Interview mit Beni von Omophagia

Mit ihrem dritten Album „646965“ haben die Schweizer Tech-Deather OMOPHAGIA im September diesen Jahres den Kopf weit aus dem Underground herausgehoben. Fronter Beni über den kryptischen Titel des Albums, die begleitende Tour mit Nile und wie es sich anfühlt, live von Bon Jovi begleitet zu werden.

Ihr habt eure Band OMOPHAGIA genannt – warum ist „Rohfleischfresser“ ein guter Name für eure Band?
Kann mich gar nicht mehr so genau erinnern, weshalb wir den Namen wählten. Ist auch schon fast 14 Jahre her. Wir wollten als Bandname nur ein Wort, irgendwas mit Fleisch und so, und da gab es gar nicht so wahnsinnig viele Optionen, die nicht schon besetzt gewesen wären. OMOPHAGIA passt auch irgendwie …

Das aktuelle Album trägt den Titel „646965“ – was ist damit gemeint?
Da gibt es ganz interessante Diskussionen auf Youtube. (lacht) Schau Dir das mal an. Und einige der Kommentatoren lagen komplett richtig! Aber von Anfang an: Das ist so ein IT-Ding. Der Titelsong beinhaltet einen binären String, der in Ascii-Code übersetzt „die“ bedeutet. Wir wollten das Thema für den Album-Titel aufnehmen, da der String aber zu lang für einen Titel gewesen wäre, haben wir den String in Hexadezimal umgewandelt, was dann „646965“ ergibt. Wir wollten schauen, wie lange es dauert, bis jemand auf diese Lösung kommt. Beim binären String ging es ziemlich schnell, für den Hexa-Code benötigten unsere Freunde im Netz allerdings etwas mehr Zeit.

Wie hängt das Artwork damit zusammen, was zeigt die abgebildete Szene?
Das Artwork repräsentiert verschiedene Themen, die in den Songs aufgegriffen werden. Der Spiegel lehnt sich an die Geschichte des Narziss aus der griechischen Mythologie an. Eine Person wird durch seinen digitalen Avatar in einen Spiegel gezogen. Narzissmus, Digitalisierung und die Folgen für den Menschen und den sozialen Zerfall. Themen, die sich durch das ganze Album ziehen.

Gleich der Opener ist eine sehr Technologie-dystope Zukunftsvision – seid ihr der Zukunft gegenüber wirklich so skeptisch?
Eigentlich nicht, ich glaube aber, dass wir uns heute in vielerlei Hinsicht an einem Wendepunkt befinden – auch, aber nicht nur mit der Digitalisierung. Sie ist Chance und Bedrohung zugleich. Es wird sich zeigen, ob es uns gelingt, uns in die richtige Richtung zu bewegen, oder ob dieser Wendepunkt unsere Zerstörung sein wird.

Gemixt/Gemastert wurde das Album von Kristian Kohlmannslehner und Tom Porcell. Wie seid ihr auf die beiden gekommen, und warum waren sie die perfekte Wahl?
Kohle und Tom sind absolute Metalheads und haben großartige Alben produziert: Kristians Kohlekellerstudio hat schon viele gute und sehr erfolgreiche Alben hervorgebracht, beispielsweise von Aborted, Benighted, Cytotoxin und so weiter. Die Liste ist ziemlich lang. Auch mit der Produktion unseres Albums bin ich mehr als zufrieden. Die beiden, aber auch die Partner/Mitarbeiter im Studio (Kai und Nico) haben hervorragende Arbeit abgeliefert.

Auf einem Song habt ihr eine echte Genregröße dabei: Sonny Lambardozzi von Incantation. Wie kommt das?  Wir kennen Sonny schon eine ganze Weile, weil wir mit Incantation auf unserer ersten Tour waren. Ich glaube, Sonny hat unsere Musik gefallen und als wir während dem Songwriting zu unserem neuen Album ein kurzes Video auf Facebook veröffentlichten, hat er uns angehauen, ob er ein Solo einspielen könne. Da sagt man natürlich nicht Nein. (lacht)  Sonny hat einen tollen Beitrag zum Album geleistet und wir sind ihm hierfür sehr dankbar. Das war ein reiner Freundschaftsdienst, Geld ist keines geflossen.

Zuletzt wart ihr auf Tour mit Nile und Hate Eternal. Welche Erfahrungen habt ihr als Vorband einer solchen Tour gemacht?
Nur gute: Nile und Hate Eternal waren super nett zu uns und auch die Shows waren immer gut besucht. Für uns als Vorband war natürlich wichtig, dass möglichst viele Leute früh aufgekreuzt sind und das war tatsächlich praktisch immer so. Alles in allem eine extrem gelungene Tour.

Was war das Anstrengendste an dem Trip?
Sicher die Loads, also das Tragen des Equipments in und aus der Location. Das machen normalerweise die Vorbands – das ist schon etwas Arbeit. Das hat auch haftungstechnische Gründe. Macht aber auch Spaß, da beispielsweise ich als Bürohengst mal wieder mit den Händen arbeiten kann.

… und was war das Highlight?
Es gab viele: Aber das neue Album von Nile vorab zu hören war schon krass und irgendwie eine surreale Situation. Du sitzt mit Nile im Tourbus und hörst exklusiv ihr neues Werk an, das werde ich immer in Erinnerung behalten!
Und für mich im Speziellen war sicher ein absolutes Highlight, als ich mit Nile auf der Bühne „Black Seeds Of Vengeance“ performen durfte. Das war eine große Ehre für mich. Ich muss vielleicht dazusagen, dass Nile – aber auch Hate Eternal – zu meinen absoluten Lieblingsbands gehören.

Habt ihr durch den Trip Lust auf mehr bekommen, oder reicht es euch jetzt erst einmal wieder mit Touren?
Das war unsere vierte Tour und es wird sicher nicht die letzte gewesen sein. (lacht)

Zum Abschluss eine witzige Anekdote von der Tour?
Da gab es viele. (lacht) Ganz geil war, als in Italien während unserer ganzen Show Bon Jovi aus den Lautsprechern lief, weil der FOH vergessen hatte, die Fader runterzunehmen. Wir haben also quasi die Stage mit Bon Jovi geteilt. Geile Sache, oder? (lacht) „Bed Of Roses“, Motherfucker!

Vielen Dank für deine Zeit und Antworten. Zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Dein aktuelles Lieblingsalbum
: „Vile Nilotic Rites“ von Nile.
Karl Sanders: Netter Typ und ein großartiger Musiker.
Schweiz: Kühe
Death Metal: Nach wie vor meine erste Liebe – aber nicht die einzige!
Brexit: Willkommen im Klub
OMOPHAGIA in zehn Jahren: Alt (lacht)

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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