen, tristen Melodien und stellenweise richtiggehend verzweifeltem Schreigesang auf bewegende Weise zum Ausdruck. Mit dem dreieinhalbminütigen Outro „Koyaanisqatsi“ schließen ÉTOILE FILANTE das Album letztendlich unter Einsatz von ominösen Orgelklängen und einem verheißungsvollen Männerchor im Stil von Batushka auf stimmige und imposante Weise ab.
Wenn es etwas gibt, das man ÉTOILE FILANTE auf „Magnum Opus Caelestis“ vorhalten könnte, dann wäre es die Produktion, die zwar in sich ausgeglichen, jedoch etwas zu schmächtig ausgefallen ist. In dieser Hinsicht hätte die Platte noch ein wenig mehr Power vertragen. Aus kompositorischer und stilistischer Sicht können die Newcomer auf ihrem Einstandswerk jedoch restlos überzeugen. Die drei Longtracks sind weder mühsam anzuhören noch zerfahren, sondern durchwegs spannend und schlüssig, und das Outro funktioniert als musikalisches Schlusswort wirklich hervorragend. Ihrem Namen, der sich mit „Sternschnuppe“ übersetzen lässt, machen ÉTOILE FILANTE als potentielle Shootingstars des Cosmic Black Metal somit alle Ehre.
Wertung: 8 / 10