Review Voice Of Ruin – Acheron

Es gibt gewisse Bands, bei denen man sich gerne fragt, warum man sie nicht schon früher auf dem Schirm hatte: So nun geschehen bei VOICE OF RUIN. Die Schweizer touren schon seit 2008 um die Welt und standen auch schon mit diversen Genre-Größen gemeinsam auf einer Bühne. Nach dem Release ihres zweiten Albums im Jahre 2017, folgt schon zwei Jahre später der Nachfolger „Acheron“. Visuell stammt das Artwork vom gleichen Künstler, der unter anderem für die vorletzte Amorphis-Scheibe verantwortlich war. Umso spannender ist aber dennoch, was uns die Klangkunst offenbart.

Gefackelt wird zu Beginn nicht lange und der Opener sorgt bereits in den ersten Minuten für jede Menge Tempo- und Stimmungswechsel. Stilistisch lässt sich der Großteil im Melodic Death Metal anordnen, aber auch Symphonic-Black-Metal-Parts findet man stellenweise. Für größeren Aufschrei könnten aber die groovigen Songaufbauten und Breakdowns sorgen. Dabei orientiert man sich am ehesten an Bands wie Lamb Of God oder DevilDriver. Nicht neu aber absolut gelungen, sind die sägenden Tremolo-Picking-Parts, wie sie Amon Amarth und Hypocrisy in ihren besten Zeiten häufig in ihre Songs integrierten. In ein Genre lassen sich VOICE OF RUIN daher nicht unbedingt zwängen und das ist auch gut so. Ebenso wird des Öfteren mal die Handbremse gezogen, um in kurze instrumental gespielte Clean-Passagen überzugehen. Hierbei merkt man wieder, dass der Abwechslung eine hohe Priorität eingeräumt wurde. Dafür nehmen sich die Musiker auch etwas Zeit in ihren Stücken, ohne dass sie allzu sehr in progressive Gefilde driften und die Spielzeit auf sieben Minuten oder mehr ausdehnen.

Auf ein gewisses Konzept möchte die Band wohl aber hinaus, da sie ihre Inspirationen aus dunklen, epochalen Ereignissen schöpfen und sich ein ebenso düsteres, fiktionales Zukunftsbild vorstellen – passend zu den häufiger vorgetragenen Spoken-Word-Parts von Sänger Randy. Der Atmosphäre tut dies zwar keinen Abbruch, doch an manchen Stellen hätte man sich auch wieder normale Screams gewünscht. Aufgrund des Refrains erweist sich „Suffer – Recover“ als eines der eingängigsten Stücke: Lyrisch geht es hier natürlich um Sucht und Depressionen, aber dies ist nur ein Beispiel der eher üblichen Themen, die hier verarbeitet werden. Der Vocalist scheut sich auch nicht vor kleineren Experimenten und sorgt mit einem mächtigen Grunzer beispielsweise für den Schlussakt im Song „One Way Overdose“.

Die bereits erwähnten modernen Einflüsse lassen sich wirklich nicht von der Hand weisen. In „Rotting Crows“ regiert deutlich der Groove-Faktor, begleitet durch melodische Leadgitarren im Hintergrund. Außerdem verliert sich die Gitarrenfraktion nie in endlosen Soli oder stumpfen Wiederholungen, sondern setzt diese absolut songdienlich ein. Songs wie „Parasomnia“ oder „Dark Water“ setzen dagegen auf wütend-schnelle Ausbrüche und Stakkato-Riffing. Zur Produktion: Die Aufnahmen des legendären Studios Fredman sind allseits bekannt – veredelt wurde die Platte mit einem sehr wuchtigen, aber immer transparenten Klang. Für Fans des schwedischen Oldschool-Death-Metal wiederum wohl zu modern.

Ein paar Durchläufe sind allerdings vonnöten, bis sich wirklich einige der großen Momente im Kopf festsetzen. Wie schon zuvor erwähnt, darf man nicht mit der Erwartung herangehen, dass hier ein traditionelles Melodic-Death-Metal-Album abgeliefert wird. VOICE OF RUIN biedern sich trotz der modernen Ausrichtung mit diesem Output nicht der kommerziellen Masse an – sie bedienen sich zwar an einigen bewährten Zutaten, mischen diese aber noch mit einer eigenständigen Note. Man mag nur hoffen, dass die Jungs über den Status eines Geheimtipps hinauskommen. Schlussendlich machen die Schweizer vieles richtig und das Ergebnis ist ein sehr gelungenes Album, was einige melodische und vor allem abwechslungsreiche Akzente setzt.

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Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 14. Oktober 2019 von Metal1.info

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