Einige Jahre lang wirkte es, als könnte der unermüdliche Quell an hochwertigen Black-Metal-Bands aus dem hohen Norden versiegen. Wie um dem entgegenzuwirken, kommen gerade in der klassischsten Spielart des Genres – dem schnellen, düsteren Black Metal – zuletzt wieder vielversprechende Newcomer nach. Nordjevel etwa, oder AVSLUT die mit ersteren zusammen im Mai die Split „Förslavad / Krigsmakt“ veröffentlicht hatten. Mit „Tyranni“ bringen AVSLUT nun ihr zweites Album heraus.
Obwohl das Werk keine zwei Jahre auf das Debüt „Deceptis“ folgt, kann von einem Schnellschuss nicht die Rede sein: Schon (und gerade) der Opener und Titeltrack weiß als furioser, aber melodischer Black-Metal-Song auf ganzer Linie zu überzeugen. Dark Funeral klingen hier ebenso durch wie die norwegischen Troll, denkt man sich deren symphonische Elemente weg. Aber auch ein Einfluss der neue Black-Metal-Schule – im Stile von AVSLUTs Landsmännern Posthum etwa – lässt sich heraushören. Man soll mit Superlativen ja stets sparsam umgehen – aber ob in dem Genre 2019 ein stärkerer Song vorgestellt wurde, ist zumindest fraglich.
Entsprechend stehen AVLSUT allerdings etwas unter Zugzwang. Dass das Album „Tyranni“ in den folgenden gut 40 Minuten der Qualität des Songs „Tyranni“ etwas hinterherläuft, ist nur beim ersten Hören enttäuschend. Denn betrachtet man das Album losgelöst von unerfüllbaren Erwartungen, stellt man schnell fest, dass die anderen acht Stücke ebenfalls auf verdammt hohem Niveau rangieren.
Angetrieben von einer auf enormem Tempo quasi durchlaufenden Doublebass bieten AVSLUT mal rabiates Riffing („Likvidering“), mal schleppendes („Allt Förgås“). Früher oder später zücken die Schweden jedoch stets ihre Wunderwaffe: im Tremolopicking gesägte Melodien von wirklich ausgesuchter Schönheit. Wenngleich AVSLUT sicher nicht in jedem Detail nach Dark Funeral klingen, ist der Vergleich zu diesen bei Stücken wie „Underjordens Apostlar“ schlicht unausweichlich: Selbst zwischen dem Gesangsstil von Sänger Christian Jönsson Baad alias C. und jenem von Masse Broberg alias Emperor Magus Caligula finden sich erstaunliche Parallelen.
Vielleicht ist „Tyranni“ nicht das Über-Album, das man sich nach der Vorab-Single erhofft hatte – aber definitiv nicht weit davon entfernt. Für eine Band, die erst seit drei (!) Jahren aktiv ist, sind AVSLUT mit zwei EPs und nun zwei Alben nicht nur extrem schnell, sondern auch extrem versiert: Schnellen, melodiereichen Black Metal hat man besser gemacht lange nicht gehört. Und wer weiß, zu was die Herren noch in der Lage sind, wenn sie jetzt die nötige Unterstützung erhalten? In unser aller Sinne: Kaufbefehl!
Wertung: 8.5 / 10
Die Band „Avslut“ kommt aus Schweden!
In der Rezension steht Norwegen, das ist falsch.
Die Band spielt ja auch schwedischen Black Metal wie etwa, Naglfar, Dark Funeral, Setherial oder Blot Mine.
Hallo! Da hast du natürlich recht. Wir haben den Lapsus im Review korrigiert – danke!