Ein Jahrzehnt lang war es still um NOEKK, das Prog-Rock-Outlet von Funghus Baldachin und F.F. Yugoth, auch bekannt als Thomas Helm und Markus Stock. Mit „Carol Stones And Elder Rock“ gab das Duo seinen geduldsam wartenden Fans 2018 dann endlich einen Vorgeschmack auf das lang ersehnte, neue Album „Waltzing In Obscurity“, welches die Band von einer neuen Seite zeigte. In kurzen, aber prägnanten Worten beantwortete uns Baldachin einige Fragen über seine inspirierende Zusammenarbeiten mit Peter Wolfgang Kassel, die Wahrnehmung von NOEKK im klassischen Musiksektor und das im Vergleich zu Empyrium auffallend unauffällige Nischendasein der Band.
In NOEKK spielst du zusammen mit Yugoth klassischen Prog Rock. Worin liegt deiner Meinung nach der Charme dieser Stilrichtung im Vergleich zu moderneren Herangehensweisen an das Genre?
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob wir klassischen Prog spielen, ich mag diese alten Synthesizer-Sounds und benutze sie entsprechend gerne. Unser Album darf hingegen gerne einen zeitgemäßen Klang haben und ich bevorzuge zur Zeit kompakt-griffiges Songwriting, was eher untypisch für klassischen Prog ist. Allerdings liebe ich viele der alten Platten aus dem Prog-Genre und da blitzt sicher einiges als Einfluss durch.
Du selbst kommst ja ursprünglich aus dem Klassik-Bereich. Weißt du, wie NOEKK von deinen Kollegen aus diesem Musiksektor wahrgenommen wird?
Gemischt, würde ich sagen, einige sind interessiert und manche verwundert, da ist alles dabei.
Obwohl die Alben, die ihr als NOEKK veröffentlicht habt, von Kennern sehr geschätzt werden, bekommt das Projekt seitens der Fans nach wie vor weniger Aufmerksamkeit als Empyrium. Woran, denkst du, liegt das?
NOEKK irritiert viele typische Empyrium-Fans und ist totale Nischenmusik, die schwer an den Mann zu bringen ist. Ob es jetzt dem Prog Rock oder welcher Ecke auch immer zugeordnet wird, es sind immer kleine Sparten, denen Liebhaber folgen. Darin erkenne ich mich selbst ebenfalls wieder und es fühlt sich sogar gut an, zu den „Geheimtipps“ zu zählen.
Soweit ich weiß, lag NOEKK wegen einer Schreibblockade zehn Jahre lang auf Eis. War es tatsächlich so, dass du in dieser Zeit aktiv versucht hast, neue Musik zu komponieren, und einfach nichts dabei herauskam, das deinen Ansprüchen genügt hätte?
Ich hatte keine Idee, was ich inhaltlich mit NOEKK machen wollte und dementsprechend entstanden auch keine Songs. Zusätzlich gab es einige Veränderungen in meinem Leben und wir beschlossen, mit Empyrium wieder aktiver zu werden. So schnell können zehn Jahre vergehen…
Seitens eures Labels wurde geschrieben, dass dich erst die Gedichte von Peter Wolfgang Kassel wieder zum Songwriting inspiriert haben – dabei ist euer neues Album „Waltzing In Obscurity“ herausgekommen. Wie bist auf seine Texte aufmerksam geworden?
Das ist tatsächlich so gewesen und er war ein Kollege an der Oper. Als Peter in den Ruhestand ging, erzählte er mir, was er abseits der Musik noch vorhat und so zeigte er mir seine Gedichte und Bilder.
Was genau hat dich an seinen Gedichten so sehr fasziniert, dass sie dich derart beflügelt haben?
Seine Bildersprache und reflektierten Stimmungen finde ich extrem inspirierend – also fragte ich ihn, ob ich mit seinen Texten arbeiten dürfte, das war der Anfang!
Kassel hat außerdem die Bilder zu den jeweiligen Songs für die Hardbook-Version kreiert. Wie kam es dazu, dass ihr miteinander in Kontakt getreten seid und wie lief eure Zusammenarbeit diesbezüglich ab?
