„Mr. Bad Guy“ nimmt eine spezielle Stellung in FREDDIE MERCURYs Discographie ein, ist es doch das einzige Soloalbum des legendären Sängers. Es wurde zwischen 1983 und 1985 in den Münchener Musicland Studios aufgenommen, während Queen eine Pause einlegten. Die elf Songs wurden allesamt von ihm selbst geschrieben und bedienen sich an Einflüssen aus Disco- und Dance-Musik. In den Notizen des Albums vermerkte MERCURY, dass es seinen vier Katzen und allen Katzenliebhabern gewidmet ist.
Bereits der Opener „Let’s Get It On“ verkörpert die nicht ganz neue Mischung aus Rock und Disco, wurde diese doch bereits mit „Another One Bites The Dust“ (1980) fast zur Perfektion getrieben, in positiver Weise. Über groovige Beats wird ein Gitarrensolo gelegt, dazu brilliert MERCURY mit seiner unverkennbaren Stimme. Im Anschluss folgen die Ballade „Made In Heaven“ und „I Was Born To Love You“, die von den verbliebenen Queen-Mitgliedern für das 1995 erschienene und zugleich letzte ihrer Studioalben „Made In Heaven“ neu instrumentiert wurden. Aber auch in ihrer ursprünglichen Version versprühen diese beiden Titel bereits diesen unverkennbaren Charme, der letztgenannten Song zur erfolgreichsten Single auf „Mr. Bad Guy“ machte.
„Foolin‘ Around“ besticht mit seinen Synthesizer-Sequenzen, die entfernt an Van Halens „Jump“ erinnern, während der Titelsong nicht nur im Intro Streicher einbindet und FREDDIE MERCURYs markantes Organ auf eine ganze neue Stufe heben kann. „There Must Be More To Life Than This“ wurde ursprünglich mit Michael Jackson aufgenommen; MERCURY brach die Zusammenarbeit jedoch vorzeitig ab, da er sich unwohl fühlte, weil der King Of Pop sein Lama mit ins Studio brachte. Jackson hingegen äußerte, dass er von MERCURYs Drogenkonsum genervt war. Doch auch die hier verwendete Fassung kann durch Klavier und intensive Vocals gefallen. Gleichzeitig bewegt sich kein Song so nah am wohlbekannten Sound von Queen.
Es folgt die Originalfassung von „Living On My Own“, das im 1993er Mix von No More Brothers zur erfolgreichsten Solosingle des Künstlers avancierte. In der hier vorliegenden rockigeren Version wirkt der Song dagegen etwas kraftlos, wenn er auch weit davon entfernt ist, als schlecht eingestuft werden zu können. „My Love Is Dangerous“ kokettiert mit Reggae-Klängen, wandelt sich aber in der zweiten Hälfte zu einer straighten Rocknummer. Das abschließende „Love Me Like There’s No Tomorrow“, das von MERCURYs Freundschaft zur Schauspielerin Barbara Valentin inspiriert wurde, beendet „Mr. Bad Guy“ mit einer hochkarätigen und der ewigen Sehnsucht des Sängers nach Liebe geprägten Ballade.
FREDDIE MERCURY war ein Ausnahmetalent, diesen Umstand muss man keinem Musikfan ausschweifend erklären. Mit Queen feierte er so weltweite Erfolge und schrieb einige Klassiker, von denen auch auf seinem Soloalbum „Mr. Bad Guy“ einige zu finden sind. Gerade die Mischung aus typischen Merkmalen seiner Hauptband und neuen Einflüssen macht dieses Release zu einem abwechslungsreichen, aber dadurch nicht minder intensiven Hörerlebnis. Sein schwieriges Privatleben, das in München vom offenen Ausleben in der Homosexuellenszene und der Beziehung zum Gastronomen Winfried Kirchberger geprägt war, spiegelt sich in den elf von Liebe dominierten Songs teils deutlich wider. Zwar kein Meilenstein wie viele Queen-Alben, dafür ein umso ehrlicheres Studiowerk, das in keiner FREDDIE-MERCURY-Sammlung fehlen sollte.
Wertung: 8 / 10