Ich habe mir Texte ausgesucht und sie geordnet, dann die Songs geschrieben und nachdem wir aufgenommen hatten, schickte mir Peter eines seiner Bilder, welches dann das Albumcover wurde. Dann bot es sich an, dass er das ganze Layout mitgestaltet und zu jedem seiner Texte ein Motiv liefert.
Werdet ihr in Zukunft vielleicht erneut miteinander arbeiten?
Ja, wir sind bereits fertig mit einem weiteren Album, das wir nur noch aufnehmen müssen. Peter hat einen Oratoriumstext geschrieben, dessen Abschnitte von mir in Songs gefasst worden sind. Wir suchen nur noch einen geeigneten Zeitpunkt für die Aufnahme…
Warum war „Waltzing In Obscurity“ deiner Ansicht nach der perfekte Titel, um das Album als Ganzes zu repräsentieren?
Er repräsentiert Texte und Musik schlüssig!
Ich habe den Eindruck, dass du auf dem neuen Album etwas weniger ausgelassen singst als auf euren früheren Alben. War dies eine bewusste Entscheidung aufgrund der besungenen Inhalte?
Das spielt sicher eine Rolle und meine Stimme hat sich ebenfalls verändert, weshalb das Ergebnis so ausgefallen ist. Ich hatte es nicht geplant und bin instinktiv an die Gesangsaufnahmen herangegangen.
2018 habt ihr als kleinen Vorgeschmack die EP „Carol Stones And Elder Rock“ veröffentlicht. Das Minialbum unterscheidet sich in seinem reduzierteren, rein akustischen Sound aber doch recht deutlich von der Platte. Was ist der Grund dafür?
Die EP beinhaltet die ersten vier Texte von Peter, mit denen ich gearbeitet habe. Es war Spätherbst/Winter und heraus kam diese Miniatur, die ich aufgrund ihres musikalischen Charakters als so schlüssig empfand, dass sie in dieser Form veröffentlicht wurde.
Stilistisch klingt „Waltzing In Obscurity“ etwas breiter gefächert als eure früheren Alben. Inwiefern steht diese dezente Neuausrichtung mit den lyrischen Inhalten der Songs in Verbindung?
Die Texte sind der Hauptgrund dafür, auch wenn ich natürlich ständig irgendwelche Einflüsse aufnehme, da ich ja auch beruflich mit aller möglichen Musik beschäftigt bin.
Bist du rückblickend mit euren doomigeren Platten nach wie vor vollauf zufrieden?
Absolut, wir haben jedes Album unter guten Umständen mit sehr viel Spaß und Leidenschaft aufgenommen. Daran gibt es nichts zu ändern!
Kannst du schon etwas dazu sagen, wie es mit NOEKK weitergehen wird? Ist das kreative Tief schon gänzlich überwunden?
Das besagte Oratorium wartet auf seine Umsetzung und wir sind bereits an einem weiteren kleinen Werk dran – also JA!
Denkst du, dass ihr den eklektischeren Stil eures aktuellen Albums auch zukünftig weiterführen werdet?
Es wird immer Überraschungen geben!
Ich schätze, NOEKK wird vorerst ein reines Studioprojekt bleiben, nicht wahr? Ziehst du in Betracht, eure Songs in Zukunft vielleicht auch mal live darzubieten?
Sag niemals nie!
Zum Abschluss möchte ich mit dir gerne noch ein kurzes Brainstorming durchgehen. Was fällt dir als Erstes zu den folgenden Begriffen ein?
Poesie: Vollendete Sprache!
Dead Can Dance: Universell!
Naturmystik: Erdung!
Musikstreaming: Versaut den Menschen!
Brexit: Mutig!
Schreigesang: Eine Kunst für sich!
An dieser Stelle möchte ich mich nochmals für deine Zeit bedanken. Gibt es noch ein paar letzte Worte, die du den Lesern mit auf den Weg geben willst?
Ich danke Dir und allen, die sich mit unserem Album beschäftigen!
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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